Coronakrise: Unsicherheit bei den RKI-Zahlen

Daten dienen als Grundlage für die politischen Entscheidungen über die pandemiebedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens. Nun hat sich herausgestellt, dass einige Werte Unregelmäßigkeit aufweisen.

Vermutlich wurden mehr Menschen geimpft als ursprünglich angenommen.

Mehr Erstimpfungen bei den unter 60-Jährigen

Eine Erhebung des Robert-Koch-Instituts (RKI) hat unlängst Diskrepanzen bei den Impfquoten ans Licht gebracht. Gegenüber dem digitalen Impf-Monitoring (DIM), das als Grundlage für die offiziellen Zahlen des RKI dient, scheint die Anzahl der 18 bis 59-Jährigen Erstgeimpften höher zu sein als bisher angenommen.

Laut des DIMs sind 59 Prozent dieser Altersgruppe bereits einmal geimpft worden. Die Auswertung des Covid-19-Impfmonitorings (Covimo) hat aber nun ergeben, dass in dieser Personengruppe 79 Prozent ihre erste Impfung bereits hinter sich haben.

Dem Monitoring des DIM liegen Impf-Meldungen von Betriebsärzten, Impfzentren, Krankenhäusern, mobilen Impfteams sowie den privaten und niedergelassenen Ärzten zugrunde. Bei Covimo handelt es sich um eine Umfrage mit 1.000 Teilnehmern.

Erste Erklärungsversuche

Für diese Diskrepanz gibt es mehrere Thesen. So wird zum Beispiel das Vakzin von Johnson & Johson nur einmal verimpft, von den Vertragsärzten aber als zweite Impfung gemeldet. Diese Impfungen können deshalb nicht einem Impfstoff oder einer Altersgruppe zugeordnet werden.

Außerdem wurde herausgefunden, dass von den im Meldesystem registrierten Betriebsärzten bisher nur ungefähr 50 Prozent der von ihnen geleisteten Impfungen über die dafür bereitstehende Webanwendung meldeten. Auch das könnte ein Grund für die geringere Erfassung der Impfungen beim DIM sein.

Des Weiteren könnten nach Meinung von Experten Verzerrungen bei der Covimo-Umfrage zur Differenz bei der Quote der Erstgeimpfen geführt haben. So hätten Impfbefürworter eine größere Motivation, an der Umfrage teilzunehmen, als Impfverweigerer.

Weitere Umfrage wirft ebenfalls Zweifel auf

Eine aktuelle, repräsentative Umfrage von Infratest dimap in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) deutet ebenfalls darauf hin, dass Millionen von Erstimpfungen möglicherweise nicht erfasst wurden. Der sogenannte Corona Compass hat ergeben, dass 75 Prozent der befragten 18- bis 59-Jährigen bereits einmal geimpft worden sind.

Diese Anzahl wäre um 16 Prozent höher als das Ergebnis des digitalen Impf-Monitorings für denselben Zeitraum, auf den sich die offizielle RKI-Statistik beruft. Das Ergebnis ist ein weiteres Indiz dafür, dass die reale Impfquote unterschätzt wird. In Zahlen liegt der Unterschied bei ungefähr fünf Millionen Erstimpfungen. Dabei ist die offizielle RKI-Statistik Grundlage für die politischen Entscheidungen bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie, wie etwa bei den Ministerpräsidenten-Konferenzen.

Bildnachweis: Pixabay, 6035752, Gerd Altmann

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