Nichts zu verzollen: Grenzüberschreitung mit Dany Boon und Benboît Poelvoorde

Wir befinden uns am Jahresende von 1992. Das Schengener Abkommen lässt die Grenzen fallen, auch zwischen Belgien und Frankreich. In Cuorquain, einem verschlafenen Städtchen, durch das die französisch-belgische Grenze verläuft, sind die Grenzbeamten nervös. Niemand weiß wie es um ihre Arbeitsplätze bestellt ist, jetzt, wo die Kontrollen wegfallen sollen.

Besonders verbittert darüber ist der belgische Zöllner Ruben Vandevoorde (Benoît Poelvoorde), der die Franzosen hasst und das Schengener Abkommen für kriminell hält. Zu gern hat der kleine Rassist die französischen Camemberts schikaniert, wenn sie die Grenze überschritten haben. Zudem befürchtet er, dass die Franzosen in Belgien einfallen werden um „Das schönste Land der Welt“ zu okkupieren. Innerlich bereitet er sich schon auf die Invasion vor, wofür er nachts auch schon mal die Grenzmarkierungen versetzt, um Belgien größer werden zu lassen.

Ihm gegenüber, auf der französischen Seite, steht der joviale Grenzbeamte Mathias Ducatel (Dany Boon), der ausgerechnet mit der Schwester von Ruben liiert ist, was aber niemand wissen darf, schon gar nicht ihr Bruder. Durch die Grenzöffnung hofft er, endlich zu seiner Liebe stehen zu können.

Gnadenlos lustig: Nichts zu verzollen

Da die Vorgesetzten der beiden schon jetzt die Zusammenarbeit suchen und Ruben im Zaum halten wollen, der für seine Nachbarn nur Beleidigungen übrig hat, schicken sie die unterschiedlichen Rivalen zusammen auf Grenzpatrouille. Es wird nämlich befürchtet, dass durch die wegfallenden Kontrollen Drogenschmuggler ein leichtes Spiel haben werden. Also fahren sie in einem klapperigen Chausseefloh, einem Renault 4, Kontrolle. Da es zwischenmenschlich nicht unbedingt harmonisch läuft bei den beiden und die Schmuggler mobiltechnisch überlegen sind, wird zuerst das schrottreife Gefährt dermaßen aufgepimpt, dass selbst hochglanzpolierte Boliden feuchte Scheinwerfer bekommen.
Mit ihrem steigenden beruflichen Erfolg, verwischen auch langsam die Grenzen in den Köpfen, doch die schwerste Prüfung steht den beiden erst noch bevor…

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Eine absurd, nostalgische Komödie

Wie auch bei „Willkommen bei den Sch'tis“ hat Dany Boon bei „Nichts zu verzollen“ das Drehbuch geschrieben, Regie geführt und eine der Hauptrollen übernommen. Wobei die eigentliche Hauptrolle der belgische Komiker Benoît Poelvoorde („Mann beißt Hund“) spielt, der hinter der Maske des cholerischen, frankophoben Rassisten immer auch eine gewisse Verletzlichkeit und Naivität durchscheinen lässt.
Die teilweise aberwitzige Komik erinnert an die besten Filme von Louis de Funès, die ebenfalls bei aller Absurdität immer auch eine tiefe Menschlichkeit offenbarten.

Wenn der Film auch hintergründig ein Plädoyer gegen Rassismus und Vorurteile ist, wie bei den “ Sch'tis“ auch, steht doch der Witz und die Unterhaltung im Vordergrund.

Boon will keine Dampfhammerbotschaft in die Welt setzen, sondern sein Publikum unterhalten. Es macht die Komödie umso sympathischer, da sie in einem Stil produziert wurde, der ein wenig an Komödien der 60er oder 70er Jahre erinnert und eine Mischung aus feinsinnigen Bonmots und Holzhammer-Slapstik bietet. Dabei gehen die Gags aber nie auf Kosten der Schauspieler und reduziert diese auf pupsende Trottel, so wie es in heutigen US-Komödien üblich ist.

Die Personen behalten, bei aller Absurdität, immer ihre Würde.
Lediglich die etwas holprige und alberne Synchronisation trübt den Spaß ein wenig.

Fazit: „Nichts zu verzollen“ ist eine großartig unterhaltende Komödie, die einem mit einem Lächeln aus dem Kino entlässt. Empfehlenswert!

Nichts zu verzollen „Rien à déclarer“
Regisseur: Dany Boon
Drehbuch: Dany Boon, Yaël Boon
Kinostart: 28. Juli 2011
mit: Benoît Poelvoorde, Ruben Vandevoorde, Dany Boon, Mathias Ducatel, Julie Bernard, Louise Vandevoorde,Karin Viard

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