Siegeszug der Taliban in Afghanistan: Schwierige und risikoreiche Rückholung von Botschaftsangehörigen und afghanischen Hilfskräften

Nachdem die radikalislamistischen Taliban innerhalb von nur wenigen Wochen das ganze Land für sich erobern konnten, spielen sich am Flughafen der Hauptstadt Kaul chaotische Szenen ab, welche an den Abzug der USA aus Vietnam im Jahr 1975 erinnern.

 Gleichzeitig versucht die Bundesregierung in einer kurzzeitig angeschobenen Rettungsaktion, mithilfe der Bundeswehr eigene Botschaftsangehörige und ortsansässige Hilfskräfte zu evakuieren. Dabei wird die Regierung von der Opposition kritisiert, weil eine rechtzeitige Planung der Evakuierungsaktion augenscheinlich versäumt wurde.

US-Truppen sollen die Ordnung am Flughafen wieder herstellen

Nachdem die Taliban am Wochenende Kabul einnehmen konnten und der Präsident Afghanistans, Aschraf Gani, geflüchtet ist, haben die militanten Islamisten den Präsidentenpalast erobert. Daraufhin versuchten tausende Afghanen, sich am Flughafen der Landeshauptstadt einen Platz in einem der dort parkenden Flugzeuge zu sichern.

Das führte zu teils dramatischen Szenen mit ersten Todesopfern und hatte zur Folge, dass die ersten deutschen Militärtransportmaschinen nicht landen konnten, da auch das Rollfeld von hilfesuchenden Afghanen bevölkert wurde. Die Maschinen landeten stattdessen im aserbaidschanischen Baku. Zwischenzeitlich wurden bereits 40 Mitarbeiter der Deutschen Botschaft mit einem US-Transporter nach Doha ins Emirat Katar ausgeflogen.

Jetzt sollen US-Truppen die Sicherheit und Ordnung auf dem Flughafen wieder herstellen. Binnen kürzester Zeit werden 5.000 Soldaten eingeflogen, welche die 1.000 Mann unterstützen, die bereits vor Ort sind. Erst nach der Wiederherstellung der Sicherheit auf dem Flughafen soll es wieder zu regelmäßigen Starts und Landungen kommen.

Evakuierung mit Bundeswehr-Transportmaschinen

Nach schwierigen und zeitraubenden internen Verhandlungsrunden hatte die Bundesregierung am Sonntag beschlossen, drei Luftwaffentransporter der Bundeswehr vom Typ A400M nach Kabul zu entsenden. Zwei der riesigen grauen Maschinen sollten zuerst nach Baku fliegen, um dort bei einem Zwischenstopp vollgetankt zu werden. Die dritte sollte wenige Stunden später folgen.

Jede der Transporter des Herstellers Airbus ist in der Lage, 114 Passagiere aufzunehmen. Wegen der angespannten Situation könnten die Luftwaffentransporter der Bundeswehr aber auch mehr Menschen transportieren, wie es aus Expertenkreisen hieß.

Am Montagabend spitzte sich die Lage weiter zu: Zunächst kreiste eine A400M stundenlang über Kabul, ohne eine Landegenehmigung zu erhalten. Gegen 22 Ihr abends konnte dann schließlich eine der Maschinen landen. Wie viele Deutsche sie an Bord nehmen konnte, war zunächst nicht klar.

Geplant ist, dass nach einem robusten Mandat des Bundestags am Mittwoch ein Fallschirmjäger-Kontingent von bis zu 600 Soldaten die Flüge bei Start und Landung schützen sollen. Im ersten Step werden die Deutschen und Afghanen von Kabul nach Taschkent ausgeflogen, sofern möglich. Sollte sich die Situation stabilisieren, sollen die Airbus-Maschinen mehrmals am Tag in Kabul starten und landen. Die Ad-hoc-Rettungsmission könnte bis Ende August andauern.

Bildnachweis: Pixabay, 3439678, SnottyBoggins

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