Sie haben sich irgendwo im East End verlaufen und verstehen auf der Straße kein Wort? Und das, wo Sie mindestens Europalevel B1 haben? Dann sind Sie wohl mit dem Kopf gegen die St. Mary-Le-Bow gelaufen! Hat es Aua gemacht am loaf? Am bread? Am head? Tipp: Die Leute um Sie herum sprechen Cockney, der Dialekt derer, die sich als die wahren Londoner bezeichnen.
Der Soziologieprofessor Paul Kerswill hält Cockney für vom Aussterben bedroht. In den nächsten 30 Jahren soll die Sprache von anderen accents ersetzt werden, die von Immigranten und dem Umfeld auch englischer Jugendlicher in den Vierteln der „Cockneys“ gesprochen werden.
Damit Sie sich irgendwann nicht mehr fragen müssen, was diese eigentümliche Sprache einmal war, hier ihre Geschichte und ihr Gebrauch…
Cockney, die Sprache der Stadtmenschen und des Proletariats
Laut der etwa 500-jährigen Geschichte sind Cockneys solche, die im Hörradius der Kirchturmglocke von St. Mary-Le-Bow geboren wurden. Cockneys kommen aus dem Süden und dem Südosten Londons, das sich momentan mehr und mehr multikulturell wandelt. Davon bleibt auch die Sprache nicht verschont.
Der Name leitet sich aus der wenig ruhmreichen Bezeichnung cock“s egg ab, das sind deformierte Eier, die Hennen von Zeit zu Zeit legen. Mehr waren die Stadtmenschen nicht, für welche die Bauern vom Lande nicht viel übrig hatten. Der Ursprung des Namens ging bald vergessen, und nur der Name blieb.
Auch gebürtige Londoner haben echte Probleme, die ehemalige Geheimsprache zu verstehen, denn so eine war sie ursprünglich tatsächlich. Straßenhändler dachten sich ein Schema aus, nach dem sie Wörter ersetzten, um vor der Polizei unbeirrt in wahren Rätseln sprechen zu können. Aber die Polizei rüstete auf, lernte dazu und war bald ebenfalls des Cockneys mächtig.
Neben dem verschworen reimhaften Vokabularschema ist aber auch die Aussprache sehr eigen. Es bleibt also nicht nur das Vokabular ein Rätsel, sondern auch der Sprachklang. Sehen Sie hier:
[youtube WBQxU8K1uJw]Sie möchten ihn verstehen lernen?
Wie der Dialekt Cockney zu verstehen und zu sprechen ist
Zunächst einmal das Schema für die Wortfindung. Es wird ein Ausdruck gesucht, der sich auf das gemeinte Wort reimt. Das sich reimende Wort im Ausdruck wird in den meisten Fällen gestrichen und nur der sich nicht reimende Teil des Ausdrucks beibehalten. Die zu gebrauchenden Ausdrücke haben sich selbstverständlich konventionalisiert, andernfalls wäre eine verlässliche Verständigung über diesen Kode natürlich nicht möglich gewesen. Nur deshalb wurde das Sturz auf den loaf beim Laufen über den Ausdruck loaf of bread auch immer wieder richtig als ein Sturz auf den head – Kopf – verstanden.
Sie wollen sagen, dass Ihnen die Füße schmerzen? My feet hurt? Auf feet reimt sich plats of meat, Fleischplatten. Das sich reimende Wort meat samt Präposition of weglassen, es bleibt plats. Sie sagen also: My plats hurt. (Die Platten schmerzen.) Für den Unkundigen ergibt diese Auskunft nun keinen Sinn.
Wenn es nun so einfach wäre – der Unkundige dürfte nämlich schon an der Entschlüsselung der eigenwilligen Aussprache gescheitert sein. In Auszügen: das h wird nicht ausgesprochen, das scharfe th (thick) wird wie ein f, das weiche (bother) wie ein v gesprochen, das t spricht man gar nicht oder wird nur angedeutet. Vokale und Diphthonge klingen auch… ganz anders.
Richtig hieße es also: Ma plä-z -ää(d). Oder so ähnlich. Unser Versuch als Nicht-Muttersprachler.
Wenn Sie die vom Aussterben bedrohte Sprache lernen wollen, welche in den alten Vierteln noch gesprochen wird, in denen man noch bodenständige Küche serviert, dann versuchen Sie es doch mit dem Tutorial auf YouTube (s. weiterführende Links).
Die Viertel werden langsam moderner, schicker – lassen Sie sich nicht zu viel Zeit für einen geplanten Aufenthalt!
weiterführende Links:
http://www.tagesschau.de/ausland/londoncalling/londoncalling156.html