Corona und die Brexit-Folgen: In Großbritannien bleiben viele Regale leer

Supermärkte mit Lücken im Sortiment, Ladenschließungen und verrottendes Gemüse auf den Feldern: Großbritannien kommt nach dem vollzogenen Brexit einfach nicht zur Ruhe.

Schuld daran ist die grassierende Delta-Variante im Land, aber auch die Spätfolgen des EU-Austritts der Briten spielen eine Rolle.

„Pingdemic“ als Folge der ansteigenden Infektionen

Pingdemic – das neue Wortspiel auf der Insel bezieht sich auf das pingende Geräusch, das die Warn-App macht, wenn wieder ein Angestellter auf der Insel wegen der dort um sich greifenden Delta-Variante vom Arbeitsplatz nach Hause geschickt wird. Hunderttausende müssen sich zurzeit isolieren, da die gefürchtete Variante des Coronavirus auf der Insel um sich greift.

Die Folge: Leere Regale bei Sainsbury’s, Tesco und Co, weil Mitarbeiter fehlen. Die Supermarktkette Iceland musste mangels Personal sogar mehrere Filialen schließen.

Etwa 620.000 Arbeitnehmer in England und Wales waren unlängst per App aufgefordert worden, wegen Kontakten zu Infizierten zehn Tage lang in Quarantäne zu gehen. Auch die Industrie und die Logistikbranche sind von dem plötzlichen Mangel an Personal betroffen: So hat beispielsweise die fleischverarbeitende Industrie bereits Alarm geschlagen, weil ihre Lieferketten kurz vor dem Kollaps stehen.

Der pandemisch bedingte Personalmangel fällt mit der Befreiung der Briten von den coronabedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens zusammen. Daraufhin wurden in einer Juliwoche bereits über 44.000 neu Infizierte registriert. Mittlerweile ist diese Zahl aber wieder gesunken.

Gemüse verrottet, weil Erntehelfer aus dem Ausland fehlen

Auch die britische Landwirtschaft hat Probleme: Den Bauern auf der Insel verrottet immer öfter das Obst und Gemüse auf ihren Feldern, weil nicht genügend Erntehelfer vorhanden sind. Die Ursache hierfür ist der Brexit, der seit diesem Januar endgültig in Kraft getreten ist. Er beschränkt die Freizügigkeit bei der Ein- und Ausreise aus dem Land.

Diese neuen Bürokratiebarrieren schrecken Erntehelfer aus dem Ausland ab. Zudem müssen britische Arbeitgeber eine sogenannte „Sponsorship Licence“ beantragen, wenn sie ausländische Arbeitnehmer ins Land holen wollen – allerdings gilt diese in erster Linie nur für ausgebildete, hochqualifizierte Arbeitskräfte.

Um drohenden Erntekatastrophen als Folge des Brexit entgegenzuwirken, hatte die britische Regierung in den letzten Jahren ein besonderes Visa-Programm für 30.000 Arbeitsstellen auf den Weg gebracht. Allerdings ist es für ausländische Erntehelfer umständlich und kostspielig, ein solches Visum zu erhalten. So benötigen sie zunächst eine Person aus Großbritannien, die für sie bürgt.

Dann kostet die Ausstellung des Visums rund 244 britische Pfund – das sind ungefähr 285 Euro. Für Staatsangehörige aus einigen europäischen Ländern wie Deutschland fällt die Gebühr um 55 Pfund günstiger aus. Diese Vergünstigung gilt allerdings nicht für die Länder, aus denen die meisten Erntehelfer kommen – in der Regel sind das Bulgarien und Rumänien.

Bürger aus diesen Staaten müssen die volle Gebühr entrichten, wenn sie in Großbritannien auf Feldern und Plantagen arbeiten wollen.

Bildnachweis: Pixabay, 665049, jbarsky0

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