Jürgen Fliege, wir erinnern uns, ist seit einer Weile schon nicht mehr täglich auf Sendung. Einst hatte er im Ersten die Toptalkposition inne, war 11 Jahre lang die gute Fee der ARD. Dann ereilte ihn, neben diversen kleineren oder größeren Skandälchen, die heilige Einschaltquote und wischte sein populistisches Geschwätz gnadenlos vom Screen. Zuvor allerdings hatte er sich, wie kaum ein anderer, in die Herzen der Menschen geplappert und nach und nach sein offensichtlich auch heute noch florierendes Imperium aufgebaut. Es gibt eine Fliege-Stiftung, über zwanzig Fliege-Bücher und eine Fliege-Zeitung. Kein Grund zur Verzweiflung also, die verbleibenden Fliege-Jünger sind trotz der derzeitigen TV-Abstinenz des Meisters bestens versorgt.
Alles das mag man finden, wie man will. Mich kratzt es nicht sonderlich. Eine Bekannte, die einmal an einer der Shows teilgenommen hat, deutete auf meine Frage, wie der denn so sei, ein allerhöchstens zwei Zentimeter großes Stück Luft zwischen Daumen und Zeigefinger an und sagte: So! Herr Broder hingegen nennt Herrn Fliege einen ‚Schmierlappen’ und nimmt ihn damit wesentlich ernster. Aber hat es nicht selbsternannte Heilsbringer und solche, die ihnen anhängen, immer schon gegeben? Wozu also sich groß aufregen?
Gestern allerdings hat es mich fast aus den Schlappen geschlagen. Im meinem Briefkasten lauerte – ganz harmlos und leise – ein Pamphlet des Jürgen Fliege, das tatsächlich an mich persönlich gerichtet und mit meiner Privatadresse versehen war. Ein Werbebrief wie von einem der Warenversandhäuser, mit Gewinnspiel und Rückumschlag, wie es sich gehört. Dazu ein so genanntes „Gratis-Test-Zertifikat“ in Sachen Glück und Gesundheit. Weiterhin zu bestellen sind „Trost in Krisenzeiten, Mutmacher für die Seele und kostbare Lebensweisheiten“ des guten Herrn. Na, das hat mir gerade noch gefehlt! Meinen allerherzlichen Dank auch!
Von solchen Dingen bliebe ich in Zukunft dann doch lieber verschont. Verstanden!? Mach die Fliege, Fliege!
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Ach ja, der Fliege…