Am Schluss gab es ein Ende mit Knalleffekt, das man sich sicher gern erspart hätte bei der DFL. Die letzte Entscheidung im deutschen Klubfußball um Auf- und Abstieg zwischen erster und zweiter Bundesliga geriet zu einem Desaster und obendrein einer Hängepartie. Fortuna Düsseldorf hat sich zwar sportlich im Relegationsspiel gegen Hertha BSC für die neue Bundesligasaison qualifiziert, ist aber gerichtlich noch nicht endgültig durch, da es in besagter Partie zu Fanausschreitungen gekommen war und obendrein hässliche Szenen zwischen Schiedsrichtern, Spielern und Fans gegeben haben soll. Der Einspruch der Hertha gegen die Wertung des Spiels wurde in erster Instanz zwar abgewiesen, jedoch ist mindestens noch eine Revision zu erwarten. Damit nimmt die Spielzeit der 2. Bundesliga 2011/12 unverdientermaßen ein etwas unrühmliches Ende. Denn prinzipiell gäbe es eine Menge mehr zu erzählen. Positives wie Negatives. Vor allem aber Sportliches.
Die Aufsteiger der 2. Bundesliga 2011/12: Der Erfolg macht Gewinner
Ein echtes Fußballwunder erlebte die SpVgg Greuther Fürth. Dabei besitzt sie ja eigentlich einen Kader, den man durchaus als aufstiegstauglich bezeichnen konnte. Doch Trainer Mike Büskens hat etwas geschafft, was tatsächlich einem Wunder gleich kommt: Der Mannschaft vom Ronhof das Sieger-Gen einzuimpfen. Der „zweitklassigste“ Verein Deutschlands ist wahrhaftig in die Bundesliga aufgestiegen – nach unzähligen Versuchen, vierten und fünften Plätzen. Einen davon hatte Büskens in der vergangenen Saison noch selbst miterlebt. Dieses Mal schuf er Taktik und Teamgeist, die bis zum letzten Spieltag zum sehnsüchtig erwarteten Ziel ausreichten. Fürth wurde souveräner Meister der 2. Liga und erreichte fast noch den großen Coup des DFB-Pokal-Finales – wenn Gegner Borussia Dortmund nicht einfach eine Menge Glück gehabt hätte. Nun können sich die Fürther revanchieren: ab August in der neuen Bundesligasaison.
Der Aufstieg Eintracht Frankfurts war im Gegensatz zu dem der Fürther am Ende eine logische Konsequenz der am besten besetzten Mannschaft. Zumindest der Etat der Eintracht verdammte sie regelrecht zum Aufstieg. Und abgesehen von einer etwas bedenklichen Schwächephase rund um die Winterpause, lösten die Adler diese Aufgabe auch souverän. Interessant wird aber nun die weitere Entwicklung der launischen Diva. Wieder einmal könnte man einen Bundesligaabstieg als Betriebsunfall beschönigen, doch ein finanziell und sportlich langfristiges Konzept muss her, will man bald wieder eine große Rolle im deutschen Fußball spielen.
Fortuna Düsseldorf zu den Gewinnern zu zählen, war bis zur Winterpause keine Frage. Die Mannschaft Norbert Meiers war über ein Jahr daheim ungeschlagen und hatte die Hauptkonkurrenten allesamt noch vor heimischem Publikum zu bespielen. Doch dann folgte so etwas wie die Angst vor der eigenen Courage. Nur noch vier Erfolge gab es in der Rückrunde insgesamt und ohne die Patzer der Konkurrenz wäre Platz drei und damit das Relegationsspiel wohl flöten gegangen. Doch die Fortuna bekam ihre Chance und gewann gegen Hertha – wenn nichts dazwischen kommt…
Weitere Clubs auf der Sonnenseite des Fußballlebens
Auch wenn es am Ende nicht ganz gereicht hat: Der SC Paderborn hat ein sensationelles Jahr hinter sich gebracht. Ein Provinzverein wie er im Buche steht, mischte die Liga auf. Mit erstaunlicher Geradlinigkeit errang das Team von Roger Schmidt Sieg um Sieg und durfte bis zum letzten Spieltag vom Aufstieg träumen. Dabei spricht weder ein großer Torhunger noch eine ausgesprochen stabile Defensive für die Ostwestfalen. Doch Paderborn besaß mit Nick Proschwitz einen echten Knipser, vielleicht den Aufsteiger der Saison überhaupt. 17 Tore und 3 Vorlagen sprechen für sich. Am Ende gingen Proschwitz und Paderborn vor allem in Auswärtsspielen etwas die Luft aus. Doch ihren Fans haben sie dennoch eine unvergessene Saison beschert.
