„… im Geheimen schreibe ich ganz andere Sachen: über eine bunte Welt voller Liebe, Friede und Gewaltlosigkeit, Mensch und Natur im Einklang, keine Monster, keine Waffen, kein Hass und kein Sex! Da mein Agent aber meinte, solche Bücher würden niemand interessieren und sogar die Bibel nicht ohne Sex, Gewalt und Genozid (im weitesten Sinne) auskommt, weine ich jeden Morgen eine halbe Stunde und mache – was?“
Tja, Markus Heitz macht das, was er wohl am besten kann: Er konzentriert sich auf von dunkler Spannung nur so triefende Fantasy. Und knüpft dabei einen Erfolg an den anderen. Auch der ‚Judassohn‘ hat einen solchen Anknüpfungspunkt und zwar an die ‚Kinder des Judas‘.
Wovon handelt „Judassohn“?
Charmantes Verbindungsglied ist Sia, Theresia Sarkowitz, ihres Zeichens Vampirin. Eigentlich entgegen ihrer eigenen Überzeugung wacht sie über ihre letzten beiden weiblichen Nachkommen, Emma und deren Tochter Elena, die ihr ans Herz gewachsen sind. Die Geschichte spielt im Leipzig der Gegenwart und die Handlung des ‚Judassohn‘ beginnt reichlich actiongeladen. Sia will die beiden schützen vor einem Schicksal, das auch sie durchleben muss: als Untote, uralt und ewig jung, einsam… Wie einsam sie allerdings wirklich ist, merkt sie erst, als ihr klar wird, dass eine jahrhundertelang geplanter Racheakt ihre Vergangenheiten wieder auf den Plan ruft.
Für wen ist Heitz‘ Thriller?
Ein bisschen blutrünstig muss man schon sein, um den ‚Judassohn‘ so richtig zu genießen. Zerfleischte Kehlen, blutige Haufen von Leichen mit vor Angst verzerrten Gesichtern und die verschiedensten Dämonen der Nacht bevölkern eine Stadt, von der man das nicht vermutet hätte.
Rezension des „Judassohn“: Prädikat hörenswert?
Sächsische Nazi-Werwölfe und geheimnisvolle feuerrestistente weiße Kämpfer – was für Actionliebhaber fast schon humorvoll rasant beginnt und seinen Spannungsbogen auch noch gekonnt hält, als erste Verbindungen zu Sias Vergangenheit geknüpft werden, verliert im Laufe der Geschichte leider etwas an Fahrt.
Es werden sehr viele Nebenschauplätze geöffnet und wer die anderen Bücher vom Autor weder gehört noch gelesen hat, wird sich schwertun mit dem hundertprozentigen Verständnis. Zum Ende hin allerdings gelingt sie wieder optimal, die Verknüpfung der Vergangenheit mit der Gegenwart, wenn auch ein wenig an einen Splatterfilm erinnernd und ein bisschen zu schnell abgehandelt. Aber die ‚Judastöchter‘ sind ja bereits auf dem Weg zu uns…
Der Sprecher des Hörbuchs, Johannes Steck, ist wie fast alle guten Sprecher auch ein guter Schauspieler. Wenn man den dialektgewandten Steck so hört, schätzt man ihn älter ein als er ist. Seine tiefe Stimme ist gut gewählt für dieses Buch und hält den Hörer auch dann bei der Stange, wenn die Geschichte vorübergehend ein wenig ausfranst. Kompliment.
Markus Heitz: ‚Judassohn‘, der Vampirthriller ist als Hörbuch erschienen im Mai 2010 bei argon zu einem Preis von rund 20 Euro für 6 CDs mit einer Lauflänge von über sieben Stunden.
Weiterführende Links
Markus Heitz‘ Webseite: http://www.mahet.de/site/
Argon Verlag: http://www.argon-verlag.de/