Was Anne will und ich eher nicht

Aber was soll ich machen, es nervt nun mal. Es ist zwar meistens doch nicht so laut, dass ich jedes Wort verstehen kann. Ich muss aber auch nicht lauschen, um den Sender herauszubringen. Ich muss nur bei mir solange durch die Programme zappen, bis ich von nebenan nichts mehr höre. Dann sind wir synchron, dann ist es dasselbe Programm.

Ich weiß gar nicht genau, was Anne eigentlich macht. Sie geht nicht regelmäßig aus dem Haus, aber wer tut das heutzutage schon noch. Ich zumindest nicht. Es ist aber auch nicht so, dass sie Tag für Tag verlottert vor der Glotze hängt und sonst nichts tut. Kann sein, dass sie eine der letzten ewigen Studentinnen ist, keine Ahnung. Eine aussterbende Spezies also. Kann auch sein, dass Anne tatsächlich hin und wieder kellnern geht, wie sie mir vor einer Weile mal erzählt hat. Oder sie schraubt nebenan Kugelschreiber zusammen, wer weiß? Dabei kann man sicher gut fernsehen. Bei Anne ist irgendwie alles ist möglich. Ich blick da einfach nicht durch.

Gerade schaut sich Anne an, wie dicke Kinder gequält werden. Ich bin zur gleichen Zeit natürlich in New York unterwegs. Nur in den Werbepausen schalte ich uns nach dem oben erwähnten Prinzip kurz synchron. Kein schöner Anblick, das große Fressen von Süßigkeitsbergen, Doppelpommes mit Majo und Fleisch, Fleisch, Fleisch. Viel mehr kriege ich auf die Schnelle nicht mit. Mag ich aber auch gar nicht.

Warum interessiert Anne das? Sie hat weder Kinder, noch ist sie selber dick. Muss eine Art Voyeurismus sein. Oder? Vielleicht ist Schaulust das bessere Wort.

(Ich glaube, ich frage Anne lieber nicht. Und ich erzähle ihr auch nichts von diesem Blog hier. Besser ist besser.)

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