In Berlin-Köpenick träumen sie wieder von der Wachablösung in der Haupstadt. Der Kultklub Union wird aller Voraussicht nach in der kommenden Saison wieder die Hertha fordern dürfen – mit ungewissem Ausgang. Denn der schwierigen Aufstiegssaison ließen die Unioner diesmal eine mehr als ordentliche Spielzeit folgen. Nie war der Klassenerhalt in Frage, heimlich schielte der ein oder andere Anhänger sicherlich einmal zu den Aufstiegsrängen. Diese waren zwar noch zu weit weg, denn gegen Spitzenteams setzte es regelmäßig Niederlagen, aber sofern die Berliner die solide Arbeit unter Uwe Neuhaus fortsetzen, sollte zumindest ein langfristiger Verbleib in Deutschlands Fußball-Unterhaus drin sein. Möglicherweise aber auch eines Tages der Aufstieg zu Berlins Nr. 1.
Lange Zeit war Eintracht Braunschweig ein echter Chaos-Klub. Dies zeigte sich beispielsweise an der sportlichen Berg- und Talfahrt der letzten zwanzig Jahre. Auf einen Aufstieg folgte der Wiederabstieg und nicht selten war die Existenz des ganzen Vereins bedroht. Nun aber kommen die Braunschweiger reichlich unaufgeregt, fast langweilig daher – und sie legten unter dem bodenständigen Torsten Lieberknecht eine hervorragende Zweitligasaison hin. Als Aufsteiger wohlgemerkt.
Aufstieg in letzter Sekunde, ein erneuter finanzieller Ruin damit abgewendet, kaum Zeit für Personalplanung, Saisonstart praktisch ohne Sturm, dazu die immer wieder aufflammenden Querelen mit gewaltbereiten Anhängern: Die Vorzeichen standen für Dynamo Dresden denkbar schlecht, etwas zu erreichen. Doch dann lief alles wie am Schnürchen. Ein Sensationserfolg gegen Bayer Leverkusen im DFB-Pokal machte den Anfang. Dann folgten die Transfers von Mickael Pote und Zlatko Dedic und mit ihnen begann die Punktesammlung. Vor allem auf die traditionelle Heimstärke konnte sich Dynamo verlassen. So durften sich auch die Spitzenteams aus Fürth, St. Pauli und Düsseldorf Niederlagen in Dresden abholen. Am Ende stand Rang neun und von Abstieg hatte man in der sächsischen Landeshauptstadt am Ende gar nichts mehr gehört.
Sie sind klein, unscheinbar und spielen doch ihre Rolle in der 2. Bundesliga. Zum wiederholten Mal schafften der FC Ingolstadt, der FSV Frankfurt und der FC Erzgebirge Aue mit bescheidenen Mitteln den Klassenerhalt und das sollte man unbedingt als beachtlichen Erfolg ansehen. Dem FSV winkte in dieser Spielzeit sogar das Derby gegen die Eintracht, welches allerdings zweimal hoch verloren ging. Doch der FSV begab sich zurück in seine Randrolle und sammelte ganz einfach genug Punkte zusammen. Auch die Schanzer aus Ingolstadt gingen nach dem Eichhörnchen-Prinzip vor, zeichneten sich insbesondere durch ihre Nervenstärke in direkten Abstiegsduellen aus. Aue hatte diesmal ein besonders hartes Jahr, welches zum Ende hin fast schief gelaufen wäre. So aber bleibt der rettende Rang 15 – und ein 2:1-Erfolg bei Rivale Dynamo Dresden.
