„Durch die Blume sagen“, „Lasst Blumen sprechen“ oder umgekehrt „Etwas ganz unverblümt sagen“, in unserer Sprache gibt es viele Hinweise auf die Kunst des „Blümelns“, wie die Blumensprache auch genannt wird. Populär wurde diese Art der Kommunikation, seitdem Lady Mary Wortley Montagu im 18 Jahrhundert ihren Mann, einen britischen Diplomaten, nach Istanbul begleitete, und dort im Serail die Bedeutung der Blumen (auch: Selamlik) entdeckte. Das prüde viktorianische Zeitalter, in denen Liebende es schwer hatten, ihre Gefühle zu zeigen, nahm diese Mode begeistert auf.
Je nach Art, Farbe, Anzahl, Alter und Zusammenstellung der einzelnen Blumen variiert die Aussage, ebenso wichtig ist, wie eine Dame ein für einen Ball geschenktes Bouquet trug. Waren die Blumen in die Frisur eingeflochten, bedeutete dies, dass sie kein großes Interesse hegte. Waren die Blümchen jedoch an der Brust befestigt, ließ sich das als ein „vielleicht “ deuten, und lagen sie über dem Herzen hieß dies, dass sie dieselben Gefühle hegte. Traurig war es, wenn der Verehrer einen geschlossen Korb mit Löwenmäulchen erhielt. Dies war eine eindeutige und endgültige Ablehnung – „er erhielt einen Korb“ – damit nicht jeder seine Abfuhr mitbekam.
Blumen: das bedeuten sie!
Akazie
- Die Akazie steht in der viktorianischen Welt für „Eleganz“. Jedoch ist ihr Symbolgehalt schon um ein Vielfaches älter, so wird sie im Alten Testament als das Zeichen für „Heil“ erwähnt und unter den Rosenkreuzern war sie die Verkörperung eines Einweihungsrituals.
Amaryllis
- Bekannt war die Amaryllis auch schon seit Abrahams Zeiten und noch heute ist sie eine der wichtigsten Zwiebelkulturen Israels. Als Antwort einer Comtesse bedeutete sie „Stolz“.
Anemone
- Der Begriff „Anemone“ entstammt dem griechischen Wort „anemos“ welches „Wind“ heißt. In der Antike symbolisierte sie Vergänglichkeit – in Anlehnung an die tragische Liebesgeschichte von Venus und Adonis, die Ovid überliefert. Adonis soll so schön gewesen sein, dass selbst die Schönheit des Pantheons schlechthin, Venus, ihm verfiel. Aber Mars, von tödlicher Eifersucht gequält, verwandelte sich in einen Eber und tötete Adonis. In ihrer unermesslichen Trauer verwandelte Venus sein Blut in eine purpurrote Anemone. Adonis verbringt nun die eine Hälfte des Jahres in der Unterwelt bei Proserpina, die schöne Hälfte des Jahres blüht er unter den Lebenden. Umso treffender, dass die Anemone im 18. Jahrhundert signalisierte „Ich kann warten!“
Alpenveilchen
- Das kleine, unschuldige Alpenveilchen drückt „Schüchternheit“ aus, dies steht ganz im Gegensatz zu seiner jahrtausendelangen Nutzung als Aphrodisiakum.
Basilikum
- Basilikum ist bereits als Grabbeigabe bei den alten Ägyptern verwendet worden. Die Römer nutzten es als Symbol des Hasses. Im Laufe der Zeit veränderte es aber seine Bedeutung, entwickelte sich immer mehr zu einem Zeichen der Sympathie und verkörperte schließlich „Gute Wünsche!“.
Brennnessel
- Die Brennnessel, das Unkraut in unseren Gärten. Strabo beschrieb sie im 9.Jahrhundert als „Pflanzen, auf deren Blätter Pfeile wachsen mit brennendem Gift.“ Lange Zeit vermutete man sie als Sitz eines dämonischen Wesens und nur wahrhaftige Jungfrauen, so wurde geglaubt, könnten sie berühren, ohne sich zu verletzten.
