Schachboxen: Schachmatt im Ring, Knockout auf dem Spielbrett

Am Anfang stand die Vision eines französischen Comic-Autors: Wie herrlich aufreibend wäre es doch, wenn man einen extrem körperlichen, schweißtreibenden und adrenalingeladenen Sport wie den Boxkampf mit einer kontemplativen und kühl-bedachten Geistesdisziplin wie dem Schachspiel kombinierte! In seinem Comicband „Froid Équatoeur“ (Äquatorkälte) erfand der Autor und Comic-Zeichner Enki Bilal kurzerhand genau diese Disziplin und erklärte seinen Helden Alexander Nikopol zum Schachboxer.

Aktionskünstler etablierte die schräge Sport-Kombi

Die Idee, im Schachboxen zwei Sportarten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, miteinander zu verbinden, war so abwegig wie genial. Das fand auch der niederländische Aktionskünstler Iepe Rubingh, der von dem absurden Sportmix derart fasziniert war, dass er in Berlin den ersten öffentlichen Wettkampf im Schachboxen organisierte. Das war 2003. Kurz darauf gründete Rubingh die „World Chess Boxing Organisation“ (WCBO) und den Berliner Schachbox-Verein (CBCB). Deren Ziel war klar: die Emanzipation vom Funsport zur international anerkannten Profi-Sportart. Seither hat sich die Szene als kleine, aber feine Niesche kräftig entwickelt. Die Schaukämpfe sind gut besucht, und immer wieder wird die ungewöhnliche Sportart auch in den Medien thematisiert. Besonders dort preist man sie neuerdings sogar als (therapeutisches?) Selbstcoaching-Tool an: So erhalte man im Schachboxen nicht nur „auf die Fresse“ bzw. ein ordentliches Body-Workout, sondern zugleich auch das alltagstaugliche Handwerkszeug, sich im jeweils richtigen Moment mit Köpfchen, eiserner Disziplin und eben Schlagfertigkeit durchzusetzen.

Regeln Schachboxen

Ein Schachbox-Kampf besteht aus elf Runden, die sich folgendermaßen zusammensetzen:

  • Sechs 4minütige Runden im Blitzschach (Jeder Spieler hat insgesamt zwölf Minuten Bedenkzeit)
  • Fünf 3minütige Runden im Boxkampf
  • die zwei Gegner treten abwechselnd in beiden Disziplinen gegeneinander an. Zwischen den Runden haben sie jeweils 60 Sekunden Zeit, sich umzuziehen.
  • Der Wettkampf wird beendet durch technischen Knockout oder auch Schachmatt (bzw. Ablauf der Spielzeit)
  • Auf Zeit spielen ist nicht: Zögert ein Schachspieler zu lange und macht über einen längeren Zeitraum keinen Zug, gibt es eine Verwarnung. (Bei der nächsten Verwarnung wird man disqualifiziert!)
  • Bei Remis im Schach wird von Punktrichtern der Boxsieger bestimmt. Wenn auch der Kampf unentschieden endet, gewinnt der Spieler mit den schwarzen Figuren.
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