Die Verlierer der 2. Bundesliga 2011/12
Wer absteigt, will wieder aufsteigen: So drastisch formuliert man es beim FC St. Pauli zwar nicht, aber doch liebäugelte man ein ganzes Jahr lang mit der Rückkehr in die Bundesliga. Meist war man aber immer ein Schritt hinten dran. Der Kampf stimmte, die spielerische Klasse hingegen reichte nicht aus. Platz 4 war der Stammplatz der Hamburger und blieb es schließlich auch nach dem 34. Spieltag. Ein 5:0 über Paderborn reichte nicht mehr ganz, da es zuvor in Auswärtspartien nur einen einzigen Rückrundensieg gegeben hatte.
Weit von einem Aufstieg entfernt waren zwei ehemalige Bundesligisten, die sich eigentlich auch wieder nach oben orientiert hatten. Der VfL Bochum war schließlich im vergangenen Jahr noch ganz knapp in den Relegationsspielen an Borussia Mönchengladbach gescheitert. Eine Wiederholung dieser Leistung war diesmal von Anfang an nicht abzusehen. Nach acht Spielen mit nur einem Sieg löste Andreas Bergmann Friedhelm Funkel ab und konnte den VfL immerhin von den Abstiegsrängen führen. Rang 11 sah schließlich dennoch besser aus als er eigentlich war. Eine etwas andere Entwicklung ergab sich beim FC Energie Cottbus. Die Lausitzer waren mit Coach Pele Wollitz ambitioniert in die Saison gestartet, bevor er Anfang Dezember nach mäßigen Spielen aufgab. Rudi Bommer übernahm und hatte weitaus weniger Erfolg. Mit nur zwei Siegen bewahrte er Energie gerade so eben vor dem Abstieg. Seine Zukunft scheint nach wie vor offen zu sein.
Beim Karlsruher SC sah zuletzt doch alles nach einem späten Happy-End aus. Lange Zeit hatten die Badener die wenigsten Siege und die meisten Gegentore auf dem Konto, doch vier Heimsiege ohne Gegentor kurz vor Toresschluss schienen den Badenern doch noch in die Karten zu spielen. Doch dann kam das schicksalshafte Relegationsspiel gegen Jahn Regensburg. Die Niederbayern erlangten daheim ein glückliches 1:1-Remis und waren auch im Rückspiel größtenteils die unterlegene Mannschaft. Karlsruhe nutzte allerdings zu wenige ihre Chancen und musste seinerseits 2 Treffer hinnehmen. Das 2:2 bedeutete durch die Auswärtstorregel den bitteren Abstieg und ähnlich wie in Düsseldorf gab es auch in Karlsruhe ein schmutziges Ende mit Ausschreitungen.
Im Gegensatz zu Karlsruhe kam das Aufraffen bei Alemannia Aachen und Hansa Rostock zu spät. Eine chronische Erfolglosigkeit beider Vereine zog sich fast über die gesamte Spielzeit. Hauptursache war in beiden Fällen die Abschlussschwäche. Und während man es in Aachen mit munteren Trainerwechseln und Noteinkäufen probierte, steuerte Hansa Rostock fast die gesamte Rückrunde ziemlich ziellos dem Abstieg entgegen. Krönung einer total verkorksten Saison war schließlich die existenzbedrohliche Finanzsituation, die durch einen Schuldenerlass der Rostocker Bürgerschaft zunächst abgewendet werden konnte. In Liga drei gilt es nun für beide Vereine gemeinsam mit dem KSC einen Neuanfang zu machen.
Werbung