- Trotz dieses Aberglaubens wurde die Brennnessel immer als Heilpflanze genutzt. In der viktorianischen Epoche symbolisierte sie: „Ich habe dich durchschaut!“
Begonie
- Die Begonie steht für „finstere Gedanken“.
Belladonna
- Ihr lateinischer Name lautet „Atropa Belladonna“ und selten ist eine Pflanze mit so vielen schön-schaurigen Assoziationen besetzt wie diese. Der Name „Belladonna“ leitet sich vermutlich von dem italienischem „bella donna – schöne Frau“ ab und bezieht sich darauf, dass Frauen eine geringe Dosis der Pflanze einnahmen, um ihre Pupillen zu vergrößern. „Atropa“ ist zurückzuführen auf die griechische Göttin Atropos. Sie und ihre beiden Schwestern, Klotho und Lachesis, waren zusammen die Schicksalsgöttinnen. Klotho hat die Schicksalsfäden gesponnen, Lachesis ihre Dauer bestimmt und Atropos durchtrennte ihn am Ende. Atropos bedeutet auch „unabwendbar“.
- Im viktorianischen Zeitalter symbolisierte sie: „Du bist schön, aber gefährlich!“
Clematis
- Die Clematis wird auch als Mädchenname verwendet. Sie steht für „geistige Schönheit“.
Distel
- Die Nationalblume Schottlands hat sich bereits in der Bibel einen traurigen Ruf erworben. Sie war die Dornenkrone, die Jesus' Leid noch vergrößerte. Die Distel verkörperte Schmerz und Mühsal. Selbst in Great Britain symbolisierte sie: “ Die Sache ist mir zu gefährlich.“
Eibe
- Die Eibe vereint Gegensätze in sich. Da sie Schatten bevorzugt, ist sie eine Verbindung zur Unterwelt; sie symbolisiert Totenruhe. Aber ihre immergrünen Nadeln verkörpern die „ewige Liebe“.
Erdbeerblüte
- Die beliebte Pflanze signalisiert: „Du bist mir zu unreif!“
Fingerhut
- Es ist etwas untertrieben mit dem Fingerhut „Ich habe schon einmal schlechte Erfahrungen gemacht“ auszudrücken. Immerhin ist der Verzehr von zweien seiner Blütenblätter schon tödlich – da stellt sich die Frage, wie oft man mit ihm schlechte Erfahrungen machen kann.
Fuchsie
- Die Fuchsie vermittelt nur eine einfache, wunderschöne Nachricht: „Ich gehöre Dir!“
Gänseblümchen
- Das Gänseblümchen, auch Himmelsblume, Maiblume, Marienblümchen, Mondscheinblume, Tausendschön und, und, und genannt, erscheint nur so klein und unscheinbar. In Wahrheit wird die Pflanze schon seit Jahrtausenden geschätzt. Seine älteste Abbildung findet sich auf dem Ischtar-Tor der Babylonier, dass zugleich Stadttor und Zugangstor zur Prozessionsstraße Babylons war. Weiteren Ruhm erlangte es, als Ludwig der XIV. es, zusammen mit der Lilie, auf seinem Wappen verewigte.
- Im Zeitalter der Bälle und Reifröcke symbolisierte es jedoch seinen ersten Eindruck: „Unschuld!“
Geranie
- Die Geranie – die unbestrittene Königin der Balkone. Einige denken auch, sie sei die Königin der Spießer, aber das ist ja Ansichtssache. 1700 wurde die große, pflegeleichte Pflanze von Niederländern aus Südafrika mitgebracht und galt anfangs als Luxusgut. In der viktorianischen Ära versprach sie: „Ich erwarte Dich an bekannter Stelle.“
Gladiole
- Der Name „Gladiole“ ist auf den lateinischen Begriff „Gladius-Schwert“ zurückzuführen, da ihre Blätter die Form eines Schwertes haben. Kennen Sie den berühmten Ausspruch „Der Tod oder die Gladiolen“?
