Frühreif und unvollendet ? Klaus Mann

Über seine Dämonen glaubt man ja fast alles zu wissen ist viel geschrieben worden. Vom übermächtigen Vater, über „die Männer“ im Allgemeinen bis zu den Drogen. Mag einiges übertrieben, skandalisiert oder allzu sehr spekuliert sein, leicht hatte er es jedenfalls nicht. Und bis heute erhält er nicht die Anerkennung, die ihm angesichts seines Werkes zustehen würde.

Ein Träumer mag er gewesen sein, aber keiner „von der schlaffen Sorte“, wie sein Vater ihn1916 nannte. Denn er hat sich keinen Teil des Lebens versagt, er hat gelebt. Und sein Drang zu Arbeiten -zu Schreiben– ist in einer Fülle an Veröffentlichungen offensichtlich geworden. Obwohl er schon mit 42 Jahren starb, hat er über 20 Romane, Novellen und Theaterstücke geschrieben. Hinzu kommen unzählige Essays und Zeitschriftenartikel. Und sein irgendwie immer noch verbotener Roman „Mephisto“ bescherte dem deutschen Nachkriegsrecht eins seiner aufsehenerregendsten Urteile.

Sein Leben war wohl das eines Suchenden. Zwischen Überfluss und Hunger, Rausch und Melancholie. Ob auf Reisen durch Bars, Hotels und Pensionen oder in der Uniform der US-Army. Ein oft atemloses Dasein, intensiv und tragisch. Und die einst unbändige Lebenslust brauchte sich nach und nach auf. Kein Auftanken mehr an Menschen, an Erfolg oder Liebe.

Und wird er auch gern als labil und dekadent dargestellt – mir erscheint er doch moralisch gefestigter gelebt und gearbeitet zu haben als viele andere „große“ Schriftsteller seiner Zeit. Er ist nicht nur die bequemen Wege gegangen, um seine Ideale zu verteidigen.

„Dieser flinke Sohn des 20. Jahrhunderts führte ein reges und eingeteiltes Leben; mitten im Getümmel seiner Reisen, Abenteuer und Projekte, regulären, kleinen Schulden und irregulären Liebesaffären, mitten im hektischen und sozusagen betrübten Lebensgenuss schrieb er mit behender Regelmäßigkeit und überraschendem Fleiß; denn er war ein grundaktiver und fleißiger Literat.„, schrieb sein Freund Hermann Kesten in einem 1960 erschienenen Gedächtnisbuch über ihn. „Er war voller nervöser Daseinslust und heimlicher Todesbegier, frühreif und unvollendet, flüchtig und ein ergebener Freund, gescheit und verspielt.“

Klaus Manns Autobiografie „Der Wendepunkt“ erscheint dieser Tage erstmals ungekürzt.

Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht, Rowohlt Taschenbuchverlag 2006, ISBN: 3499244098

 

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