Tom Cruise, Charlie Sheen und Mariah Carey: Warum wir verrückte Promis lieben

Charlie Sheen ist also verrückt, mindestens genauso wie Tom Cruise oder Mariah Carey, er ist damit also nicht alleine.

Mariah Carey bezahlte einmal knapp 10000$ für einen lebensgroßen Kuchen in ihrem Bilde, Charlie Sheen ist High on Charlie Sheen, Naomi Campbell hat mit ihren Launen sogar lebenslanges Flugverbot mit den British Airlines bekommen und Courtney Love stieg auf Lettermans Schreibtisch und ließ vor laufenden Kameras ihre Brüste blitzen.

Verrückte Promis – liebenswert

In Hollywood gilt eine Regel: je verrückter man ist, desto mehr lieben einen die Leute. Nehmen wir beispielsweise den ernüchternd normalen Tom Hanks. Natürlich, wir mögen Tom Hanks, aber lieben wir ihn? Nein, denn Tom Hanks hat noch nie ein Schwein nach einem Fan geworfen, so dass wir uns passioniert in Kneipenrunden auf seine Seite stellen konnten, um ihn zu verteidigen.

Genau das können wir aber in der kleinen Irrenfarm, die sich die Boulevardblätter gerne zusammen sammelt. Verrückte Promis regen zu Emotionen an, natürlich auch zu negativen, aber dort wo Licht scheint, muss ja auch Schatten fallen. Es ist diese Faszination des großen Wahnsinns, des Größenwahnsinns, diese goldenen Momente, in denen Britney sich hysterisch lachend die Haare abrasiert, in denen Michael Jackson sein Baby wie ein Jojo aus dem Fenster hängen lässt, in denen Tom Cruise auf einer Couch auf und abhüpft, während Oprah versucht, ihre Panik zu unterdrücken.

Plötzlich sind sie keine sich im Luxus wälzenden Celebrities mehr, plötzlich können sie ihre Probleme mit uns teilen. Reichtum, ständig wechselnde, attraktive Sexpartner, große Autos, Villen und Parties – all das gibt es nicht in unserem Leben. Den Wahnsinn gibt es allerdings in Hülle und Fülle und während wir lediglich enerviert mit unserem Computer reden, weil der mal wieder nicht das tut, was wir von ihm wollen, zelebrieren verrückte Promis ihre Macken natürlich entsprechend aufgeblasen und überdreht, so dass wir uns schon wieder normal fühlen.

Wir kennen verrückte Promis besser, als uns selbst

Immer wieder kitzeln sie auch unser pseudo-wissenschaftliches Wissen über psychische Krankheiten heraus, denn auch wenn es die so genannten Promi-Experten nicht wahr haben wollen, über Menschen zu reden, die man nie im Leben getroffen hat und ausgiebige psychologische Statements über ihr Verhalten abzugeben, ist keine Kunst (und erst recht kein Beruf!), befriedigt aber das nagende Gefühl, dass wir weniger erreicht haben, als diese schillernden Persönlichkeiten. So scheint es, als würden wir unsere mentale Gesundheit gar nicht gegen den Erfolg der Stars aufwiegen können, zu kostbar das Gut des heilen Verstandes.

Dabei sind die „irren“ Exzesse und verrückte Promis nicht immer das, was sie zu sein scheinen. Jeder würde wohl unter ständiger Beobachtung der Presse irgendwann einmal überschnappen, jeder hat betrunken schon einmal etwas Bescheuertes gemacht und viele von uns würden in Tränen ausbrechen, wenn wir vor laufender Kamera emotional ausgeschlachtet werden würden. Es ist normal, unter Druck nachzugeben, aber genau das wollen wir uns vielleicht nicht eingestehen. Die Presse tut alles daran, uns dieses Minderwertigkeitsgefühl zu nehmen und die Podeste – die ebenfalls durch die Presse aufgebaut wurden – wieder abzumontieren, auf denen die Stars und Sternchen stehen.

Erinnern wir uns zurück, damals in den 50er Jahren gab es nur hell leuchtende Sternchen, Skandale wurden eilig vertuscht. Das Gleiche galt für die Politik; die Medien und die Politiker arbeiteten zusammen. Irgendwann jedoch nahm die Presse die Gegenseite ein, deckte auf, was schief lief, machte dabei auch nicht vor Schauspielern und Musikern halt. Und dann, nach und nach, ging es plötzlich nicht mehr darum, die Wahrheit aufzudecken, sondern sie selbst zu kreieren. Das Wort macht die Realität aus, egal, ob es so ist oder nicht, solange genügend Menschen daran glauben, gilt es als Fakt. Wer schon einmal in die theoretische Wissenschaftsphilosophie geschnuppert hat, kennt dieses Konzept vielleicht.

Fazit:

Wir mögen natürlich nicht den Wahnsinn selbst, sondern die Abwechslung und die Ablenkung, die er uns bietet. Dieses bisschen Schadenfreude gemischt mit der Genugtuung, dass niemand perfekt ist, egal wie reich, schön oder erfolgreich sie sind, macht es haltbar, dass wir es auch nicht sind (und mal ehrlich, wir alle haben schon davon geträumt, eine lebensgroße Torte in unserem Abbild zu verschlingen). Vorsicht sei jedoch dann geboten, wenn wir uns zu sehr von ihm einwickeln lassen, denn hinter dem Presserummel stecken nicht selten billige Taschenspielertricks, um die Gäste bei Laune zu halten und ihnen das Geld, beziehungsweise das Gehirn aus der Tasche zu ziehen.

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