- Im Alten Rom überlebte bei den Gladiatorenkämpfen immer nur einer, entweder wurde man vom Tod ereilt oder von den begeisterten Zuschauern mit Gladiolen beworfen, die „Sieg“ und „Kraft“ ausstrahlten.
- Im 18. Jahrhundert sprach sie jedoch viel romantischere Worte: „Ich möchte mich mit Dir treffen.“
Hortensie
- Die Hortensie ist auf Hochzeiten sehr beliebt; jedoch nicht die Weißen, sie gelten nach wie vor als Friedhofsblume. Sie wurde getragen, um der anderen Person mitzuteilen, dass sie als „herzlos“ empfunden werde.
Kamille
- Die Kamille wurde lange Zeit nicht nur als Heilpflanze genutzt, sondern auch für Liebeszauber. Sie symbolisierte jedoch: „Ich ärgere mich über deine Eifersucht.“
Blaue Kornblume
- Die blaue Kornblume – so wunderschön sie auch ist – hat eine bewegte Vergangenheit. Im viktorianischen Zeitalter versprach sie noch „Verlass Dich auf meine Verschwiegenheit“. Danach geriet sie jedoch in den Strudel der nationalsozialistischen und antisemitischen Bewegung und ihr Tragen wurde zeitweise als „hochverräterisch“ verboten.
Löwenmaul
- Das Löwenmaul drückt sich deutlich aus: „Nein!“
Lavendel
- Lavendel gilt als Alleskönner. Sein Duft ist jedem vertraut, sein Öl weltbekannt, er vertreibt Blattläuse, stärkt das Immunsystem, hilft bei Krankheiten, ist als Gewürz zu benutzen, beruhigt und macht bei allem auch noch eine hübsche Erscheinung. Sein Name leitet sich vermutlich von dem lateinischen Wort „lavare – waschen“ ab.
- In der Selamlik verkörpert er jedoch „Misstrauen“.
Minze
- Die Legenden zur Minze sind vielfältig. Sie symbolisiert „Keuschheit“.
Margerite
- Die Margerite ist der „Prototyp“ des Spiels „Blütenblätter- abreißen-und-abzählen, ob-er/sie-mich-liebt“. Umso treffender, dass Verliebte durch Tragen der Margerite sich fragen konnten: „Liebst du mich?“
Roter Mohn
- Der Rote Mohn bedeutete „Trost“. Beim Anblick eines leuchtendroten Mohnfeldes offenbart sich von selbst, warum der Mohn Lebensfreude und Fröhlichkeit verbreitet.
Narzisse
- Die Narzisse bezieht sich, laut der antiken Legende, auf Narziss. Die Geschichte existiert in mehreren Varianten, doch sicherlich ist Ovids Überlieferung die bekannteste. So habe der wunderschöne Jüngling Narziss an einem Fluss gesessen und sein Spiegelbild im Wasser erblickt, dieses empfand er als so schön, dass er sich verliebte (daher der Begriff „Narzissmus“). Bei dem Versuch, sein eigenes Spiegelbild zu ergreifen, fiel er ins Wasser und ertrank. Später wurde er in eine Narzisse verwandelt.
- In der Selamlik signalisiert die Narzisse „Achtung und Respekt“.
Pfingstrose
- Die sowohl in der Kunst als auch in der Literatur sehr beliebte Blume verkörperte in der christlichen Symbolik lange Zeit Reichtum, Heilung, Heil und Schönheit. Verliebte nutzten sie, um zuzugeben: „Ich muss Dir ein Geständnis machen.“
Quitte
- Die Quitte symbolisiert „Versuchung“.
Ranunkel
- Die Ranunkel drückt sich ebenso kurz wie charmant aus: „Du bist zauberhaft“.
