Urlaub auf Balkonien…

Jetzt freue ich mich darauf, mit Ella den Sommer auf unserer 20 Quadratmeter Dachterrasse zu verbringen. Wer braucht schon das ewig dauernde Kofferpacken und einen 24-Stunden-Flug? Dass ist doch nur Stress. Etwas Vorbereitung erfordert ein Balkonsommer dennoch: Ella besitzt zwei Sonnenhütchen, die sie im Wechsel trägt (eines ist immer breiverschmiert), dazu locker-luftige Kleidung und – ganz wichtig: ein großer Sonnenschirm und Kindersonnencreme mit Lichtschutzfaktor 20. So ausgerüstet reisen wir also nach Balkonien. Hoch über der Stadt (4. Stock Altbau), 25 Grad, 2 Sonnenliegen, ein schattiger Laufstall und eine Babywippe – Fläschchenwärmer und Brei-Gläschen immer griffbereit.
 
Die Realität sieht anders aus
 
Doch die Realität hat uns schnell eingeholt: Den Balkon und die 25 Grad gibt es wirklich, den vierten Stock auch (puh, da hat man ganzschön zu schleppen). Aber Ella ist es trotz Sonnenhut und Sonnenschirm zu warm, und im Innenhof werkeln die Bauarbeiter. Also versuchen wir einen Kompromiss: Füttern auf dem Balkon und schlafen im Kinderzimmer mit Babyfon. Toller Plan –  so sitze wenigstens ich auf dem Balkon. Doch Ella will nicht schlafen. Sie ist kompromisslos und brüllt wie am Spieß. Was also tun? Ihren Brei hat sie gegessen, die Brust gibt’s inzwischen mittags nicht mehr – da bin ich kompromisslo. Und spazieren gehen will ich auch nicht.
 
Ella brüllt und brüllt
 
Vielleicht hat sie Durst, erinnere ich mich an die mahnenden Worte meiner Mutter. Es ist heiß, das Kind braucht Flüssigkeit. Ich lese nach und erfahre, dass meine verbleibende Muttermilch, die ich noch morgens, vormittag und manchmal nachmittags und nachts gebe, reichen müsste. Aber trotzdem, Ella brüllt immer noch, und ich koche Fencheltee. Weil der Tee zu heiß ist, flöße ich ihn ihr per Plastiklöffel ein. Als er abgekühlt ist, bekommt sie die Flasche. Begeistert, endlich ein Nahrungsmittel halten zu dürfen, saugt sie. – Ganze fünf Minuten lang. Dann fängt Ella wieder an zu brüllen, noch lauter als zuvor  Die beruhigende Wirkung von Fencheltee fruchtet bei meinem Kind offensichtlich nicht. Ich weiß nicht, was ich machen soll, renne durch die Wohnung. Hin und her, mit Ella, ohne Ella und hadere mit mir. Soll ich dem Kind doch die Brust geben, damit endlich Ruhe ist? Aber dann wird das mit dem Abstillen nie etwas. Ziemlich angenervt sehe ich aus dem Kinderzimmerfenste, während ich Ellas Händchen halte. Nun schlaf doch endlich… So ist er also, der Sommer vom Balkon.

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