
2024 haben sich viele Menschen ohne Abschläge ins Rentendasein verabschiedet. Die gesetzliche Rentenversicherung wird das weiter belasten. Als weiteres Problem kommt hinzu, dass die Generation der Babyboomer in den nächsten Jahren ebenfalls massenhaft in Rente gehen wird.
Früher in Rente – ohne Einbußen
Laut Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) sind im letzten Jahr rund 270.000 Menschen ohne Abschläge früher in Rente gegangen. Eine solche Frührente ist für alle Renteneinzahlerinnen und -einzahler möglich, die 45 Versicherungsjahre aufweisen und deshalb als besonders langjährig Versicherte gelten.
Die Altersgrenze für diese Rentenversicherten erfolgt stufenweise, je nach Geburtsjahr: Wer 1960 geboren wurde, konnte im letzten Jahr mit 64 Jahren und vier Monaten in Rente gehen. Die reguläre Altersgrenze für diese Altersgruppe lag 2024 bei 66 Jahren und vier Monaten. Wer zu den langjährig Versicherten gehörte, konnte also zwei Jahre früher seinen Ruhestand genießen.
Regelung seit über zehn Jahren in Kraft
Die abschlagsfreie Rente für langjährig Versicherte wurde im Jahr 2014 als sogenannte „Rente mit 63“ eingeführt und besonders von der SPD durchgesetzt.
Nachdem zunächst nur verhältnismäßig wenige Renteneinzahlerinnen und -einzahler Anspruch auf die Rente mit 63 hatten, wurde die Regelung wegen der zwischenzeitlich steigenden Kosten bei der gesetzlichen Rente zunehmend kritisiert.
Allein im letzten Jahr gingen nach Angaben der DRV im letzten Jahr insgesamt 937.000 Personen in Rente.
Fast jeder zweite Babyboomer geht vorzeitig in Rente
Durch die Rente-mit-63-Regelung gerät die gesetzliche Rente weiter unter Druck, die aktuelle Bundesregierung muss handeln. So hat Bundeskanzler Friedrich Merz im Bundestag bereits eine Rentenkommission angekündigt, die Lösungen für die Rentenproblematik erarbeiten soll.
Für die Verschärfung der Situation sorgen vor allem die sogenannten Babyboomer – zwischen 1956 und 1964 Geborene, die besonders rege die Rente mit 63 für sich in Anspruch nehmen. So hat eine aktuelle Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft herausgefunden, dass fast jedes zweite Mitglied dieser geburtenstarken Jahrgänge im Rentenalter vorzeitig in den Ruhestand geht.
So lag der Anteil der vorzeitigen Ruheständler allein bei den Boomer-Jahrgängen von 1954 bis 1957 im Jahr 2023 bei 44 Prozent, so die IW-Studie.
Aufgrund dieser Entwicklung droht der Finanzbedarf bei der gesetzlichen Rente dramatisch anzusteigen – und dieser Trend verstärkt sich, wenn immer mehr Ruheständler vor ihrem regulären Renteneintrittstermin in den Ruhestand gehen.
Rentenbeiträge könnten steigen
Zudem weisen die Expertinnen und Experten der DRV in ihrem Rentenversicherungsbericht 2024 darauf hin, dass ohne gesetzliche Änderungen die Rentenbeiträge bis zum Jahr 2038 von heute 18,6 Prozent auf 21,4 Prozent ansteigen würden. Auch dieser Teil der Entwicklung muss von der Politik im Auge behalten werden, um die Akzeptanz des Rentensystems nicht zu gefährden.
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