
Mitarbeitende in mittelständischen Unternehmen müssen monatlich rund sieben Prozent ihrer Arbeit für die Erfüllung gesetzlicher Regelungen aufwenden. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Studie.
Kosten von über 60 Milliarden Euro jährlich
Formulare als Zeitfresser: Mittelständische Unternehmen müssen im Schnitt 32 Stunden im Monat arbeiten, um bürokratische Vorgaben des Staates zu erfüllen. Das belegt das Mittelstandspanel der staatlichen Förderbank KfW. In der repräsentativen Studie wurden rund 10.000 kleine und mittlere Firmen aus allen Branchen befragt.
Alles in allem muss der deutsche Mittelstand für die Umsetzung aller gesetzlicher Vorgaben etwa 61 Milliarden Euro im Jahr aufwenden, wobei das Baugewerbe besonders unter der Bürokratielast leidet. Bei diesem Umfrageergebnis sind Sachkosten nicht berücksichtigt worden, so dass die wirkliche finanzielle Belastung der Firmen noch höher liegen dürfte.
Durchschnittlich knapp neun Prozent Arbeitsaufwand müssen Solo-Selbstständige für Bürokratisches leisten, bei steigender Unternehmensgröße sinkt der Aufwand auf etwa drei Prozent.
Steuer- und Dokumentationspflichten erzeugen den meisten Aufwand
Laut den Machern des Panels sind gesetzliche Regelungen prinzipiell eine wichtige Voraussetzung für das Funktionieren unseres Wirtschaftssystems, allerdings würden bei zunehmender Bürokratie die Kosten den Nutzen übersteigen.
Deshalb ist der Bürokratieabbau aus Sicht der kleinen und mittleren Unternehmen derzeit das wichtigste wirtschaftspolitische Thema. Am meisten Arbeit machen steuerliche Verpflichtungen, Dokumentationspflichten sowie Regelungen für das Rechnungswesen.
Neue Regierung will die Bürokratie verschlanken
Die zukünftige Regierungskoalition will den Amtsschimmel bändigen, um die Wirtschaft zu entlasten. Bürokratische Hürden sollen auf ganzer Linie abgebaut werden, zudem will man staatliche Entscheidungen, Prozesse und Strukturen modernisieren. Nicht mehr notwendige Gesetze sollen kassiert werden, und eine Unternehmensgründung soll in Deutschland zukünftig innerhalb eines Tages möglich sein.
Allerdings: In der Vergangenheit hatten auch schon andere Regierungen versucht, die hiesige Bürokratie einzudämmen – mit überschaubarem Erfolg.
Bei über 80 Prozent der Mittelständler leidet der Geschäftserfolg
Der Rückbau der Bürokratie in der Wirtschaft ist folglich drängender denn je, denn die Belastung durch Bürokratie hat im Mittelstand ein Allzeithoch erreicht: 82 Prozent der Unternehmen geben laut einer Umfrage der DZ Bank aus dem letzten Jahr an, dass die steigenden bürokratischen Anforderungen ihren Geschäftserfolg beeinträchtigen.
So sehen sich viele Mittelständler gezwungen, hochqualifizierte Mitarbeitende von produktiven Aufgaben abzuziehen, um die Flut an Dokumentations- und Berichtspflichten zu bewältigen. Dies lähmt Prozesse und hemmt Innovationen.
Zudem schmälert diese Belastung direkt die Gewinnmargen, da die Bürokratiekosten in vielen Unternehmen ähnlich hoch sind wie die jährlichen Ausgaben für Forschung und Entwicklung und teilweise sogar die Hälfte des Bruttogewinns ausmachen.
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