Le Mans 66: kritisch betrachtet, positiv befunden

Die Story zu „Le Mans 66“ ist rasch erzählt: Enzo Ferrari verärgert Henry Ford II im Rahmen von Übernahmeverhandlungen bis aufs Blut. Als Rache gibt der in Auftrag, die bis dato von Ferrari dominierten 24 Stunden von Le Mans zu gewinnen.

Hauptprotagonisten sind jedoch weder Ferrari, Ford und Iacocca, sondern Hobby-Rennfahrer und Werkstattbesitzer Ken Miles (Christian Bale) sowie Ex-Rennfahrer und Sportwagen-Konstrukteur Caroll Shelby (Matt Damon). An Shelby ist es nun, in kurzer Zeit ein konkurrenzfähiges Fahrzeug zu schaffen, zu dessen Abstimmung er die Hilfe seines Freundes Miles benötigt. Größter Gegenspieler des Duos ist übrigens nicht der italienische Tross, sonder de schmierige Ford Manager Le Beebe, der alles tut, Miles und Shelby zu diskreditieren. Währen Miles recht unwirsch auf Widrigkeiten reagiert, sperrt Spitzbube Shelby Beebe mal in seinem Büro ein oder stibitzt dem Ferrari-Team essentiell benötigte Stoppuhren. Echte Buddies eben.

Eine Dame gibt Le Mans 66 die nötige Würze

Die weibliche Komponente darf in Hollywood nicht fehlen, weswegen Regisseur James Mangold Miles in „Le Mans 66“ mit Caitriona Balfe die mitfühlende Gattin Molly zur Seite stellte. Obgleich grundsätzlich als vernünftiges Pendant zu Miles aufgebaut, ist auch sie durchaus aufbrausend – sie verängstigt ihren Gemahl durch waghalsige Fahrmanöver – und andernorts cool – einer handfesten Prügelei zwischen Miles und Shelby wohnt sie im Liegestuhl bei. Das historisch größtenteils korrekt aufgearbeitete Rennprogramm trägt Früchte, Ferrari wird 1966 verheerend geschlagen. Alle drei gemeldeten GT40 fahren parallel über die Ziellinie, nachdem Shelby und Miles sich diesem Wunsch Fords in der Annahme beugten, dass alle drei zum Sieger gekürt würden. Diese Ehre beschränkt sich jedoch überraschend auf Bruce McLaren und Chris Amon, da dieses Duo wegen ihrer schlechteren Startposition eine marginal längere Strecke zurückgelegt hat.

Autofilm mit tollen Bildern und wenig Unstimmigkeiten

Insgesamt ein äußerst solides Machwerk mit packenden Bildern, hohem Tempo auf der Piste wie in der Story und packenden Dialogen. Interessant zu sehen gleichermaßen für für Autofans im Allgemeinen, Altmetallfreaks im Besonderen und Anhänger der Mimen sowieso. Einige vermeidbare Schnitzer erlaubt sich der Film, so fährt nach Shelbys Arztbesuch 1959 ein Chevy aus den frühen 60ern durch Bild, zudem trägt ein Daytona Coupe in Shelbys Firmenräumen viel zu große, neumodische Felgen. Und was sich die Verantwortlichen dabei dachten, ausgerechnet einen sowjetischen GAZ 53-Truck auf einem US-Flughafen arbeiten zu lassen – äh?

Emotionen wurden im Kino geweckt

Alles nebensächliche Kleinigkeiten – wichtiger waren Miles Worte an seinen Sohn, dass die perfekte Le Mans-Runde dreieinhalb Minuten daure und es darauf ankäme, alle Runden perfekt zu fahren. Obwohl Miles erkennt, dass er von Ford um seinen Sieg betrogen wurde, unterstützt er die Weiterentwicklung des GT40. Er verliert bald darauf im Zuge einer Testfahrt das Leben, nach den positiven Emotionen waren die negativen unvermeidbar. Direkte Auswirkungen auf das Publikum waren festzustellen, denn während der Rezensent wie abgeklärt wie Molly im Sessel lümmelte, lümmelte zwei Reihen dahinter eine propere Dame rittlings auf ihrem Begleiter. Ob der wie Bale den dreieinhalb-Minuten-Mann machte, wurde nicht in Erfahrung gebracht.

Bild: ©20th Century Fox

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