Die zehn besten Krimis des Monats zu finden – dieser Aufgabe hat sich die Jury der ZEIT-Krimibestenliste unter der Regie von Tobias Gohlis verschrieben. Haben die Damen und Herren ihren Job gut gemacht diesen Monat? Oder ist der ein oder andere Rohrkrepierer unter den Top Ten? Die Germanblogs-Literaturexperten machen den Check.
1(1) Merle Kröger: Havarie;
2(3) Sara Gran: Dope
3(–) Don Winslow: Das Kartell
4(2) Dominique Manotti: Abpfiff
5(5) Gary Victor: Soro
6(–) Carol O’Connell: Kreidemädchen
7(–) Roger Smith: Leichtes Opfer
8(–) Wu Ming: 54
9(8) James Ellroy: Perfidia
10(–) Antonin Varenne: Die sieben Leben des Arthur Bowman
Zum zweiten Mal hintereinander auf der 1: Merle Kröger mit ihrem Mittelmeer-Flüchtlings-Roman, toll geschrieben, aber irgendwie kein echter Krimi. Weder geht es hier um einen Mordfall, noch um Verbrechen im klassischen Sinn. Obwohl man argumentieren könnte, dass das, was mit den Flüchtlingen momentan geschieht, durchaus ein Verbrechen ist. xxx
Von 3 auf 2 hoch ging es für die Amerikanerin Sara Gran und ihren Drogenkrimi im New Yorker Heroinmilieu der frühen Fünfzigerjahre. Völlig ohne Nostalgie und hart wie von einem Kerl ist dieser packende Roman um eine ehemalige Junkiefrau, die auf der Suche nach einem verschwundenen Mädchen erneut in die Drogenszene einsteigen muss. xxx
Neu eingestiegen auf Platz 3: Don Winslow mit seinem Wackerstein von einem Roman: „Das Kartell“, die lange ersehnte Fortsetzung seines ersten Bestsellers „Tage der Toten“. Der Schauplatz ist wieder Mexiko, und der Kampf gegen die Drogen geht ebenso weiter wie der Zweikampf zwischen DEA-Mann Arthur Keller und Drogenboss Adán Barrera. Nur noch brutaler, noch unmenschlicher. Harter Toback, aber große Krimikunst! xxxx
Auf Platz 4 eine alte Bekannte: Dominique Manotti lag mit ihrem Fußballkrimi „Abpfiff“ vergangenen Monat noch auf Platz zwei. Ein klasse Krimi auch für Kicker-Leser! xxx
Gary Victor kann sich mit „Soro“ auf Platz 5 behaupten. Die Krimi-Handlung entspinnt sich vor dem Hintergrund der großen Erdbebenkatastrophe. Doppelt packend! xxx
Eine Neueinsteigerin auf Platz 6: Carol O’Connell mit „Kreidemädchen“. Tobias Gohlis schreibt dazu: „Aus dem finstersten Winkel des Central Park taucht ein Elfenkind auf. Blut ist von den Bäumen getropft. Ein Fall für Kathy Mallory.“ Und was für einer! Die Dame hat wirklich ein Händchen für extreme Spannung auf literarischem Niveau. xxx
Ebenfalls neu: Roger Smith und „Leichtes Opfer“. Der Südafrikaner hat ein neues düsteres Meisterwerk vorgelegt. Es geht um einen Mord, seine Vertuschung und die verheerenden Auswirkungen, die das auf eine Familie hat. Blutig wie gewohnt von Smith, aber psychologisch ausdifferenzierter. xxx
Und der nächste Neuling: Wu Ming heißt ein italienisches Autorenkollektiv. Und das schöpft in dem Thriller „54“ mal so richtig aus dem Vollen. Im Auftrag des britischen Geheimdienstes soll Cary Grant (ja, der Hollywood-Star!) den jugoslawischen Diktator Tito zu einem Filmprojekt überreden. Das ist nur eine von unzähligen schrägen Ideen, die Wu Ming hatten. Manchmal wirr, aber immer unterhaltsam. xx
Der Großmeister James Ellroy nur noch auf Platz 9 – langsam Zeit, sich von seinem wüsten LA-Noir „Perfidia“ zu verabschieden. Fortsetzung folgt. Leider frühestens 2017. xxxx
Der zweite Franzose auf der Liste: Antonin Varenne hat mit „Die sieben Leben des Arthur Bowman“ einen Roman geschrieben, in dem es zwar um die Jagd auf einen Serienkiller geht, der aber zum Glück kein Serienkillerroman ist. Vielmehr eine faszinierende Mischung aus Abenteuer-, Kriegs-, und Westerngeschichte, mit einem Touch Krimi. Toll! xxxx
Wir hoffen, für euch ist was dabei. Bis zum nächsten Monat!
x Zum Einschlafen
xx Kann man machen
xxx Spannung garantiert
xxxx Besser geht’s nicht
Foto: Ausschnitt aus dem Titelbild von Don Winslows “Das Kartell”, Droemer