Eines frühen Morgens sieht Raimund Gregorius eine Frau auf der Brücke auf dem Weg zur Arbeit. Ihre Begegnung bringt bei Gregorius Gedankenwelten in Bewegung, die er lange verschüttet glaubte. Er kehrt der Schule, in der er seit 30 Jahren unterrichtet, den Rücken und bricht auf in ein Abenteuer.
Wir alle kennen solche Momente in denen wir uns wünschen, aus unserem Leben, so wie es momentan ist, herauszuschlüpfen wie aus einer zweiten Haut. Vielleicht gerade in der Urlaubszeit, wo wir andere Kulturen und Lebensgewohnheiten kennenlernen und uns fragen, was wohl aus uns geworden wäre wenn … ja wenn wir nach der Ausbildung den Job in einen fernen Land angenommen hätten, wenn wir damals die Beziehung mit dem Jugendschwarm weitergeführt hätten, Arzt in Afrika oder Zimmermann in Australien geworden wären. Ungelebte Möglichkeiten.
Gregorius will gleich alles auf einmal: eine neue Sprache lernen (portugiesisch), die lebt! Im Gegensatz zu den sogenannten toten Sprachen Latein, Griechisch und Alt Hebräisch. Zum ersten Mal reist er nach Portugal, erkundet die Stadt, lernt die Sprache mit Hilfe von Wörterbuch, Grammatik und einem Buch, das ihn fasziniert.
Der Autor ist seit langem tot, doch Gregorius begibt sich auf die Suche nach den Menschen, die ihn kannten, nach Überlebenden seiner Familie, nach dem Haus, in dem er lebte, der Schule, die er besuchte. Auf diesem teilweise beschwerlichen Weg trifft der Protagonist auf freundliche Menschen, die ihm bereitwillig helfen. Das ist vielleicht das einzig Negative, das ich anmerken möchte: es läuft ein bisschen zu perfekt, wirkt dadurch unrealistisch. Trotzdem hat mich der Autor bei der Stange halten können. Was der Leser während der Lektüre über das Land, die Leute, Geschichte und Sprache kennenlernt, ist sehr interessant.
Das offene Ende – oder je nachdem, wie man es sieht auch depressive Ende – lässt Raum für Spekulationen, die unweigerlich zum eigenen Leben, dessen Hauptweg und alternativen Strassen, führen. Ein wirklich lesenswertes Buch, dass die Gemüter allerdings hochschlagen lässt. Entweder man liebt Nachtzug nach Lissabon oder hasst es, weil es zu schmalzig daherkommt. Ich war aber von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und bin gern bereit, mich noch auf andere Bücher des Autors mit Pseudonym einzulassen.
Foto des Buchcovers von amazon.de
hallo junge frau, werden sie mir nicht zu idyllisch. wie sahen denn die 35 cent aus? es könnten 3 bis x münzen gewesen sein. in dieser form verliert niemand geld. wahrscheinlich gehörts dem zeitungsmann. gibts in den staaten für 35 cent ein eis?ansonsten ein sehr poetischer text, vieles gut beobachtet. ich warte auf den nächsten artikel.w.
Lieber Leser, da will es ja jemand genau wissen, ein sehr aufmerksamer Leser! Es waren 3 zehn Cent Muenzen und ein Fuenfer. Das wird wohl von den Bauarbeitern sein. Hier zahlt man immer mit Scheinen, niemand gibt die 15 Cent, wenn was 3 Dollar 15 kostet. Also hat er die wohl wieder rausgekriegt und dann lose in seine Tasche gesteckt.Und: der Eismann kennt mich mittlerweile und ich habe ihm das Restgeld am naechsten Tag gebracht 🙂
Ich habe das Buch auch, allerdings erst halb gelesen, deshalb habe ich Deinen Post nur überflogen. Melde mich die nächsten Tage bei Dir. Du weißt schon warum! Gruß aus Wales…..!!Lissabon reizt mich. Da bin ich noch nicht gewesen, Annette.