Antibiotika töten Bakterien und retten so Menschen mit bakteriellen Infektionen das Leben – Erfinder Alexander Fleming sei Dank. Doch nun, über 70 Jahre später, schlägt die WHO Alarm: Die Zahl der resistenten Keime nimmt zu. Weltweit sterben Hunderttausende Menschen jährlich, weil Antibiotika gegen resistente Keime keine Wirkung mehr zeigen. Ein Grund für die Problematik ist der häufig unvernünftige Umgang mit den lebensrettenden Medikamenten. Auf der anderen Seite wird seit Jahren propagiert, man müsse als Patient immer die gesamte Packung aufbrauchen. Ist das sinnvoll oder gibt es gegenteilige Meinungen? Erfahren Sie hier mehr darüber.
Antibiotika helfen nicht gegen Viren!
In Deutschland sind Antibiotika verschreibungspflichtig uns sollten nur in Absprache mit dem behandelten Arzt eingenommen werden. Dieser muss entscheiden, ob die Antibiotikagabe sinnvoll ist oder ob alternative Therapiemittel zur Wahl stehen. Nicht selten fordern Patienten Antibiotika, weil sie davon ausgehen, damit einen Schnupfen oder eine Grippe schneller auskurieren zu können. Damit liegen sie falsch. Antibiotika helfen nur gegen bakterielle Keime, nicht gegen Viren! Wer sich selbstständig mit einem Antibiotikum behandelt, riskiert, dass sich irgendwann resistente Keime bilden. Gehen wir zu sorglos mit antibiotischen Medikamenten um, könnte früher oder später der Fall eintreten, dass bestimmte Krankheiten nicht mehr behandelt werden können. Und bis neue Antibiotika-Klassen auf den Markt kommen, werden noch Jahre vergehen.
Bisherige Antibiotika-Einnahme-Regel fraglich
Bisher hieß es, – auch seitens der WHO – man solle im Falle der Verschreibung eine Antibiotika-Packung immer vollständig aufbrauchen, um sicher alle Bakterien abzutöten, einen Neuausbruch der Infektion zu verhindern und um die Gefahr zu minimieren, dass sich resistenter Keime bilden. Das galt auch dann, wenn es dem Patienten bereits besser ging. Nun stellen britische Wissenschaftler diese Empfehlung im Fachmagazin „British Medical Journal“ infrage, wie das Online-Magazin der „Welt“ berichtet. Infektionsexperte Martin Llewelyn (Brighton and Sussex Medical School) hat mit seinem Team herausgefunden, dass es keinen Beweis dafür gibt, dass eine kürzere Behandlung mit Antibiotika weniger Wirkung zeigt oder die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich resistente Keime entwickeln. Im Gegenteil: Je länger man Antibiotika einnimmt, desto größer ist das Risiko, dass harmlose Bakterien im oder auf dem Körper Resistenzen entwickeln und erst dann zur Gesundheitsgefahr werden. Die Empfehlung der Mediziner lautet daher, die Antibiotika-Behandlung zu beenden, wenn der Patient keine Beschwerden mehr hat und es ihm sichtbar besser geht. Ist beispielsweise die infektiöse Wunde verheilt, muss nicht noch tagelang ein Antibiotikum geschluckt werden. Ganz wichtig: Im Zweifel immer einen Arzt konsultieren!
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