Neil Gaiman: Comics für Philosophen

Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Komplexität der Geschichten weit über die üblichen Superhelden hinaus geht. Religion, Philosophie, Politik und Psychologie verweben sich in den Comics zu anspruchsvollen Geschichten, die ob ihrer enormen Subtexte niemals überfordern und auch den Plot nicht aus den Augen verlieren.

Sandman – Wie alles begann

Nachdem er einige Ideen zum Wiederaufleben des oft variierenden Sandman-Characters bei DC Comics vorgeschlagen hatte, war Neil Gaiman mehr als überrascht, als diese ihm zusagten und dabei auch noch freie Hand ließen, solange er die Figur neu interpretierte. 
Anstelle von bunten Comichelden oder dem bekannten Batman-Bösewicht wurde der König der Träume zu einem zeitgemäßen Grübler, der unsterblich, aber nicht unfehlbar war, das Reich der Träume regierte und nach langer Gefangenschaft zwischen der Menschenwelt und seiner Traumwelt alte Fehler wieder gut machen wollte.

Von den Fans der DC Comics wurde die Reihe mit Freude aufgenommen, denn die Geschichten spielten inmitten des DC Universums, luden bekannte Figuren (etwa John Constantine aus „Hellblazer“) und Orte (Allan Moore“s Vorstellung der Hölle) ein, so dass der unkonventionelle Comic sich nicht völlig von den anderen DC Werken distanzierte, sondern fest in ihrer Welt verankert war.

Besonders bei Frauen war der Comic beliebt, da Neil Gaiman starke weibliche Helden portraitierte, die gut bei der dritten Welle der feministischen Bewegung anklangen. 1996 beendete Gaiman die Serie, die seitdem mit „Lucifer Morningstar“ und „Death“ gleichwohl hochwertige Spin-Offs nach sich zog.

Neil Gaiman und sein Werk – Auch heute noch einzigartig

Neil Gaiman selbst ist mittlerweile ein bekannter Schriftsteller und Drehbuchautor, der mit seinen Bestsellern „American Gods“ und „Anansis Boys“ ein Talent für humorvolle, dennoch tiefgründige Fantasyromane bewiesen hat und für seine Filme „Stardust“ und „Coraline“ (nach seinem gleichnamigen Kinderbuch) viel Lob einheimste.

„Sandman“ ist immer noch das Flaggschiff des DC Vertigo-Verlags, der sich gerne der spezifischeren Comics annimmt. Selbst 14 Jahre später gibt es wohl kein anderes Comic, das die Genres so gekonnt miteinander verbindet und philosophische Konzepte, umgeben von Monstern, Superhelden und dem Teufel höchstpersönlich, unterbringen kann, ohne dabei albern zu wirken.

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