Ja… und? Es ist für Außenstehende schwierig, die Passion nachzuvollziehen, mit der die australischen Tierschutzvereine auf dieses Problem losgehen. Ob Animal Liberation oder National Kangaroo Protection Coalition, überall lief die PR-Maschinerie an. Sogar Paul McCartney wurde ins Boot geholt und durfte ein paar Worte sagen.
Gut für die Naturschützer: Das Prozedere ist nicht besonders schön. Die Känguruhs wurden erst zusammengetrieben und dann in eine Armeebasis verfrachtet. Dort wurden sie betäubt und getötet. Ein Lager, eine Herde armer Tiere und davor die gesegnete Tierschutzvereinigung, die zornerfüllt die Fäuste gen bösem Militär reckt – besser könnte es doch gar nicht laufen! In Sachen PR-Tauglichkeit für den Tierschutzverein, meine ich. Für die Känguruhs ist es selbstredend tragisch.
Aber eben auch nur für die. Was nämlich in den zahlreichen Schreckensmeldungen, Protestaufrufen und Wutausbrüchen gerne weggelassen wurde, ist eine kleine Gegenüberstellung. So stehen den 400 getöteten Känguruhs 15- 20 Millionen Population über die letzten 20 Jahre lebende Känguruhs gegenüber, die sich alle irgendwo auf Australien tummeln. Man könnte also mit den lebendigen Känguruhs eine Stadt bauen, die mehr Einwohner als Berlin besäße.
Damit fällt das Argument "bedrohte Tierart" irgendwie weg.
Hinzu kommt noch, dass das Känguruh in Australien ein Nutztier ist, entfernt vergleichbar mit der Kuh in Europa. Vergleicht man die Situation des australischen Känguruhs mit der der deutschen Kuh, so leben unsere Kühe unter Zuchtmethoden und Zäunen ein Sklavenleben im Gegensatz zu den Känguruhfleisch-Lieferanten. Die dürfen nämlich bis zu ihrem Ableben in der freien Wildbahn rumlaufen und werden von professionellen Jägern nach einer Quote erlegt, die jedes Jahr aufs neue der aktuellen Populationsdichte angepasst wird.
Die Moral von der Geschicht: 400 tote Känguruhs sind nicht viel, wenn damit zum Überleben von 15 Millionen beigetragen wird. Die Methoden der Armee sind vielleicht nicht im gewünschten Sinne medien(un)wirksam, aber effizient. Dabei so einen Aufstand zu veranstalten, hilft höchsten den Besucherzahlen der Tierschutz-Websites.
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