Im Herbst 1955, genauer in der Nacht vom 6. zum 7. September, wurden Wohnungen und Läden von Nicht-Muslimen in der Türkei von einem aufgebrachten Mob verwüstet und geplündert. In diesem nationalistischen Umfeld befindet sich auch der junge Jurastudent Behcet im Istanbuler Stadteil Beyoglu.
Von seinem Fenster aus sieht er seine Nachbarin Elena, deren Lebenssituation diametral zu der Behcets steht: Sie ist keine Muslimin, Griechin und Prostituierte, ihre Großmutter, die selbst Prostituierte war, bietet sie hohen Bürokraten an. Behcet befindet sich nicht nur in einem moralischen Dilemma, als er sich in Elena verliebt.
Kurz vor den Ausschreitungen wird Behcets Freund Suat, der als linker Journalist eine völlig andere politische Meinung vertritt, von den Leuten Kenan Beys, Behcets Mentor, erschlagen. Behcets Leben wird von Grund auf erschüttert.
Güz Sancisi – Herbstleid wird die türkische Geschichte aufgearbeitet
„Güz Sancisi – Herbstleid“ ist ein mutiger Film, dem eine Phase der türkischen Geschichte zu Grunde liegt, die noch immer für Missstimmung sorgt. 2005 gab es Anschläge auf eine Ausstellung, die sich mit den Ausschreitungen vom 06./07.09.1955 beschäftigte.
Tomris Giritlioglu ist es mit „Güz Sancisi“ gelungen, einen sowohl kritischen Blick auf die verschiedenen politischen Lager in der Türkei des Jahres 1955 zu werfen, als auch die unmögliche Liebe von Behcet und Elena ohne unnötigen Pathos zu inszenieren.
Am 30. April 2009 wird „Güz Sancisi“ in die Kinos in Deutschland kommen.
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Ich habe mir den Film gestern abend angesehen und war sehr bewegt.
Michael Eibl
Ich stimme zu, dass dies ein mutiger Film ist und tatsächlich ohne Pathos auskommt. Dies ist der Regisseurin Tomris Giritlioglu und den Schauspielern zu verdanken, die es verstehen ihre Rollen zu verinnerlichen und in diesen zu verschwinden.
Wie schwierig es auch heute noch ist, kritische Töne zu verlauten, ist in jedem Land gleich und umso schöner wenn jemand dies dennoch versucht. Herbstleid ist ein gutes Beispiel für einen leisen, kritischen Film, der zu bewegen weiß. Murat Yildirim und Tuncel Kurtiz sind besonders hervorzuheben.