2003 gründete der frisch gebackene Versicherungskaufmann Mehmet E. Göker seine eigene Firma und das Konzept scheint aufzugehen. Bereits drei Jahre später hat er seine erste Million erwirtschaftet, beschäftigt 150 Mitarbeiter und beginnt einen sektenähnlichen Personenkult um sich selbst. In den nächsten Jahren geht es immer noch steil bergauf: Luxusshopping mit herausragenden Mitarbeitern, Plaudereien mit Guido Westerwelle, Göker und seine liebsten Mitarbeiter lassen sich das Firmenlogo auf das Handgelenk tätowieren, teure Autos, geschmacklose Witze und exorbitante Jubelfeiern bei Erfolgen sind nur Auszüge seines maßlosen Lebens.
Bis die Firma in finanzielle Schwierigkeiten und Göker ins Visier des Finanzamtes gerät. 2011 ist das Unternehmen pleite und der Versicherungsvertreter Mehmet Göker ist angeklagt wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und des Betrugs. Mit seinen ca. 20 Millionen Schulden ist er nun Angestellter bei der „Göker Consulting Group“, einer Versicherungsgesellschaft, die seiner Mutter gehört.
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Versicherungsvertreter – Mehmet Göker: „ein interessanter Typ!“
So empfindet der Regisseur Klaus Stern seinen Hauptdarsteller. Fünf Jahre lang hat der Dokumentationsfilmer, der sich schon in seinen anderen Werken „Weltmarktführer- Die Geschichte des Tan Siekmann“ und „Henners Traum- Das größte Tourismus-Projekt Europas“ mit Erfolg und Größenwahnsinn auseinandersetzte, Mehmet Göker begleitet. Er zeigt den Aufstieg des jungen Mannes, der erst spät zuhause auszog, die Gründung der Kasseler Versicherungsfirma MEG AG, ihren Erfolg und den Abstieg.
Stern selbst erklärt, dass er einfach fasziniert sei von Menschen, die Ambitionen haben, seien sie nun realistisch oder nicht, daher sei Göker für ihn ein interessanter Typ. Und obgleich zwischen den beiden unterschiedlichen Männern nie eine Freundschaft entstand, ist der Film keine Anklage gegen Göker, sondern zeigt durchaus auch sympathische Seiten. Die Dokumentation wirkt fesselnd, da Stern die Ereignisse nicht chronologisch aufrollt, sondern in erzählerischen Bögen auf eine dramaturgische Zuspitzung zusteuert.
Versicherungsvertreter Mehmet Göker: zu viel Aufmerksamkeit?
Sicherlich, es gibt immer viele Wahrheiten. Aber der Film, der viel Material von privaten Handyfilmen und firmeninternen Videos von Feiern enthält, zeigt einen selbstverliebten Tyrannen, der Mitarbeiter wechselnd drangsaliert, manipuliert oder sich von ihnen in den Himmel loben lässt und definitiv nicht das Idealbild eines verantwortungsbewußten und gerechten Chefs. Übrigens: Ein Interesse Gökers, die Schulden zurückbezahlen, die er noch bei vielen Versicherungen und Privatleuten hat, scheint nicht vorhanden. Göker scheint weder jemals ein Vorbild gewesen zu sein, noch zeigt er inzwischen Reue.
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Und leider erklärt Stern in seinem Film die Maschen der Versicherungsfirmen und das Prinzip des Schneeballsystems, das Göker wiederholt vorgewurfen wurde, zu wenig, als dass der Film einen aufklärerischen Charakter hat. So bleibt der schlechte Nachgeschmack, dass schlechtes Verhalten im Nachhinein legendenhaft stilisiert wird und dass man nur „großen Mist bauen muss“, um „cool“ zu sein.
„Versicherungsvertreter- Die erstaunliche Karriere des Mehmet Göker!
Regie: Klaus Stern
Land: Deutschland 2011
Darsteller: Mehmet Göker
Genre: Dokumentationsfilm
Länge: 79 Minuten
Facebook: https://www.facebook.com/VersicherungsvertreterDerFilm
Homepage
Kinostart: 08.03.2012
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