Deutscher Buchpreis 2006: ‚Die Habenichtse‘ von Katharina Hacker

Immerhin im Kaisersaal des Frankfurter Römers wurde zum Auftakt der Frankfurter Buchmesse dem besten Roman in deutscher Sprache der letzten 12 Monate die Krone des Deutschen Buchpreises 2006 verliehen:
„…’Die Habenichtse‘ erzählt die Geschichte von Haben und Sein neu. Ihre Protagonisten sind in den Dreißigern, wissen alles und kennen doch eines nicht: sich selbst. Sie lassen sich treiben und sind gleichermaßen Getriebene. In einer flirrenden, atmosphärisch dichten Sprache führt Katharina Hacker ihre Helden durch Geschichtsräume und in Problemfelder der unmittelbarsten Gegenwart, ihre Fragen sind unsere Fragen: Wie willst du leben? Was sind deine Werte? Wie sollst und wie kannst du handeln? Die Qualität des Romans besteht darin, diese Fragen in Geschichten aufzulösen, die sich mit den plakativen Antworten von Politik und Medien nicht zufriedengeben… .“ (Begründung der Jury)

Die materiell zumindest nicht armen Habenichtse genießen ihren Erfolg vor dem Hintergrund des 11. September und des sich anbahnenden Irak-Krieges in London, ohne in der Lage zu sein, sich existenziellen Erfahrungen stellen zu können. Liegt dabei das Politische gar im Privaten?
Diese Konstellation hat in den Augen der siebenköpfigen Jury den aktuellen Zeitgeist am besten getroffen, wenn auch nach hitziger Debatte nicht einstimmig, wie zu hören war. Die lesehungrigen JurorInnen kämpften sich auf dem Weg der Entscheidungsfindung durch dutzende Romane, stellten erst eine 20 Titel umfassende ‚Longlist‘ auf, aus der dann die 6 Finalisten der sogenannten ‚Shortlist‘ ausgewählt wurden:

  • Katharina Hacker: „Die Habenichtse“ (Suhrkamp, März 2006)
  • Thomas Hettche: „Woraus wir gemacht sind“ (Kiepenheuer & Witsch, August 2006)
  • Ingo Schulze: „Neue Leben“ (Berlin Verlag, Oktober 2005
  • Saša Stanišic: „Wie der Soldat das Grammofon repariert“ (Luchterhand, August 2006)
  • Ilija Trojanow: „Der Weltensammler“ (Hanser, März 2006)
  • Martin Walser: „Angstblüte“ (Rowohlt, Juli 2006)

Die Siegerin, die den Preis einerseits als Entlohung ihrer literarischen Arbeit, andererseits als Glücksfall sieht, darf sich über viel Aufmerksamkeit und 25.000 Euro freuen, die übrigen Finalisten immerhin noch über jeweils 2.500.

www.deutscher-buchpreis.de

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