Früher ein Zeichen von Reichtum ist er heute für viele immer noch ein Zeichen von Genuss: Der Wohlstandsbauch zeigt, dass man es sich gut gehen lässt und gerne isst. Doch dass sich hinter der hervorstehende Wölbung in der Körpermitte auch Risiken verbergen, wissen nur wenige von denen, die ein paar Pfund zu viel vor sich herschieben. Aber es gibt Möglichkeiten, den Wohlstandsbauch, der so vor allem in der Konsumgesellschaft auftaucht, loszuwerden. Ernährung und Sport spielen dabei die entscheidenden Rollen
In der Nachkriegszeit in den Fünfzigerjahren des letzten Jahrhunderts wurde ein Bauch zum Zeichen des Wohlstands. Sich ausgiebig dem Essen hingeben zu können stand stellvertretend für die vorherrschende wirtschaftlich gute Situation nach langen Jahren des Verzichts. In der Steinzeit waren Fettpolster am Bauch überlebenswichtige Energiespeicher, als das Vieh noch gejagt und die Beeren noch mühsam gesammelt werden mussten. Da nicht ständig Nahrung zur Verfügung stand, waren die Fettschichten unter der Haut ein sinnvolles Ergebnis der Evolution, das bei Hunger und Kälte hilft. Heute werden Bäuche oft als Laune der Natur abgetan, doch wer den Ursprung kennt, kann dagegen ansteuern. Schlechte Ernährung und mangelnde Bewegung sind die Hauptursachen.
Die Gefahr erkennen
Während Übergewicht sich meist am ganzen Körper niederschlägt und als Fettgewebe direkt unter der Haut ansammelt, entsteht ein Wohlstandsbauch durch Fett, das die inneren Organe umschließt. Es wird daher auch viszerales Fett genannt, aus dem Lateinischen für Eingeweide. Das viszerale Fett gilt als gefährlicher als das subkutane Fett, das Unterhautfettgewebe, weil es schädliche Hormone produzieren und so Einfluss auf den Stoffwechsel und dadurch bedingte Krankheiten nehmen soll. Ein Bauchumfang von mehr als 100 Zentimetern bei Männern steht deshalb für ein erhöhtes Risiko an Herzkreislaufproblemen, Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken. Während der bekanntere Body-Mass-Index (BMI) noch keinen Alarm auslösen muss, weil die betreffende Person zum Beispiel sehr groß oder einfach nur „kräftig gebaut“ ist, kann ein großer Bauchumfang eindeutig auf Gefahren hinweisen. Der BMI gibt nämlich nicht Aufschluss darüber, wo sich das Fett am Körper befindet.
Richtig ernähren und Sport treiben
Damit am und im Bauch gar nicht erst Fettpolster eingelagert werden können, ist es wichtig bei der Ernährung darauf zu achten, eine negative Energiebilanz einzuhalten. Das heißt, dass prinzipiell nicht mehr gegessen werden darf, als der Körper überhaupt verbraucht. Dadurch werden die fetthaltigen Reserven im Körper angezapft und abgebaut. Um diesen Prozess zu beschleunigen, ist Bewegung das beste Mittel. Hier hilft jede sportliche Betätigung, den Stoffwechselkreislauf anzukurbeln. Ob Joggen, Schwimmen, Radfahren, Tennis oder Handball – es gibt für jeden Geschmack eine passende körperliche Betätigung. Sportmuffel sollten sich feste Zeiten einplanen, zu denen sie ein Work-out absolvieren. Hilfreich ist es auch, sich einen festen Termin mit einem Freund oder Gleichgesinnten wie beim Bauch-Beine-Po-Kurs zu machen, um nicht den inneren Schweinehund gewinnen zu lassen. Für Ungeübte gibt es im Fitnessstudio oder mit einem Personal Trainer die Möglichkeit, sich einen individuellen Trainingsplan abgestimmt auf die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten ausarbeiten zu lassen. Eine Mischung aus Ausdauersport und Kraft- und Bauchmuskeltraining ist besonders geeignet, um den Wohlstandsbauch gezielt abzubauen.
Frisch zubereitete Kost ohne Zusatz- und Konservierungsstoffe ist nicht nur gesünder, sondern hilft auch, sich mit Lebensmitteln und ihren Eigenschaften auseinanderzusetzen. Deshalb sollte bei der Ernährung auf fett- und zuckerhaltige Speisen verzichtet werden. Auch Kohlenhydrate wie in Brot, Nudeln, Kartoffeln oder Reis sollten auf das Mindeste reduziert werden. Umso wichtiger beim Abnehmen sind neben frischem Obst und Gemüse für die Vitaminzufuhr sind Ballaststoffe und Eiweiße wie in Fisch, Geflügel, Hülsenfrüchten und Milchprodukten. Diäten sollten gemieden werden, wenn man gesund und langfristig abnehmen möchte, da sie oft einseitig sind und den Körper nicht ausreichend mit den Nährstoffen versorgen, die er zum Gesundsein braucht.
Aber sportliche Betätigung und gesunde Ernährung sollte auch im Alltag Einzug erhalten. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, statt mit dem Auto oder der Bahn mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren. Und die Treppe anstelle des Aufzugs bietet Gelegenheit, Kalorien zu verbrennen. Mal eben mit dem Auto zum Supermarkt? Lieber die Einkaufstüten selbst in die Hand nehmen und einen kleinen Marsch daraus machen. Für den kleinen Hunger zwischendurch besser eine Handvoll Nüsse, einen Apfel oder eine Paprika essen, statt zum Schokoriegel zu greifen. In der Mittagspause ist ein Salat mit Hühnchen die gesündere Alternative zu fettiger Pizza. Und das süße Softgetränk kann durch ein Glas Wasser mit einem Spritzer Zitrone ersetzt werden.
Nicht nur, dass ein Wohlstandsbauch nicht schön aussieht, er birgt auch Gefahren für die Gesundheit und sollte deshalb Grund genug sein, etwas dagegen zu tun. Männer sind grundsätzlich häufiger betroffen als Frauen. Während ein beleibter Mann eher einem Apfel ähnelt, also in der Körpermitte dick ist, nehmen Frauen viel schneller an Po, Hüfte und Oberschenkel zu und sind deshalb mit einer Birne vergleichbar. Doch ratsamer ist es, einen Apfel oder eine Birne zu essen, statt wie eine auszusehen. Eine gesunde und bewusste Ernährung in Kombination mit ausreichend Bewegung sind die Feinde des Wohlstandsbauchs, kommen der Gesundheit aber umso mehr zugute.
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