Juri Andruchowytsch: Moscoviada

family: Arial“>"Exotische Vögel und Pflanzen" heißt ein Gedichtband von Juri Andruchowytsch. Dem Roman stünde der Titel auch nicht schlecht. Im einem Wohnheim für junge Nationalliteraten kochen verwahrloste Ukrainer und Usbeken, tschetschenische Grobiane und jakutische Rentier-Ehrenhirten ihr dünnes Süppchen. Manchmal kommt es in den kafkaesken Duschkatakomben zu einem Stelldichein mit einer Malagasy-Poetin, manchmal stürzt ein armer Hund beim Wodkaholen aus dem Fenster, und dann und wann gelingen Verse von archaischer Wucht: "Im Blute liegt das Land der Russen, / Warum nur gottloses Gelichter / Wird Russlands Adler angeschossen, / Von Juden, Luden, Arschgesichtern // Warum nur Baltikum, lass wissen / Du hassest uns so ohne Not? / Solln Letten, Esten sich verpissen! / Sonst fickt euch Russland einfach tot!" Otto von F., verhinderter Verfasser homerischer Volksepen, Frauen- und Kneipenheld und glühender ukrainischer Nationalist, stolpert durch das Moskau der frühen 90er Jahre und schaut die Zeichen der Wendezeit. Der KGB macht nervöse Annäherungsversuche, eine separatistische Handgranate zerreißt eine Würstchenbude und die amazonenhafte Schlangengiftspezialistin Galja schleudert Plätteisen. Der Held aber bleibt unversehrt. Bis er sich im Keller eines unmittelbar neben der Lubjanka befindlichen Kaufhauses verirrt … Im Original erschien der Roman bereits 1993. Zur deutschen Ausgabe 2006 schreibt der Verlag: "Eine kakophonische Abschiedssymphonie auf die Sowjetunion … von überraschender Aktualität. Das neoautoritäre Russland, der eifernde Nationalismus, die Verklärung der kommunistischen Epoche, der chauvinistische Kitsch, der ideologische Druck – all diese Gespenster, die der Dichter in einem karnevalesken Spektakel zum Teufel gejagt hat, sind wieder da, machtvoll und schrecklich vital."

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