Wochenend-Revue: Freitag bis Samstag

Als ich am Freitag um Punkt 19.13 Uhr am ASV-Stadion zu Köln eintraf, um der Partie FC Junkersdorf-Rhenania Eschweiler beizuwohnen, vergnügte sich da eine Altherren-Truppe beim Freizeit-Kick. Ich hatte mir vorher das Mannschaftsfoto des FCJ extra eingeprägt, wusste also gleich, dass dies nicht die zweitbeste Mannschaft Kölns sein konnte. Meine Recherche hat ergeben, dass die Orts-Angabe auf Fussball.de (wird wegen Unzulänglichkeiten nicht verlinkt) schlichtweg falsch war. Hätte ich mich nur gewissenhaft auf den Termin vorbereitet, ich hätte im Vorbericht des Kölner Stadtanzeiger nachlesen können, dass das Spiel im Sportzentrum Weiden ausgetragen wurde. Das ist doppelt ärgerlich, weil mich der Weg dorthin grob geschätzte fünf Minuten Fußweg gekostet hätte. 6:1 hat Junkersdorf jedenfalls gewonnen, soll ein berauschendes Spiel gewesen sein; mir doch egal.

Mir blieb schließlich die Vorfreude auf den Leckerbissen des vorletzten Bundesliga-Spieltags: Bielefeld-Hannover, erbitterter Kampf um die internationalen Plätze! 96 hatte vor dem Spiel großspurig verkündet, es wolle noch die direkte Qualifikation für den Uefa-Cup anpacken (Anm. der Redaktion: Dass ich nicht lache!), beim DSC tuschelte man im Vorfeld kleinlaut über den UI-Cup.

Um 12.30 Uhr holte mich Germanblogs-Kumpane Zimmek ab, wenn auch suboptimal vorbereitet: Neidischer Blick auf meinen Schal mit der liebevoll eingestickten Mitgliedsnummer 9674. " Hab´ meinen vergessen" lautete seine verlegene Ausrede. Vergessen! Ich mag lange Fahrten vor Fußballspielen, weil sie den perfekten Rahmen für ausgedehnte Gespräche über, nun ja, Fußball bieten. Wer sich zu mehreren auf den Weg zu einem Fußballspiel macht, wird kaum auf die wahnwitzige Idee kommen über den Grand-Prix de la Eurovision zu plaudern oder die anstehende Wahl in Bremen zum Thema zu machen. Nein, vor Fußballspielen kann man sich ernsthaft nur über Fußball unterhalten. Oberflächlich darf man natürlich auch andere Sachen anreißen, wie zum Beispiel Vor- oder Vorvorabende oder kürzlich gesehen Filme. Wirkliche Tiefe können diese Unterhaltungen jedoch nie erlangen.

Rückfahrten hingegen eignen sich mitunter auch für philosophische Gespräche: Arminias hinreißende Leistung versetzte Martin so sehr in schwärmerische Euphorie, dass er sich gar an ein besonders gewagtes Sujet wagte: Die Existenz Gottes. Ouha, er habe einen 34 Seiten-Essay zum Thema von Hans Jonas gelesen, sehr interessant, wenn auch hier und da etwas komplex. Schwere Kost würde Vladimir Klitschko sagen und so unterhielten wir uns doch bald wieder über Fußball.

Zu dem, was zwischen Hin- und Rückfahrt geschah: Es war bezaubernd, was die Arminia bot! Noch in den letzten beiden Jahren hatte diese Mannschaft Probleme, die letzten Spiele mit der nötigen Konzentration anzugehen, sobald der Klassenerhalt gesichert war. Doch Middendorp vermittelt dem DSC offenbar eine Ernsthaftigkeit (ja, das ist ein Wortwitz), die diese Mannschaft, im Gegensatz zu den Hannoveranern, wie eine solche aussehen lässt. Weil ich mich in tollen Zeiten gerne zum Personenkult hinreißen lasse, habe ich mir selbstverständlich das neue Middendorp-Shirt gekauft, das mich nur zehn Euro gekostet hat, sehr schick ist und dessen gesamter Erlös in die Afrika-Stiftung des Trainers fließt. Arminia, du Wohltätige.

Ein paar Fragen warf der Tag auf der Alm aber noch auf:

1. Wissen die Fans von Hannover 96, dass man mit ihrem Schlachtruf HSV, HSV, HSV sofort den Hamburger Sportverein verbindet? 2. Wieso ging bei jedem Tor der Bayern in Cottbus ein Raunen durch die Ränge? Gab es ein belangloseres Spiel an diesem Wochenende? Ich meine nicht in den Augen der Süddeutschen Zeitung, sondern objektiv betrachtet. 3. Wer hat den Moderator des Fanfests auf die Bühne gelassen? Dass der ununterbrochen darauf rumritt, dass Schalke nun wohl doch nicht Meister wird, anstatt über den überragenden DSC der letzten Wochen zu sprechen, war nicht nur nervig, sondern peinlich und vor allem, sind wir ehrlich, belanglos.

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