Wenn die Hormone kreisen, geht der Verstand auf Reisen

Ob es den Pubertierenden die Pubertät einfacher macht, dass wir Erwachsenen inzwischen wissen und nicht mehr nur vermuten, dass sich in ihren Gehirnen grade Riesen-Baustellen befinden, ist nicht wirklich sicher. Auch ob Ihnen CDs mit dem Titel ‚Mein Pickel und ich‘ tatsächlich eine Hilfe wären… ich hatte meine Zweifel. Und als ich mir die CD angehört hatte, war ich überzeugt, davon, dass es keinen Youngster interessiert, welche verschiedenen Pickel es gibt und wie Frisch-in-der-Pubertät-Angekommene mit Haaren umgehen, die einzeln sonstwo wachsen oder was sie vom Busenwachstum der besten Freundin halten. Doch ich musste mich eines Besseren belehren lassen. Die CD war entgegen all meiner Erwartungen bei den Mädchen der Zielgruppe ein Knüller und sie wollten unbedingt die Sauerkrautmaske ausprobieren, waren dankbar für die BH-Größen-Erklärungen im Booklet und störten sich auch nicht daran, dass die Geschichte immer wieder von kleinen Vorträgen über Mitesser, Epiliergeräte und Co unterbrochen wurde.

Ich persönlich amüsiere mich da lieber von einem anderen Blickwinkel aus über die ‚Zeit der Reife‘. Besonders gelungen finde ich ‚Opfer der Schwerkraft‘, ein Comic, dem man die Mitwirkung von Jerry Scott anmerkt. Auf den Punkt gebracht, trifft es wohl am besten. Wenn man selbst einen Teenager zuhause hat, wird man sich mit Sicherheit an manchen Stellen brutal wiedererkennen und man wird sich mal wieder dessen bewusst, dass man mit Sicherheit nicht allein ist auf weiter Flur. Im Gegenteil! Und dann kann man die nächste hormonelle Anwandlung, das nächste Chaoszimmer und manch anderes, was dazugehört, gleich wieder mit viel mehr Humor nehmen.

Jerry Scott/Jim Borgman: ‚Zits 09 – Opfer der Schwerkraft‘, erschienen bei achterbahn im Januar 2010, zu haben für zehn Euro.

Ilona Einwohlt: ‚Mein Pickel und ich‘, gelesen von Maren Rainer und Tinka Kleffner, erschienen bei Arena Audio und ein Teil einer Buch-Reihe, in der es auch ‚Mein Knutschfleck und ich‘, ‚Die Liebe und ich‘ oder ‚Die Jungs und ich‘ gibt. Wahrscheinlich genauso erfolgreich  wie ‚Mein Pickel und ich‘. Verstehen muss man es ja nicht, schließlich ist ‚man‘ schon lange nicht mehr die Zielgruppe. Die CD wie auch die Bücher kosten zwischen zehn und zwölf Euro.

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