Wirtschaftswachstum 2019: Das Bruttoinlandsprodukt schwächelt

Die Party ist vorbei: Im letzten Jahr ist die deutsche Wirtschaft so gering gewachsen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Der Aufschwung ist damit vorüber, aber Angst vor einer Rezession muss wahrscheinlich trotzdem niemand haben. Die Konjunktur wird vom starken Binnenmarkt gestützt.

Bruttoinlandsprodukt mit einem Plus von nur 0,6 Prozent

Wie das Statistische Bundesamt in einer ersten Prognose bekannt gab, legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im letzten Jahr um lediglich 0,6 Prozent zu. 2017 betrug das BIP noch 2,5 Prozent, 2018 immerhin noch 1,5 Prozent. Noch niedriger als in 2019 war es in den letzten Jahren nur 2013, als das BIP Deutschlands bei 0,4 Prozent lag.

Das BIP misst per Definition die Dienstleistungen und die Produktion von Waren im Inland, nach Abzug aller Vorleistungen. Es ist das Produktionsmaß einer Volkswirtschaft innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

Industrie-Exporte leiden unter der schwachen Weltkonjunktur

Deutschlands geringes Wachstum beim BIP hat seine Gründe überwiegend im Ausland: Der anstehende Brexit und der Handelskrieg zwischen den USA und China lassen die weltweite Konjunktur schwächeln und gehen zu Lasten deutscher Exporte. Hinzu kommt die Krise der deutschen Autoindustrie wegen des Trends zur E-Mobilität – und des damit einhergehenden Strukturwandels. Er betrifft in Bezug auf die weiter fortschreitende Digitalisierung auch die gesamte Wirtschaft des Landes, ebenso wie der Fachkräftemangel.

Der private Konsum wirkt sich positiv aus

Während der wirtschaftliche Export schwächelt, verhindert laut Experten des RWI-Instituts der ansteigende Konsum eine drohende Rezession. Gründe dafür sind die nach wie vor gute Beschäftigungslage und die steigende Kaufkraft.

Einen ebenso wichtigen Impuls für die deutsche Konjunktur liefert die Bauwirtschaft. Sie floriert durch die nach wie vor niedrigen Zinsen. Weitere Konjunkturtreiber sind der Dienstleistungsbereich, Finanzierungen, das Gastgewerbe sowie der staatliche Konsum.

Gut gefüllte öffentliche Kassen könnten die Konjunktur befeuern

Auf politischer Ebene dürfte das niedrige BIP für Debatten sorgen: Wie könnte die Regierung der Konjunktur mit Finanzspritzen unter die Arme greifen? Die Staatskassen sind dafür gut gefüllt: Allein der Bund erzielte aufgrund hoher Steuereinnahmen in 2019 einen Finanzüberschuss von mehr als 13 Milliarden Euro. Zusammen mit bereits angesparten Rücklagen in Höhe von 5,5 Milliarden Euro und nach Abzug von bereits verplanten zwei Milliarden Euro stünden etwa 17 Milliarden Euro für eine staatliche Unterstützung der Wirtschaft zur Verfügung.

Bildnachweis: Pixabay, 2178127, emirkrasnic

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