Das Lösegelddilemma

„Es ist unser klarer Grundsatz, daß die Bundesregierung Lösegeldzahlungen ablehnt“ so Reinhard Silberberg, Leiter des Krisenstabes im AA. Nun gut, wenn man etwas
so vehement bestreitet, wird wohl doch etwas dran sein – nur getroffene Hunde
bellen.
 
Lösegeld wurde also gezahlt.
Spätestens seit dem Fall Osthoff wussten die Geiselnehmer zwischen Euphrat und
Tigris ja auch, das Deutschland zahlt, gut zahlt. Warum auch hätten sonst die
Kidnapper jetzt ihre Opfer freilassen sollen? Aus Mitleid? Aus Gnade? Wohl eher kaum,
auch keine ihrer politischen Forderungen wurde erfüllt. Also doch Lösegeld.
 
Den anderen Deutschen die
sich jetzt noch im Irak aufhalten, hängt somit ein Preisschild um den
Hals. Nicht
ganz unschuldig daran – die Bundesregierung. Schließlich zahlte sie
(mehrmals),
ließ sich ergo erpressen und muss nun mit den Folgen leben, besser alle
Deutschen müssen mit den Folgen leben. Doch was tun, wenn
Deutsche entführt werden? Gibt es Alternativen?
 
Die USA zahlen generell
nicht. Niemals. Sagen sie. Und wenn doch kriegt`s wohl niemand. Folge: die
Geiseln werden befreit oder müssen sterben (wie im Irak und in Pakistan) da weder politische noch
monetäre Forderungen erfüllt werden. Also, entweder professioneller werden oder
die Geiseln sterben lassen?
 
Schwierige Frage –
zugegeben. Hatten wir aber schon einmal. 1977, die Älteren bzw. Diejenigen die
sich für Geschichte interessieren, dürften es noch wissen. Damals wurde ein
Flugzeug der Lufthansa (mit fast 100 Menschen an Bord!) von palästinensischen
Terroristen entführt. Sie wollten die RAF Gefangenen der ersten Generation aus
Stammheim freipressen. Die Bundesregierung gab nicht nach und schickte
stattdessen die GSG 9 nach Mogadischu. Alle Geiseln wurden glücklich befreit.
 
Also die GSG 9 in den Irak?
Wohl kaum. Niemand weiß wo die Geiseln dort versteckt werden und wenn, könnten
Amerikaner oder Briten eingreifen. Aber auch die wissen nicht, wo die Verstecke
sind.
 
Also doch zahlen? Damit
würden man dann einerseits die Geiselgangster zu weiteren Geiselnahmen
ermuntern und sie auch noch unterstützen. Weil mit dem erpressten Geld
lassen sich natürlich noch viel mehr Waffen kaufen. Und da haben wir da
Dilemma.

 
Dieses Problem wird uns
scheinbar noch einige Zeit begleiten. Wohl ziemlich genau so lange, bis im Irak
Ruhe, Ordnung und Demokratie Einzug gehalten haben. Bis dahin wird man wohl
zahlen müssen. Ich zumindest kenne keinen Politiker, der sich im akuten Fall
zur harten Linie würde durchringen können.

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