Auf den ersten Blick sind Rohköstler die strengsten aller freiwilligen Ernährungsumsteller. Ohne ersichtlichen Grund verzichten Sie auf fast alle Lebensmittel, die der moderne Supermarkt zu bieten hat. Jedenfalls geben die meisten von ihnen nicht an, Gewicht verlieren zu wollen, unter einer Krankheit zu leiden oder aus politischen oder ethischen Gründen zu handeln. Sie sind schlicht und einfach auf der Suche nach einer möglichst „naturnahen“ Ernährungsweise. Dabei gehen Sie sogar noch weiter als die Veganer, die aus ethischen Gründen in ihrer gesamten Lebensweise auf tierische Produkte verzichten – also auch auf Lederschuhe und Wollkleider.
Was essen Rohköstler?
Wie genau sieht denn nun die Ernährung der Rohköstler aus? Rohköstler verzichten auf alle Lebensmittel, die auf mehr als 40° Celsius erhitzt worden sind – bei dieser Temperatur beginnen natürliche Eiweiße, zu zerfallen. Auch wenn sie aufgrund dieser Regel rein theoretisch frische Hühnereier, unpasteurisierte Milch, Rohmilchkäse und schlachtfrisches Fleisch essen dürften, verzichten die meisten darauf, denn Rohkost bedeutet im Kern auch eine rein pflanzliche Ernährungsweise.
Eine unüberschaubare Anzahl von zugelassenen Lebensmittelzusatzstoffen, wiederholt auftretende Lebensmittelskandale und eine uneinheitliche Kennzeichnungspflicht von genetisch veränderten Lebensmitteln führen bei vielen Menschen zu einem unguten Gefühl der Nahrung gegenüber. Gerade bei den Zusatzstoffen gibt es Vieles, was lediglich dem Vorschwindeln von Produkteigenschaften dient, die eigentlich gar nicht vorhanden sind – Aroma, Farbe, Frische. Verzichtet man konsequent auf jede Form von verarbeiteten Lebensmitteln, so kann man mit hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen, diese Zusatzstoffe „untergejubelt“ zu bekommen.
Darüber hinaus informieren sich die meisten Rohköstler stetig, wo sie Pestizid- und Düngemittelfreie Nahrungsmittel beziehen können. Anders, als man zunächst vermuten könnte, besteht Rohkost jedoch nicht ausschließlich aus Salaten und Grünzeug. Mittlerweile gibt es vermehrt „Kochbücher“, in denen unter Vermeidung des Kochens mehrgängige Menüs hergestellt werden. Beim Ersetzen konventioneller Lebensmittel wie Brot, Kuchen und Käse werden die neuen Küchenrebellen äußerst kreativ und einige der Rezepte machen wirklich großen Appetit. Man kann nur hoffen, dass die Rohkostküche sich auch in Restaurantform etabliert, so dass auch der geneigte Normalverbraucher sich einmal an diese „natürlichste aller Ernährungsweisen“ herantasten kann.
Denn eins kann Rohkost ganz sicher nicht – der Gesundheit schaden.
natürlich kann Rohkost der Gesundheit schaden, man bedenke nur mal die Ergebnisse der Giessener Rohkoststudie
„Wesentliche Ergebnisse der Studie: 57 Prozent der Studienteilnehmer hatten Untergewicht, nur ein Prozent Übergewicht. Innerhalb von vier Jahren hatten die Männer im Schnitt fast zehn Kilogramm Gewicht verloren, die Frauen etwa zwölf Kilo, und zwar unabhängig vom Ausgangsgewicht. Etwa ein Drittel der Frauen unter 45 Jahren hatte keine Menstruation mehr, litt also unter Amenorrhoe. Das ist ein Symptom von Unterernährung. Die Zufuhr der Vitamine A, C, E, B1, B6, Folsäure, Betacarotin, Selen und Antioxidantien war überoptimal, lag also über den empfohlenen Richtwerten. Bei Calcium, Zink, Iod, Vitamin D und Vitamin B12 wurde ein deutlicher Mangel festgestellt. Die Magnesiumzufuhr über die Nahrung war ausreichend, trotzdem lagen die Blutwerte unter den Richtwerten. Das zugeführte Magnesium wird bei Rohköstlern demnach nicht optimal vom Körper aufgenommen. Außerdem war die Zufuhr an Eisen nicht ausreichend, so dass 43 Prozent der Männer und 15 Prozent der Frauen an Anämie litten. Sie wurde um so häufiger festgestellt, je länger ein Studienteilnehmer bereits Rohköstler war.
