Mithilfe der ungewöhnlichen Präsentationstechnik lassen sich auch komplexe Themen publikumswirksam und spannend aufbereiten. Der Ausdruck PechaKucha (manchmal auch: Petscha-Kutscha) kommt dabei aus dem Japanischen und bedeutet: Geplauder, Geplänkel, Stimmengewirr. Diese nette Konnotation verrät bereits, was man von PechaKucha erwarten darf: Brillante Unterhaltung!
Keine Zeit, keine Zeit, muss gehen, muss gehen…
Die Vortragstechnik bietet einige Vorzüge. So ermöglicht sie prägnante und kurzweilige Präsentationen, bei denen mehr als nur ein oberflächlich guter Eindruck hängen bleibt. Wer ein beliebiges Thema nach den Vorgaben von PechaKucha präsentieren möchte, muss sich an knallharte Regeln halten. Dabei gilt zunächst einmal: Es wird eiskalt die Zeit gestoppt. Zudem gibt es eine exakt bemessene Anzahl von Folien (20); jede Folie enthält genau einen Satz und wird für je 20 Sekunden an die Wand projiziert. Sobald das Bild wechselt, geht es weiter im Text. Nach sechs Minuten vierzig Sekunden fällt der Hammer – und die Präsentation ist gelaufen.
PechaKucha: Für Bullshit ist die Zeit zu schade
Die Vorteile der Vortragstechnik liegen klar auf der Hand. Immerhin ermöglicht sie die Präsentation beliebiger, auch komplexer, Themen innerhalb kürzester Zeit. Der Referent ist durch die strikten Formvorgaben gezwungen, seinen Sachverhalten klar zu strukturieren und für seine Zuhörern mit erhellenden Schlaglichtern zu beleuchten. Gemeinen Blendern und ausufernden Bullshit-Rednern wird so gar nicht erst ein Forum geboten; brillante Inhalte hingegen können auf den Punkt gebracht überzeugen. Der Unterhaltungswert ist tendenziell hoch, potentielle Ermüdungserscheinungen im Publikum gehen auf ein Minimum zurück – dem unerfreulichen Tod durch PowerPoint wird so ein Schnippchen geschlagen.
Wie kriegt man Nerds zum Plaudern?
Die erste PechaKucha-Night (PKN) fand 2003 in Tokyo als lauschiges Networking-Event für junge Designer statt. Hintergrund und Motivation der Veranstaltung war die Erfahrung der Architekten Mark Dytham und Astrid Klein, dass viele junge Kreative als freiberufliche Einzelkämpfer tendenziell isoliert vor sich hin werkelten. Zudem versteckten sie sich als produktive Geister der Digital Bohème gern hinter ihren Rechnern, waren sie doch tendenziell nerdig und eher introvertiert unterwegs. Die ersten PKN-Events in Tokyo sind demnach als Versuch zu sehen, die Kreativen aus ihrer Isolation zu lösen und locker miteinander ins Gespräch zu bringen. Um sie clever aus der Reserve zu locken und weil Nerds logisch gerne spielen, gab man ihnen mit PechaKucha einfach eine gut sortierte Liste mit Rhabarber-Regeln die Hand. So konnten sie ihre eigenen Projekte zeigen, Kontakte zu anderen Kreativen knüpfen und tolle Synergien bilden.
PechaKucha-Nights gibt es heute in jeder größeren Metropole.
Kaum zehn Jahre später hat sich die einstige Afterwork-Party für Nerds zu einem massenkompatiblen Format entwickelt. Eine PKN umfasst in der Regel um die 14 Vorträge. Die Themen liegen nach wie vor häufig in den Grenzfeldern von Design, Kunst, Architektur und Fashion. Längst hat PK als Vortragstechnik in Wirtschaft und Universitäten an Popularität gewonnen. Selbst in Museen wird PK inzwischen für die Vermittlung von Inhalten angewendet, so etwa im Stadtmuseum Berlin. Die Bekanntheit der kreativen Konferenztechnik steigt: Ausufernde Tagungen und Teambesprechungen mit kollektiven Gähnkrämpfen sollten demnach bald der Vergangenheit angehören.
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