Macht Fernsehen krank?

Heute ist das natürlich anders, von Grund auf. Im Schlafzimmer steht die große Kiste, und die Fernbedienung liegt irgendwo links unten auf dem Boden. Wo auch immer ich sie am Abend vorher hingeschmissen haben mag. Wenn dann so ein Tag kommt, der – total verrotz und verröchelt – sowieso für nichts weiter zu gebrauchen ist, dann greife ich meistens nicht nach rechts zum Bücherstapel. Ich taste auf dem Boden herum, so gegen Mittag bereits, und hoffe auf eine Wiederholung. Woody Allen oder Alfred Hitchcock vielleicht. Irgendetwas, das ich schon in- und auswendig kenne.

Meistens habe ich aber kein Glück. Es laufen nur die Wiederholungen der tagtäglichen Seifenstreifen vom Vorabend oder die Mittagsmagazine mit eindeutigem Boulevardcharakter. Beim zappen taumle ich also eine Weile hilflos zwischen Stars und Sternchen, Auto- und Naturkatastrophen und – immer wieder gern genommen – toten Kinder umher. Das ist übel, beinah unerträglich. Außerdem ziemlich moralisch, auf eine Art und Weise, die… Ach, lassen wir das, das ist es nicht wert.

Später wechselt das Programmschema in etwas, was mir seit einer ganzen Weile nicht untergekommen ist. Talk- und Gerichtsshows! Das es das noch gibt. Natürlich kein Hans Meiser, Ilona Christensen oder Arabella Kiesbauer, die sind schon längst ausgestiegen. Rechtzeitig, wie mir scheint. Statt dessen macht Oliver Geissen Vaterschaftstests am Fließband und eine Britt, die mir nicht näher bekannt ist, lässt Unterschichten aufeinanderprallen. (Darf man das sagen? Unterschicht? Wo es doch derzeit tagtäglich in der Zeitung steht?)

An der Stelle ist es soweit. Ich gebe auf und greife nach rechts. Sonst werde ich am Ende noch kränker.

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Eine Meinung

  1. Fernsehen macht nicht krank…nur das was man geboten bekommt….treibt den Blutdruck in die Höhe und lässt den Magen mit Geschwüren schnüren…

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