Leitzmann leitete aus den Studienergebnissen den Schluss ab, dass eine fast ausschließliche Rohkosternährung aus gesundheitlichen Gründen nicht empfehlenswert ist.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Rohkost#Die_Gie.C3.9Fener_Rohkoststudie
Gerade im Bereich der Ernährung gibt es für beinahe jede Position unzählige Studien und Gegenstudien, die diese untermauern. Auch die von Ihnen zitierte Gießener Rohkoststudie wird ja im weiteren Verlauf des Wikipedia-eintrags kritisiert und relativiert. Es gibt beispielsweise gute Gründe, anzuzweifeln ob Fleisch essende Menschen und Vegetarier den gleichen Bedarf an Magnesium haben oder nicht. Um manche Lebensmittel verdauen zu können, braucht der Körper bestimmte Stoffe aus anderen Lebensmitteln. Beispielsweise kann Eisen besser aufgenommen werden, wenn gleichzeitig Vitamin C aufgenommen wird. Ein einfacher Vergleich der Blutwerte dürfte also nicht ausreichend sein. Diese Richtwerte müsste man für Rohköstler unter Umständen neu definieren. Im Allgemeinen sollte auf jeden Fall gelten, dass Mangel nur der leidet, bei dem auch Mangelerscheinungen auftreten. Was das Untergewicht betrifft, so sind die Zahlen in der Tat erschreckend, jedoch ist auch Untergewicht noch keine Krankheit an sich, während Amenorrhoe tatsächlich ein Krankheitsbild darstellt. Es gilt allerdings zu bedenken, dass extreme und scheinbar auf Verzicht beruhende Ernährungsweisen immer auch Essgestörte anziehen, die vielleicht behaupten, sie würden dieser oder jener lehre folgen während sie in Wahrheit krankhaften Raubbau an ihrem Körper betreiben. Insbesondere bei Langzeitstudien (im Artikel ist von vier Jahren die Rede), ist es extrem schwer zu überprüfen, ob die Ernährungsweise tatsächlich zu jedem Zeitpunkt dem entsprochen hat, was als moderne Rohkost gilt. Eine Studie bei der dies tatsächlich überprüft würde, wäre extrem zeit- und kostenaufwändig und es ist fraglich, ob man sich hier nicht einfach nur auf die Angaben der Teilnehmer verlassen hat. Ein „echter“ Rohköstler informiert sich und weiß, was er tut, jemand der nur grünen Salat und Karotten ist, wird sich leicht für einen Rohköstler halten. Unabhägig von Studien, Grenzwerten und Richtlinien sollte wohl immer gelten, dass gesund ist wer keine Beschwerden hat. Die moderne Medizien reduziert die Normwerte der Gesundheit immer weiter, so dass nach und nach Krankheitsbilder entstehen, bei denen die Patienten sich eigentlich pudelwohl fühlen. Warum also sollte ein Mensch, der unter Rohkost keine Mangelerscheinungen hat und zufrieden ist, dazu überredet werden, etwas an seinem Lebensstil zu verändern?
Den ganzen Arm benutzen um sich (oder eher andere) abzuschirmen klingt sinnvoll. Sollte jeder so machen. Bin absolut für Rücksichtnahme auf solchen Ebenen. In Japan tragen die Leute Mundschutz, wenn sie erkältet sind…..