Kehrtwendung: Neues Sturmgewehr für die Bundeswehr kommt doch von H&K

Nach einem langen Auswahlverfahren hatte ursprünglich die Suhler Waffenschmiede C.G. Haenel den Zuschlag erhalten und den alten Bundeswehr-Lieferanten Heckler & Koch überraschend aus dem Rennen geworfen.

Nachdem Vorwürfe von Patentrechtsverletzungen gegenüber Haenel bekannt wurden, will das Verteidigungsministerium den lukrativen Auftrag nun doch an Heckler & Koch vergeben. Haenel kündigt schon jetzt juristische Schritte gegen diese Entscheidung an.

Probleme mit dem Vorläufermodell

Die Ausschreibung war ins Leben gerufen worden, weil im Jahr 2012 Gerüchte über eine mangelnde Präzision des Vorgängermodells G36 von Heckler und Koch (H&K) ruchbar wurden. Angeblich schoss die Standard-Infanteriewaffe der Bundeswehr nach langen Salven und in heißen Regionen ungenau. Das G36 gehört seit 1996 zur Ausrüstung der Bundeswehrsoldaten.

Obwohl die Waffe in weiten Teilen der Truppe weiterhin beliebt war, verfügte die damalige Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen im Jahr 2015 die Ausmusterung des Sturmgewehrs.

Das führte zur Ausschreibung des Auftrags für ein neues Modell. Für die Auftragsvergabe bewarben sich die Hersteller H&K, SIG Sauer, Steyr Mannlicher sowie Haenel. Zur Überraschung vieler Beobachter erhielt nach Abschluss des Bieterverfahrens C.G. Haenel im September letzten Jahres den Auftrag für die Lieferung von 120.000 neuen Waffen des Typs MK556. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf etwa 250 Millionen Euro.

Hauptgrund für die Vergabe an C.G. Haenel war eine mit der Waffe von H&K vergleichbare Qualität, bei günstigeren Konditionen. Beide Sturmgewehre sind über weite Strecken fast bauglich und basieren technisch auf dem US-amerikanischem Sturmgewehr AR-15. Der Oberndorfer Traditionslieferant H&K hatte daraufhin gegen den Zuschlag an Haenel Beschwerde eingelegt, das Verteidigungsministerium zog die geplante Vergabe im Oktober 2020 zurück.

Revidierung der Auftragsvergabe wegen Patentrechtsverletzungen

Grund für die Kehrtwendung des Ministeriums waren Hinweise darauf, dass der thüringische Waffenhersteller Haenel Patente seines Konkurrenten H&K sowie des Waffenzubehör-Herstellers Magpul verletzt haben könnte. Nachdem extern beauftragte Patentanwälte eine Patentverletzung feststellten, wurde Haenel nun vom Vergabeverfahren ausgeschlossen.

C.G. Haenel hat bereits angekündigt, nun ebenfalls Beschwerde gegen diese Entscheidung einzulegen und im Zweifelsfall auch zu klagen. Das zu einem arabischen Rüstungskonzern gehörende Unternehmen will den Rechtsweg beschreiten, da es den Ausschluss vom Vergabeverfahren als nicht gerechtfertigt ansieht.

H&K rückt nun mit seinem Sturmgewehr H&K 416 A8 nach. Die Waffe wird in verschiedenen Modellvarianten bereits von den Streitkräften der Vereinigten Staaten von Amerika, Tschechien, Malaysia, Norwegen, den Niederlanden und Polen genutzt. Auch Frankreich ist im Begriff, das Sturmgewehr in seinen Streitkräften einzuführen.

Oft kommt das H&K 416 in den Spezial-, Elite- und Antiterror-Einheiten der Länder zum Einsatz. So nutzen sowohl das Kommando Spezialkräfte als auch die Kampfschwimmer der Bundeswehr bereits verschiedene Versionen der Waffe.

Bildnachweis: Pixabay, 4244135, Daniel S.

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