Mit „The Artist“ wagt Regisseur Michel Hazanavicius einen Stummfilm in modernen Zeiten: Er erzählt die Geschichte eines Schauspielers, der auf der Höhe seines Starruhms von der Technik überrannt wird und sich nicht anpassen kann. Anders als in Mel Brooks‘ „Silent Movie“, das als humoreske Hommage an die Stummfilm-Ära gewertet werden kann, ist „The Artist“ ein Film, der quasi aus seiner Zeit gefallen ist.
The Artist: Fall eines Stummfilmstars
George Valentin (Jean Dujardin als perfekte Rudolph-Valentino-Adaption) ist der gefeierte Star romantischer Abenteuerfilme, seine Popularität ungebrochen. Als er die attraktive und talentierte Peppy Miller (Bérénice Bejo) trifft, ist der charmante Lebemann von der aufstrebenden Schauspielerin, die bis hierhin nur als Statistin arbeitete, sofort begeistert. Doch die Ankunft des Tonfilms lässt Valentins Stern sinken – während Peppy in der neuen Technik eine eigene Ausdrucksform findet und sich ihr Ruhm in kurzer Zeit vervielfacht.
Jean Dujardin, hierzulande vermutlich am ehesten durch die von Oliver Kalkofe synchronisierten Agentenfilmparodien um „OSS 117“ bekannt, ist eine brillante Besetzung für den Stummfilmstar – nicht zuletzt durch sein klassisches „Heldengesicht“ und sein Schauspiel, das an Douglas Fairbanks Sr. und andere kontemporäre Leinwandstars erinnert. Bérénice Bejo schlägt derweil die Brücke zwischen den unterschiedlichen Schauspielstilen der älteren und jüngeren Vergangenheit und der Moderne. John Goodman, der hier einen Hollywood-Produzenten à la Jack Warner, komplett mit Dauerzigarre im Mundwinkel, gibt, hat sichtliches Vergnügen, und Auftritte von James Cromwell und Malcolm McDowell machen die internationale Besetzung in der französischen Produktion komplett.
Jean Dujardin, John Goodman und Bérénice Bejo in einem Stummfilm
Anders als etwa bei „Call of Cthulhu“, dem auf H. P. Lovecrafts Kurzgeschichte basierendem Stummfilm aus dem Jahr 2005, wird in „The Artist“ auf eine allzu genaue Wiedergabe damaliger Filmtechniken und -materialien verzichtet, zugunsten des Schauspiels und der Möglichkeiten, einen Film ohne Ton zu erzählen. Die gelungene Aufbereitung schließt auch Texttafeln mit ein, Filmmusik-Nuancen und eine ergreifenden Szene, in der die Verzweiflung über die Unanwendbarkeit der eigenen Stimme George Valentin überwältigt.
Regisseur Michel Hazanavicius und Produzent Thomas Langmann greifen dem kommenden Bio-Pic „Silent Life“ von Isabella Rosselini über Rudolph Valentino vor – ihr Künstler mag erfunden sein, seine Geschichte aber ist exemplarisch und sollte nicht nur Film-Aficionados begeistern, wenn er am 26. Januar 2012 anläuft.
The Artist
Buch und Regie: Michel Hazanavicius
Produzent: Thomas Langmann
Mit: Jean Dujardin, John Goodman, Bérénice Bejo, James Cromwell, Malcolm McDowell
Studio: La Petite Reine, ARP Sélection
Kinostart: 26. Januar 2012