Plötzlich ist Aufbruchstimmung in Wolfsburg, wie man sie in der aktuellen Saison nicht mehr erwartet hatte. Die Partie VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund ist in der derzeitigen Form beider Teams ein echtes Topspiel und wird den Fans aller Voraussicht nach hochklassigen Fußball mit zwei offensiv ausgerichteten Mannschaften und vielen Torchancen bieten. Dass der BVB zu Galafußball fähig ist, bewies er erst jüngst wieder in Köln und beim Spiel des Jahres gegen Stuttgart. Aber auch die Wolfsburger gehören plötzlich wieder zu den starken Teams der Liga und machen sich berechtigte Hoffnungen, in der kommenden Saison an der Europa League teilnehmen zu können. Welche Richtung weist den beiden Konkurrenten das wichtige Aufeinandertreffen am 29. Spieltag?
VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund: Zick-Zack-Kurs nach oben beim VfL?
Der Überraschungsmeister von 2009 hatte in diesem Jahr bisher wenig Grund zur Freude. Sogar der Heilsbringer und Meistermacher Felix Magath schien dem oft so farblos wirkenden Club aus Ostniedersachsen kein Leben einhauchen zu können. Mit wenig Inspiration, viel Krampf und ständig wechselnden Aufstellungen dümpelte Magaths Team durch die Liga. Nach der Hinrunde waren die Grünen noch das schwächste Auswärtsteam und in der Tabelle stand ein Mittelfeldplatz zu Buche, der eher zu einem besorgten Blick in Richtung Abstiegsplätze Anlass gab als auf die begehrten internationalen Plätze zu schielen. In den ersten sechs Spielen der Rückrunde gab es zwei schmeichelhafte Siege gegen Köln und Freiburg, dazu aber drei Niederlagen und ein 0:0 der besseren Sorte gegen Mönchengladbach. Wenig schien darauf hin zu deuten, dass das Jahr noch halbwegs vernünftig abgeschlossen werden konnte und sogar der lange unumstritten herrschende Felix Magath geriet ins Wanken. All seine Umstellungen und Transferbemühungen schienen nichts zu nutzen und der VfL geriet hier und da schon zur Lachnummer aufgrund des aufgeblähten Kaders, in dem ein Spieler nach dem anderen getestet und wieder verworfen wurde, ohne dass sich langfristiger Erfolg einstellte. Doch dann gestaltete sich eine unerwartet positive Entwicklung, von der man noch nicht weiß, ob sie tatsächlich dauerhafte Wirkung hat, die sich aber in einem Mann materialisierte: Patrick Helmes. Der zu Saisonbeginn schon verworfene Stürmer legte am 10. März beim kämpferisch überzeugenden 3:2 gegen Leverkusen mit einem Tor und einer hervorragenden Leistung den Grundstein für die Wende im Spiel und vielleicht die ganze Saison. Der frühere Kölner, dem man schon nachsagte, er verschludere sein Talent, machte sechs Treffer in den letzten sechs Spielen. Wolfsburg erreichte in der selben Zeit stolze 13 Punkte und gewann die letzten vier Partien in meist überzeugender Art und Weise. Mit 40 Punkten hat der VfL endgültig nichts mehr mit dem Abstieg zu tun, hat vielmehr nur einen Punkt Rückstand auf Platz 5 – obwohl man selbst nur 9. ist. Somit balgen sich also fünf Mannschaften um die Europa League und die aktuelle Form spricht dafür, dass Wolfsburg am Ende eine der drei sein könnte, die das internationale Geschäft auch tatsächlich erreichen. Doch ist Magaths Team in nur vier Wochen wirklich so stark geworden?
