Zeiten des Aufruhrs – Rezension eines Oscar-Kandidaten

Doch April und Frank Wheeler hatten sich all dies anders vorgestellt. Beide hatten die Träume der Bohème, die jedoch im Laufe der Zeit auf der Strecke blieben. Nun hangeln sie sich von einer gelangweilten Episode zur nächsten, während sie nicht einmal feststellen, wie sehr sie in der selben Falle stecken, wie ihre spießigen Nachbarn, auf die sie hinunter schauen. Doch die unterschwellige Frustration treibt die Wheelers in Wutausbrüche und Streitereien, bis sie einsehen, dass ihr Plan, nach Paris zu ziehen, um dort endlich das Leben zu beginnen, das sie sich immer vorgestellt haben, eine Seifenblase ist.

Wenn es darum geht, eine disfunktionale Ehe zu zeigen und das Einstürzen von Träumen in Verbindung mit einer Lebenslüge, ist natürlich schnell auf verschiedene Vorgänger verwiesen, „Wer hat Angst vor Virginia Woolf?“ und „Tod eines Handlungsreisenden“ um nur zwei Beispiele zu nennen. Richard Yates Buch jedoch unterscheidet sich durch die betonte Langeweile, in der die beiden Protagonisten feststecken.

Die jetzt in die deutschen Kinos gekommene Filmversion hält sich ziemlich direkt an das Buch. Der Regisseur Sam Mendes hat sich bereits dem Aufdecken der brüchigen Kleinstadtidylle in „American Beauty“ gewidmet und auch übte er die Ausstattung einer vergangenen Zeit in „Road to Perdition“. Mendes kann mit „Zeiten des Aufruhrs“ so auf einige Erfahrung zurückgreifen, die er dazu einsetzt, die durch Farbgebung und Setdesign geschaffene, heimelige Familienseeligkeit zu durchbrechen: In Momenten, die in ihrer Inszenierung keinen Zweifel an der heilen Welt lassen, bricht sich die Aggression eines unerfüllten Lebens ihren Weg.

Kate Winslet und Leonardi DiCaprio verkörpern die Wheelers und lassen dabei vergessen, dass sie jemals am Bug eines untergehenden Schiffes standen. DiCaprio, der vermutlich noch mit 60 aussehen wird, wie ein bockiger Teenager, beweist in „Zeiten des Aufruhrs“ wieder einmal, dass er ein intensiver Schauspieler ist und Kate Winslet hat zurecht gerade den Golden Globe als beste Schauspielerin im Bereich Drama gewonnen. Mit drei weiteren Nominierungen ist der Film auch ein heißer Anwärter bei den kommenden Oscar-Verleihungen 2009.

Werbung

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*