„Das Bildnis des Dorian Gray“ vereint all die Dinge, die man an Oscar Wilde schätzt: Sinnlichkeit, clevere und geistreiche Bemerkungen, Moralphilosophie und ein Sittengemälde seiner Zeit. Gerade letzteres wird sowohl im Roman als auch in der Filmversion auf eine physische Ebene gehoben, denn ein Gemälde des hübschen jungen Mannes Dorian Gray (Ben Barnes, „Die Chroniken von Narnia“) ist Auslöser für eine vielschichtige Erzählung, die das Publikum seit über hundert Jahren fasziniert und auch abstößt.
Das Bildnis des Dorian Gray mit Ben Barnes und Colin Firth
Dorian Gray ist in jeder Hinsicht perfekt: Er ist reich, gebildet, wunderschön und Teil der englischen Oberschicht. Der Maler Basil Hallward (Ben Chaplin) fertigt ein Ganzkörperporträt Dorians an, durch das Lord Henry Wotton (Colin Firth, „Bridget Jones“) auf den jungen Mann aufmerksam wird. Dorian selbst erkennt erst durch das Gemälde seine eigene Schönheit und in einem Anflug von Angst und Narzissmus will er, dass das Bild an seiner Stelle altert.
Der Lord beginnt nun, Dorians Persönlichkeit nach seinen Vorstellungen zu formen: Ohne moralische Bedenken und nur Ausschweifungen gewidmet, wird aus ihm ein Dandy, den jeder liebt, der aber die gesamte Gesellschaft lediglich benutzt oder gegeneinander ausspielt. Doch sein Wunsch ging in Erfüllung und obwohl Dorian Gray weder altert noch andere Veränderungen seines Äußeren durchmacht, werden seine Sünden auf das Bild übertragen.
Die neue Verfilmung nach Oscar Wilde balanciert Horror und geistreichen Witz
Bereits 1910 wurde das 1891 veröffentlichte Buch zum ersten Male verfilmt. Seitdem folgten mindestens achtzehn weitere Kinoversionen und TV-Fassungen der kritischen Auseinandersetzung mit Moral und Ästhetik der viktorianischen Oberschicht. Die Deutungsmöglichkeiten sind vielfältig und reichen von der Philosophie über die Psychologie bis hin zur Tradition der „Gothic Novel“ und ihrem Doppelgängermotiv.
[youtube C95AYLTBIac&feature=fvst]Regisseur Oliver Parker hat sich bereits zweimal den Werken von Oscar Wilde gewidmet („An Ideal Husband“ und „The Importance of Being Earnest“). In „Das Bildnis des Dorian Gray“ nun zeigt er ein berauschtes, aber zugleich auch düsteres England des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts.
Die neue Adaption von „Das Bildnis des Dorian Gray“ wird am 15. April 2010 in den Kinos anlaufen.