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Um die Situation etwas zu relativieren, sollte man zunächst wohl einen Blick auf das Torverhältnis werfen: 40:49 steht dort zu Buche, also eine deutlich negative Differenz von -9 und zudem eine Anzahl von Gegentoren, die eher einem potentiellen Absteiger gleich kommt. Der punktgleiche Mitkonkurrent VfB Stuttgart hat dagegen +10 aufzuweisen. Man merkt, der VfL hat seine Schwierigkeiten in der Abwehr, erhielt auch in den siegreichen Partien jeweils mindestens ein Gegentor. Dass Wolfsburg der Europa League plötzlich so nah steht, liegt außerdem auch an der Schwäche der Konkurrenz. Die schon davon geeilten Bremer und Leverkusener ereilte zuletzte eine selten gesehene Formschwäche und Verletzungsmisere. In der selben Zeit, in der Wolfsburg viermal gewann, konnte Leverkusen keinen einzigen und Bremen gerade vier Pünktchen ergattern. Nur dadurch konnten neben den Wolfsburgern auch Hannover und Stuttgart noch einmal herankommen. Der VfL hatte zudem in der letzten Zeit nur schwächere Teams als Gegner. Neben Leverkusen würden noch Nürnberg, Hamburg und Hertha besiegt – zwar verdient und dominant, aber eben auch nicht mehr. Nun müssen Magaths Jungs beweisen, dass sie tatsächlich mehr sind als ein Mittelfeldteam, denn es geht bis zum Ende fast ausnahmslos gegen starke Gegner aus der oberen Tabellenhälfte. Dreimal gegen die direkte Konkurrenz aus Hannover, Bremen und Stuttgart und am kommenden Wochenende gegen den amtierenden deutschen Meister aus Dortmund.
VfL Wolfsburg gegen Borussia Dortmund: Wie meisterlich ist der BVB?
Lobeshmynen und Begeisterungsstürme gab es zuletzt für Jürgen Klopps Mannschaft. Nach einigen schwächeren Leistungen mit hart erkämpften und glücklichen Siegen wie gegen Bremen und im Pokal gegen Fürth (jeweils 1:0) trumpften die Schwarz-Gelben zunächst in Köln auf und überfuhren den FC mit 6:1. Und dann gab es dieses unfassbare 4:4 gegen den VfB Stuttgart, welches allerseits viel umjubelt wurde, und doch einen mehr als faden Beigeschmack für die BVB-Anhänger hatte: es war eben nur ein Unentschieden. Das Auf und Ab und die scheinbar glückliche Wende durch die späten Dortmunder Tore durch Hummels und Perisic wurde am Ende durch Christian Gentners Ausgleich in der Nachspielzeit beantwortet. Jürgen Klopp freute sich zwar über die Show, die sein Team geboten hatte und weiß, dass er für solche Tage Fußballtrainer ist, doch insgeheim wird er sich natürlich geärgert haben. Meisterkonkurrent Bayern München schaffte am nächsten Tag zwar nur ein recht müdes 1:0 in Nürnberg, konnte aber dennoch nach Punkten aufholen. Zudem bewiesen die Münchener daraufhin beim 2:0-Sieg gegen Marseille, in welcher großartigen Verfassung sie vor allem zu Hause auftreten können. Der BVB hat nun noch drei Punkte Vorsprung auf die Bayern und das schlechtere Torverhältnis. Nun fiebert man bereits dem großen Duell mit dem Titelrivalen in einer Woche im Westfalenstadion entgegen. Doch zuvor gibt es noch die lästig wirkende aber höchst anspruchsvolle Partie in Wolfsburg zu bewältigen, um in das Meisterduell weiterhin mit einem Vorsprung zu gehen. Jürgen Klopp wird seiner Elf daher höchste Konzentration für dieses Spiel einimpfen. Spielerisch sollte die Aufgabe in jedem Fall lösbar sein und doch sind gerade Magaths Mannschaften immer für einen taktischen Schachzug gut, der auch gute Mannschaften aus der Bahn werfen kann. Im Hinspiel war dies allerdings nicht der Fall: Dortmund düpierte den VfL damals mit 5:1.
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Prognose: Auch wenn die Dortmunder es abstreiten werden: Sie werden im Hinterkopf schon das Spiel gegen Bayern München haben. Ohne Frage haben sie dennoch eine gute Siegchance in Wolfsburg, doch der VfL ist derzeit torhungrig und kann auch gegen den BVB zweimal einnetzen, so dass die Dortmunder wieder einmal an der Chancenverwertung und einigen ungewohnten Löchern in der Abwehr scheitern. Der BVB reist mit einem 2:2 aus Niedersachsen ab und hat vor dem Topspiel nur noch einen hauchdünnen tabellarischen Vorsprung, während Wolsfburg weiter auf Kurs Europa bleibt.
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Wird schwer. Wolfsburg ist nicht schlecht drauf, gewisser Druck ist nun da.Wird eine Frage der Konzentration. Ich denke Kloppo ist sehr gefordert und wird die Spieler richtig einstellen müssen, damit es zum Sieg reicht. 1:2 Auswärtssieg.