Borkenkäfer, Brände, Hitzesommer, Luftverschmutzung und Stürme: Die letzten Jahre haben den deutschen Wäldern extrem zugesetzt. So hat nur noch ein Fünftel der Bäume eine intakte Krone. Das belegt ein aktueller Zustandsbericht.
79 Prozent aller Baumkronen weisen Schäden auf
In dieser Woche wurde die Waldzustandserhebung 2020 der Bundeswirtschaftsministerin Julia Klöckner präsentiert – und diese Bestandsaufnahme hat es in sich: So weisen nur noch 21 Prozent der Bäume gesunde Kronen auf, 79 Prozent von ihnen sind in den letzten Jahren mehr oder weniger in Mitleidenschaft gezogen worden. Das ist der negativste Wert seit 1984 und eine weitere Verschlechterung gegenüber dem Jahr 2019.
Gründe für diese negative Entwicklung gibt es gleich mehrere: Die Dürresommer der letzten Jahre gehören ebenso dazu wie Sturmschäden und Waldbrände.
Sprunghafter Anstieg an Totholz
Der Anteil an Bäumen, die innerhalb von zwölf Monaten abgestorben sind, hat ebenfalls ein Rekordhoch erreicht. Im Zeitraum von 2019 bis 2020 gingen 1,7 Prozent aller im Rahmen der Waldzustandserhebung beobachteten Bäume verloren. Das ist mehr als das Zehnfache des durchschnittlichen Baumsterbens in normalen Jahren.
Ein besonders krasses Beispiel zeigt der Bestand an Fichten: Etwa 4,3 Prozent von ihnen starben im Beobachtungszeitraum ab. Normalerweise liegt dieser Wert bei 0,1 oder 0,2 Prozent. Ursache für diese Entwicklung sind die Dürre und der Borkenkäfer: Aufgrund der extrem heißen und trockenen Sommer in den Jahren 2018, 2029 und 2020 fiel es den Käfern besonders leicht, in die Borke von Kiefern einzudringen. Aus diesem Grund wurden die Bäume reihenweise gefällt, teilweise musste dabei sogar die Bundeswehr helfen.
An dieser Entwicklung ist auch das Anlegen von Monokulturen schuld. Diese Praktik ist deswegen so beliebt, weil Forstwirte auf diese Weise mit dem Holz der Fichte schneller Gewinne machen. Eine Rechnung, die in letzter Zeit jedoch nicht aufging, denn: In Monokulturen hat es der Borkenkäfer es besonders leicht, die Bäume zu befallen. Durch das massenhafte Roden als Folge des Befalls sind die Preise für Fichtenholz gefallen – laut Angaben des Statistischen Bundesamts um etwa 35 Prozent in nur drei Jahren.
Nur noch eine von zehn Buchen ist gesund
Ähnlich schlecht wie der Fichte geht es den Buchen. Sie sterben zwar nicht so häufig ab, jedoch verlieren sie zusehends ihre Blätter in der Baumkrone. In den letzten zehn Jahren haben zwischen 30 und 60 Prozent der Buchen zirka 25 Prozent ihrer Blätter in der Krone verloren. Im letzten Jahr waren von dieser Entwicklung mehr als die Hälfte dieser Laubbäume betroffen, nur jede zehnte Buche blieb davon verschont.
Für die Erhebung werden 10.000 Bäume in regelmäßigen Abständen begutachtet und ihr Status dokumentiert. Das Ergebnis wird anschließend hochgerechnet und repräsentiert so den Zustand der deutschen Wälder.
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