Rhododendron
- Der Name „Rhododendron“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet „Rosenbaum“. Die Pflanze ist vor allem für Tiere und Kinder sehr giftig, daran entwickelte sich möglicherweise ihre Botschaft: „Es droht Gefahr.“
Ringelblume
- Die Ringelblume stellt die Frage: „Warum quälst du mich?“ Neben der Margerite ist auch sie eine Klassikerin des „Sie/Er-liebt mich, liebt-mich-nicht“. Diese Verwendung könnte zu ihrer Symbolik beigetragen haben.
- Früher wurde geglaubt, ihr Pflücken verursache Gewitter.
Rosen
- Rosen sind sicherlich die symbolträchtigsten Pflanzen und stehen schon seit Jahrtausenden im Zeichen der Liebe. Die weiße Rose verkörpert „heimliche Liebe“, die rosa Rose „zärtliche Liebe“, die gelbe Rose „Ich verzeihe Dir“ und die rote Rose „Ich liebe Dich“.
Tausendgüldenkraut
- Das Tausendgüldenkraut wird auch Bitterkraut, Fieberkraut oder Gottesgnadenkraut genannt. Die Arzneipflanze ist inzwischen so selten geworden, dass sie unter strengem Naturschutz steht. Sie impliziert: „Du liebst nur mein Geld.“
Tulpe
- Die Tulpe wird mit vor allem mit der Türkei und den Niederlanden assoziiert. Ursprünglich kommt sie aus dem Orient und findet sich auch in vielen persischen Schriften wieder. Die Osmanen brachten sie im 15. und 16. Jahrhundert nach Europa. Für sie war die Tulpe eine der kostbarsten Blumen und als Symbol für Fruchtbarkeit und Liebe ist sie immer noch die Nationalblume der Türkei.
- Bei ihrem Feldzug in Europa fand sie vor allem in den Niederlanden großen Anklang. Es wurden speziellen Sorten gezüchtet, auf die an der Börse spekuliert wurden. Es entstand die reinste Tulpenmanie! Bis die Kurse fielen, der Hype zusammenbrach – seitdem ist die Tulpe auch ein Symbol für schwarze Börsentage!
- In der Liebe ist sie aber immer noch das Pendant einer Liebeserklärung!
Ackerwinde
- Der Legende nach soll die Mutter Gottes aus der Blüte der Ackerwinde ein „Glas“ Wein getrunken haben.
- In der Selamlik symbolisiert sie: „Mich wirst Du nicht los.“
Weißdorn
- Der Weißdorn, dessen heilende Kräfte lange Zeit unbekannt waren, ist tief im Aberglauben verstrickt. Ihm wird nachgesagt, er könne böse Geister abwehren und vor Verhexung schützen. Es wurde geglaubt, dass er als Wohnstätte für Elfen diene, daher wurden z.B. Stofffetzen in seine Äste geflochten, die die Elfen veranlassen sollten, dem Spender zu helfen. Des Weiteren sollte er Babys davor beschützen können von Feen ausgetauscht zu werden. In der Sprache der Liebenden signalisiert er: „Seien wir vorsichtig.“
Zinnie
- Die Zinnie, die ursprünglich aus Mexiko stammt, drückt aus: „In Gedanken an einen abwesenden Freund.“
Zypresse
- Die älteste gefundene Zypresse der Welt ist zwischen 12 und 15 Millionen Jahre alt. Sie signalisiert: „Ich bin todunglücklich.“
Basilikum ist für mich ein tolles Gewürz auf Nudeln und anderen zubereiteten Lebensmitteln.
Super Auflistung, vielen herzlichen Dank!
Beim Artikel Blumen und ihre Bedeutung ist die Nr. 29 Ranunkel beschrieben, aber abgebildet ist eine Akelei. Das sollte bei einer Gartenzeitschrift besser nicht passieren!?!
Hallo Christine,vielen Dank für den Hinweis! Da müssen wir mit den Bildern etwas durcheinander gekommen sein!Beste Grüße aus der Redaktion!