„The Hateful 8“: Tarantinos Verbeugung vor dem Western

Wer den US-Regisseur Quentin Tarantino kennt, weiß, was ihn erwartet: pointierte Dialoge, maßlose Gewalt und tiefschwarzer Humor. Das gilt auch für den neuen Film des „Enfant terrible“ aus Hollywood, der Italo-Western-Hommage „The Hateful 8“. Gedreht im heute beinahe ausgestorbenen 70-Millimeter-Format, dessen extremes Breitbild die Optik noch imposanter erscheinen lässt, ist „The Hateful 8“ aber mehr als nur eine Verbeugung vor Genreklassikern – wie in seinem letzten Werk „Django Unchained“ greift Tarantino auch hier wieder das Thema Rassismus auf.

Ein veritables Kammerspiel

US-Bundesstaat Wyoming, kurz nach dem Ende des US-Bürgerkriegs. Ein Schneesturm lässt acht Personen in einer einsamen Kutschenstation stranden. Acht höchst unterschiedliche Charaktere, die alle ihre Geheimnisse haben und alle eine eigene Agenda verfolgen. Das sind die „Hateful 8“ – sieben Männer und eine Frau, die sich erst voller Argwohn belauern und am Ende gegenseitig an die Gurgel gehen. Dabei brechen auch immer wieder alte Wunden aus dem Bürgerkrieg auf, zeigt der Rassismus seine hässliche Fratze. Eine verschachtelte Erzählweise mit einzelnen Kapiteln, Rückblenden und Perspektivwechseln lässt den Zuschauer dabei der Wahrheit immer einen Schritt näher kommen, Tarantinos Western entpuppt sich als veritables
Kammerspiel, als „Whodunnit“ nach Agatha-Christie-Manier.

Um seine Geschichten hat sich Tarantino allerdings noch nie recht geschert, vielmehr setzt er viele einzelne Versatzstücke zusammen, für sich genommen alles kleine Mini-Dramen. Wie alle seine Filme zuvor, angefangen beim Debüt „Reservoir Dogs“, mäandert die Story durch eine Unzahl von Dialogen und in sich abgeschlossenen Episoden. Dennoch schafft es Tarantino erneut, die ganze Chose nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Ob’s eine Lauflänge von fast oder sogar über drei Stunden – je nachdem, welche Version man sieht – gebraucht hätte, sei mal dahingestellt, aber „The Hateful 8“ macht tatsächlich fast durchgehend Spaß.

Musik von der Legende Ennio Morricone

Wieder sind es die schnellen Wortwechsel voller Witz und Hintersinn, die diesen Film tragen. Und eine Schauspielerriege, die es in sich hat: Neben den Tarantino-Stammdarstellern Samuel L. Jackson, Tim Roth und Michael Madsen agieren unter anderem Kurt Russell, Bruce Dern und – als einzige Frau – Jennifer Jason Leigh, und sie sind alle in bestechender Form.
Bemerkenswert zudem die Musik: Tarantino, der sonst am liebsten mit handverlesenen Pop-Soundtracks arbeitet, hat sich dieses Mal einen der ganz großen Filmkomponisten gegönnt: Der inzwischen 87jährige Italiener Ennio Morricone, weltberühmt geworden durch seine Melodien für die Italo-Western-Klassiker „Zwei glorreiche Halunken“ oder „Spiel mir das Lied vom Tod“, verleiht „The Hateful 8“ mit seinen epischen (und Oscar-nominierten) Kompositionen den letzten Schliff.


Fotonachweis: Screenshot Official Trailer „The Hateful 8“, The Weinstein Company (https://www.youtube.com/watch?v=gnRbXn4-Yis)


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