Road Rage: Richard Matheson meets Stephen King

„Road Rage“, so nennt man das Phänomen der unbeschreiblichen Aggression, die so manchen Autofahrer überkommt, wenn er nicht so schnell dorthin kommt, wie er möchte. Road Rage kann geradezu unheimliche Ausmaße annehmen und richtgehend gefährlich werden.

Road Rage auf amerikanischen Autobahnen

Genau das behandelt Richard Matheson – Einer der großen Horror Autoren – in seiner Kurzgeschichte „Duell“ so nervenaufreibend, dass Steven Spielbergs gleichnamige Film-Adaption noch heute ein Klassiker des Horror-Genres ist.
Dort wird ein ahnungsloser Autofahrer von einem herunter gekommenen, mysteriösen Truck verfolgt und muss letzten Endes um sein Leben fahren.

Stephen King und Joe Hill: Throttle

Stephen King und sein Sohn Joe Hill (mittlerweile als Autor mehr als eigenständig) haben sich schon damals überlegt, wie sie in so einer Situation reagieren würden, ließen sich auf Autofahrten einen kalten Schauer über den Rücken jagen bei dem Gedanken daran, an ebenso einen Truck zu geraten. Ein paar Jahrzehnte später huldigen sie ihrem Helden mit einer Neuinterpretation, die in einer Anthologie zu Ehren Mathesons entstand.
Nun gibt es beide Geschichten auch als Graphic Novel, adaptiert von Chris Ryall und mit zwei sehr unterschiedlichen Herangehensweisen.
 
„Full Throttle“ nennt man das Durchdrücken des Gaspedals, in der Vater-Sohn Kollaboration geht es dementsprechend um eine Biker Gang, die nach einem verpatzten Deal von einem Truck verfolgt wird. Die Adaption der spannenden Kurzgeschichte ist Ryall gut gelungen, allerdings ist die zeichnerische Umsetzung von Nelson Daniel leider nicht ganz so erfolgreich, was allerdings nur daran liegt, dass man den Protagonisten ihr Alter nicht ansehen kann, daher alle Biker wie Anfang 30 aussehen.

Das wäre an und für sich kein Problem, wenn die Gang nicht aus zwei Generationen bestünde, darunter auch Vater und Sohn, die sich visuell zwar durch ihren Haarschnitt, jedoch nicht durch ihre Gesichter als unterschiedlich alt ausmachen lassen. Was in der Novelle und in dem sehr guten Hörbuch klar und auch wichtig für den Plotverlauf ist, kann also in der Comic Adaption anfänglich für Verwirrung sorgen, da man nicht erkennt, wer zur alten Gang gehört und wer zu den Jungspunden.
Davon abgesehen hat Daniel jedoch gerade für die technischen Details der Maschinen und des Trucks, sowie des Gefühls auf der Straße ein Händchen, so dass die Geschwindigkeit und die Todesangst deutlich aus den Seiten heraus sickern.

Richard Matheson: „Duell“

Für Mathesons Klassiker wurde ein völlig anderer Stil verwendet, Rafa Garress erinnert an Bukowsky Comics, hat sogar etwas von Gonzo, seine kruden, verwaschenen Gesichter und die erdig gehaltenen Farben sorgen eher dafür, die innere Anspannung und Panik des Protagonisten darzustellen als sich auf die technische Seite der Gefährte zu konzentrieren. Das trägt zu dem psychologischen Druck bei, der dem Original (auch im Film) den letzten Schliff verpasst.
Gerade das verstärkt den Wunsch, dass Mathesons Adaption vor der modernen Version platziert worden wäre, da so auch die Story von King und Hill besser und zufriedenstellender gewirkt hätte (dem Leser sei also empfohlen, sie anders herum zu lesen).

Im Großen und Ganzen ist  dieses Buch ein liebevoll ausgeführtes Projekt, das spannend, gut adaptiert, aber leider nicht perfekt ausgefallen ist. Dennoch, eine Gegenüberstellung von Klassikern und den Geschichten, die durch sie inspiriert wurden, wäre eine mehrteilige Serie wert, die nicht nur Comicfans zu schätzen wissen würden und eine Zusammenarbeit von King und Hill kann man sowieso immer begrüßen.

„Road Rage“ ist über Panini erhältlich.

  • 12,95€
  • 104 Seiten
  • Softcover

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