Sinn und Unsinn von Freundschaftsspielen zwischen Nationalmannschaften

Gerade ist der erste Bundesligaspieltag der neuen Saison Geschichte, da rufen die Nationaltrainer der Welt die besten Spieler ihres Landes zusammen. Eine Länderspielwoche steht an. Italien gegen Spanien, Deutschland gegen Brasilien oder USA gegen Mexiko heißen die durchaus attraktiven Partien. Der erfahrene Fan bezeichnet sie normalerweise als Fußballleckerbissen. Doch handelt es sich bei den 32 weltweit angesetzten Partien nur um Freundschaftsspiele. „Es geht um nichts, außer um die Ehre“, so mag man den Sinn und Zweck des Aufeinandertreffens beschreiben. Und diese Konstellation hat ganz unterschiedliche Folgen.

Freundschaftsspielen zwischen Nationalmannschaften ohne große Aussagekraft

Zuweilen entstehen bei Spielen, bei denen es faktisch um nichts geht, wahre Fußballfeste. Die Kicker können sich frei entfalten und unter Wettbewerbsbedingungen riskante Spielzüge und spezielle Tricks ausprobieren, ohne die Angst im Nacken zu haben, dass ein Fehler schlimme Konsequenzen haben könnte. Andererseits gibt es auch die gegenteilige Wirkung, dass aus Freundschaftsspielen zwischen Nationalmannschaften Langweiler entstehen, weil die hochdotierten Stars wenig Antrieb haben, sich zu stark zu verausgaben und die Konzentration eher auf die nächsten Ligaspiele legen.

In der Medienlandschaft und unter den Vereinsfunktionären wird bei Freundschaftspielen zwischen Nationalmannschaften oft geklagt. Die Spieler kämen aus dem Rhtythmus des regelmäßigen Vereinstrainings, müssten lange Reisen in ihre Heimatland unternehmen und unterlägen wegen der veränderten Rahmenbedingungen einer höheren Verletzungsgefahr, so die Kritiker. Und tatsächlich gibt es manch absonderliches Vorkommnis: Vereine geben ihre Spieler für Länderspielreisen nicht frei oder die Spieler haben selbst keine Lust, ihr Heimatland in einer bedeutungslosen Partie zu vertreten. Nicht selten kommt es vor, dass potentielle Nationalspieler kurz vor der Einberufung zum Länderspiel eine abenteuerliche Verletzung erleiden, nur um am nächsten Spieltag wieder putzmunter für den Verein auf dem Rasen zu stehen. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!

Das Fehlen von Stars führt zu Unmut bei den Zuschauern, die ja gerade ihretwegen viel Geld für den Eintritt zu Freundschaftsspielen zwischen Nationalmannschaften zahlen. Außerdem können Nationaltrainer aus einem solchen Test wenig Schlüsse über Spielsystem und Wunschaufstellung bei der nächsten Weltmeisterschaft ziehen, wenn die Hälfte der potentielle Nationalspieler nicht einsatzbereit sind. Ein handfester Krach zwischen dem Nationalverband und den Vereinen, bzw. Spielern ist hier vorprogrammiert. In der Vergangenheit waren es beispielsweise Bayerns Präsident Uli Hoeneß oder Bremens Manager Klaus Allofs, die bei ihrer Meinung nach unsinnigen Spielansetzungen und Leistungstests die zeitweise Abwerbung ihrer Nationalspieler aufs Schärfste kritisierten.

Braucht der Fußball Freundschaftsspiele?

Soll man nun also die Freundschaftsspiele abschaffen oder gibt es eine elegantere Lösung? Den Nationaltrainern muss man zugute halten, dass sie die Freundschaftsspiele grundsätzlich als Test brauchen, um die Mannschaft für die Pflichtbegegnungen vorbereiten und einstellen zu können. Außerdem kann man in diesen Partien auch mal taktische Neuheiten ausprobieren und frische junge Spieler einsetzen, um diese an das Umfeld zu gewöhnen. Doch auch die Meinung der Vereinsvertreter ist nachvollziehbar, denn regelmäßige Unterbrechungen des Ligaspielbetriebs durch Länderspiele sind ihren Interessen nicht dienlich.

Es scheint eine Reform des Spielansetzungskalenders nötig zu sein. In Sportarten wie Handball oder Eishockey wird es auch schon vorgemacht. Hier sind die nationalen Ligen und Europapokalspieltage so eng gesteckt, dass Länderspiele dazwischen keinen Platz haben und deswegen weite Teile der Saison gar nicht vorkommen. Stattdessen plant man vor einem großen Turnier, das typischerweise nach der Saison stattfindet, ausgiebig Zeit für Testspiele ein. Im Fußball geht das aufgrund der langwierigen Qualifikationsmodi zwar nicht ganz so radikal. Bislang ist es aber schon so, dass Qualifikationsspiele im Doppelpack zwischen die Ligaspieltage gelegt werden. Daher sollte man diese Länderspielunterbrechungen vergrößern, um mehr Partien unterzubringen. Am Anfang eines solchen „Breaks“ könnten 1-2 Testspiele stehen, worauf im Anschluss einige Qualifikationsmatches anstehen. Man verlängert also die Zeiträume, verringert aber die Anzahl der Länderspielunterbrechungen auf 3 oder maximal 4 pro Jahr. So können Nationaltrainer sinnvoller ausbilden und sicher sein, dass auch ihre Stars mit an Bord sind. Ein weiterer Vorteil entsteht schließlich dadurch, dass die viel gescholtene FIFA-Weltrangliste an Urteilskraft gewinnt, denn darin fließen auch Freundschaftsspiele ein, welche durch eine Spielkalenderreform die wahre Leistungsfähigkeit der gegnerischen Mannschaften wahrscheinlicher offenbaren würden.

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