Scheidung im Alter: Hinweise und Tipps zur schweren Entscheidung

Längst hat die Scheidung im Alter Einzug gehalten und ist sogar, wenn man das sagen darf, „en vogue“.

Nicht dass das ein Grund zum Feiern wäre, keineswegs. Eine Scheidung ist nie schön, immer traurig und schwer für alle Betroffenen, ob Partner, Kinder oder Enkelkinder.

Dennoch hat die Scheidung generell, und nun auch die Scheidung im Alter längst den Ruf als Tabuthema abgelegt.

Scheidung im Alter – die Abhängigkeit erschwert die Entscheidung

Viele fühlen sich nicht nur emotional sondern auch monetär vom Partner abhängig. Die Angst vor Armut im Alter aufgrund der Scheidung können Sie getrost vergessen. Es steht Ihnen nach § 1571 BGB ein Alters-Unterhalt zu. Dieser Unterhalt ist speziell für die Menschen gedacht, die aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters und langer Absenz aus dem Beruf in der Regel nicht so schnell wieder etwas finden können. Das gilt ab etwa 55 Jahren, in manchen Fällen auch schon früher.

Sie sind nicht allein.

Scheidung im Alter gibt es seit 1975 doppelt so viele, wie all die Jahrzehnte davor. Und es werden immer mehr. Das ist traurig aber wahr. Und aller Wahrscheinlichkeit nach sprechen diese Zahlen eben auch ganz viel Wahrheit aus. Man bleibt nicht mehr einfach verheiratet, „weil es sich eben so gehört“. Auch alte Paare begreifen nun, dass eine Ehe aus Tradition heraus nicht zwangsläufig eine glückliche Ehe ist. Heute sind wir alle frei, uns zu entscheiden, ob und mit wem wir leben und mit wem wir verheiratet sein wollen.

Vor elf Jahren, im Jahr 2001 gab es „nur“ rund 12.500 „alte“ Paare, die sich noch trauten, sich nach der Silberhochzeit, also nach 25 Ehejahren, scheiden zu lassen. Heute sind es bereits fast 20.000 Paare – die sage und schreibe überhaupt schon zehn Prozent aller Scheidungen ausmachen. Nach dieser langen Zeit ist das eine große Zahl. Doch was nutzen Hemmungen und Trauer, wenn eine Ehe zerrüttet ist? Wenn man sich nichts mehr zu sagen hat, wenn sich die Lieb verflüchtigt hat, wenn da vielleicht nie wirklich die große Liebe war? Viele Menschen haben – gerade „damals“ – geheiratet, weil es Kinder gab. Sollen die Enkelkinder unglückliche Großeltern haben, weil Großeltern sich nicht scheiden lassen? Nein. Sie brauchen sich also keine Gedanken machen, dass Sie die heile Welt Ihrer Kinder oder Enkel zerstören könnten.

Bevor der Schritt getätigt wird

Zunächst sollte man natürlich nichts unversucht lassen. Kostenlose Eheberatungen wie von Pro Familia oder der Caritas sollten ein Ansatz sein. Wenn der jedoch nicht fruchtet oder einfach die Gefühle nicht mehr vorhanden sind, dann hilft oft nur noch der Weg zum Scheidungsanwalt.

Wenn Sie sich noch gut verstehen, dann scheuen Sie sich nicht, einen gemeinsamen Anwalt zu nehmen, das ist wesentlich günstiger.

Keine Angst vor dem großen Schritt

Dass Großeltern immer eine heile Ehe führen ist genau so ein Märchen wie Rotkäppchen – völlig passé und verlogen. Natürlich schmeißt man nach so vielen Jahren nicht einfach alles leichtfertig weg, aber wenn gemeinsame Gespräche und Ehetherapie nicht fruchten, dann sollte man sich von den Fesseln der Vergangenheit lösen -auch wenn die Gewohnheit es oftmals schwer macht.

Wenn Sie sich einsam fühlen oder mit jemandem reden möchten, dann scheuen Sie sich nicht, dafür mit Psychologen oder anderen Personen, denen Sie vertrauen können, zu sprechen.

Versuchen Sie außerdem, bald neue Leute kennezulernen, vielleicht über Seniorenreisen, so dass Sie sich ein neues Umfeld aufbauen können.

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