The Fry Chronicles: Rezension zu Stephen Frys Autobiographie Teil 2

Vor 13 Jahren kam der erste Autobiographieteil des 1954 in London geborenen Schriftstellers, Drehbuchautors, Schauspielers und Regisseurs Stephen Fry mit dem Titel „Moab Is My Washpot“ auf den Markt. Nun erschien der zweite Teil unter dem titel „The Fry Chronicles“

„Moab Is My Washpot“ vs. „The Fry Chronicles“

Moab hat sich mit den ersten 20 Lebensjahren Frys beschäftigt. „The Fry Chronicles“ führen uns vergleichsweise nur ein paar Schrittchen weiter und enden bereits kurz nach seinem 30. Geburtstag. Das sind aber in Zahlen immerhin 400 Seiten gefüllt mit zehn Lebensjahren.

Stephen Fry zu lesen heißt, sich einfach mal in ein Buch fallen zu lassen – oder auf das Sofa, zusammen mit dem Buch versteht sich.

Frys literarische Wortspieltechnik ist kunstvoll, anspruchsvoll, einnehmend und unverkennbar. Er lässt einen dahinschwabbern auf seinen Worten, völlig losgelöst vom Inhalt kann man seitenweise einfach seine Satzformulierungen genießen.

Zitat: „If a thing can be said in ten words, I may be relied upon to take a hundred to say it. I ought to apologize for that. I ought to go back and ruthlessly prune, pare and extirpate excess growth, but I will not. I like words – strike that, I love words“

Die „Chronicles“ strotzen vor ernsten, aber, wissenschaftlich hochinteressanten Informationen gespickt mit eigensinnigen und lustigen Zwischenbemerkungen.

So sieht er die elitäre Schulwelt:

„…You live and eat in your college and attend supervisions arranged by the dons in your college for which you write essays, but you go to lectures and are ultimately examined by the university faculties which are outside the college. … Would it help, if I said colleges are like Hogwarts houses, Hufflepuff and Ravenclaw and so on? I have a horrible feeling it might…“

Trotzdem das Buch natürlich in erster Linie von Frys Leben und Empfindungen erzählt, von seinen Ängsten, Manien, seiner Sucht nach Zucker und Zigaretten, seinen Begegnungen mit Ben Elton, Emma Thompson und natürlich den „House“ Darsteller Hugh Laurie, so erfährt man doch nicht „nur“ mehr von diesem Stephen Fry und seinen Erlebnissen zwischen „77 und „87 des letzten Jahrtausends, sondern zugleich auch noch ein wenig über Kommunikationstechnik und die Entwicklung der englischen Comedy Gesellschaft.

Doch in erster Linie geht es um ihn, seine Depressionen, Zweifel und negative Erinnerungen an die Vergangenheit. Negativ spricht respektive schreibt er übrigens nur von sich selbst. Aber meistens spricht er ja auch nur von sich selbst.

Informationsbroschüre Über Hugh Laurie? Nein!

Erwarten Sie also keine Infobroschüre über Hugh Laurie, mit dem Stephen Fry immerhin von 1986 bis 1995 in der BBC-Sketch-Serie A Bit of Fry and Laurie ein erfolgreiches Duo bildete.

„…It is a matter of extreme good fortune that, handsome as Hugh is, prodigiously gifted as he is, funny and charming and clever as he is, I have never felt an erotic stiring for him. How catastrophic, how painfully embarrassing that would have been, how disastrous for my happiness, his comfort and any future we might have had together as comedy collaborators … I shall stop before I get all teary and stupid.“ Viel mehr gibt es nicht über Hugh Laurie und das ist auch okay so.

Fry ist sicher nicht jedermanns Geschmack. Wer aber Fry mag, wer ihn schätzt mit seinen Abgründen, die fast in Selbsthass eskalieren, auf alle Fälle , aber in Selbstzweifeln, wer seinen Humor mag, seine Wortberge und seine Satz(ver)schachtel(unge)n, der wird auch von „The Fry Chronicles“ nicht enttäuscht sein.

Schreiben Sie Ihre Meinung

Ihre Email-Adresse wird Mehrere Felder wurden markiert *

*