J. Edgar: neuer Film von Clint Eastwood mit Leonardo DiCaprio

Am 19. Januar feiert J. Edgar Premiere in Deutschland. Der Film ist ein Portrait des Mannes, der nahezu 50 Jahre an der Spitze des Federal Bureau of Investigation stand. Regisseur Clint Eastwood, der für seine Inszenierungen schon mit mehreren Oskars und zahlreichen Nominierungen bedacht worden ist, wählt hierfür eine interessante Perspektive. Er lässt Hoover, dessen Behörde ihre Autorität auf Geheimnissen begründete, seine Geschichte selbst erzählen.

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Official Trailer

John Edgar Hoovers FBI

Als Hoover 1924 in das Bureau of Investigation berufen wurde, hatte das BOI einen denkbar schlechten Ruf. Hoover professionalisierte die Behörde, indem er für seine Mitarbeiter strenge Regeln geltend machte, ihre Ausbildung spezialisierte und die Untersuchungsmethoden revolutionierte. Mit der Einrichtung eines kriminaltechnischen Labors und einer Zentralkartei für Fingerabdrücke schuf er die Basis des heutigen FBI. Schnell stellten sich Erfolge in der Verbrechensbekämpfung samt spektakulärer Verhaftungen ein, die Hoover mit Hilfe der Medien geschickt zu präsentieren wusste. Infolgedessen verbesserte sich das Image der Bundesbehörde und seiner Beamten, die bald nur noch G-Men genannt worden, beträchtlich. Doch die Polizeiarbeit trat mehr und mehr in den Hintergrund. Noch vor Kriegseintritt der Vereinigten Staaten konzentrierte sich die Ermittlungsarbeit auf „Staatsfeinde“, sprich Extremisten und Kommunisten. Später gerieten auch die Bürgerrechtsbewegung und Schwule ins Visier der Agenten.

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Hoover zur Gefahr des Kommunismus

Hoovers Doppelleben

Viele Gerüchte ranken sich um John Edgar Hoover (1895 – 1972), einige davon verifiziert, andere nicht. Lange Zeit galt er als unantastbar, wurde als Held gefeiert. Doch nach seinem Tod traten Historiker, Kriminologen und ehemalige Wegbegleiter des FBI-Chefs auf den Plan und zeichneten ein anderes Bild J. Edgars, eines, das geprägt war von Machtgier, Korruption und Erpressung: Um seine Autorität zu stärken, ließ er mittels Spionage, die er im Zuge der Hexenjagd auf Kommunisten, Bürgerrechtler und Schwule perfektioniert hatte, Politiker bis hin zu Präsidenten überwachen. Die gesammelten Informationen waren ein mächtiges Instrument, Hoover und seine Behörde somit autonom. Wer sich dem FBI und seinen illegalen Methoden in den Weg stellte, riskierte seine Karriere oder sein Privatleben.

Im Schutze des Wissens um die Geheimnisse Anderer blieb sein eigenes Leben weitgehend vor den Augen der Öffentlichkeit verborgen. Die wenigen Fakten malen ein Bild, Vieles bleibt aber Spekulation. So galt er als wettsüchtig, da er regelmäßig Pferderennen besuchte, als korrupt, da er Tipps von Mafiagrößen für verschobene Rennen bekam, im Gegenzug das Mafiaproblem der USA seiner Zeit schlichtweg negierte und er galt als schwul, da er Zeit seines Lebens Junggeselle blieb und privat immerzu mit seiner Nummer Zwei, Associate Director Clyde Tolson, gesehen wurde. Lediglich ein Kommunist zu sein, wurde ihm nie unterstellt. Die illegalen Methoden des FBI, darunter die Ausbildung der Agenten in einer Sound-School, in der Abhörmethoden unterrichtet worden und Hoovers Skrupellosigkeit sowie Manipulations-Taktiken, die ihn über Jahrzehnte zu einem der mächtigsten Männer der Vereinigten Staaten machten, sind Fakt, alle weiteren Informationen wurden kurz nach seinem Tod durch Herzversagen im Jahr 1972 durch seine langjährige Sekretärin Helen Gandy vernichtet.

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Clint Eastwood über Edgar Hoover

J. Edgar: 48 Jahre nach „Für eine Handvoll Dollar“

Wenn der Film in Deutschland in die Kinos kommt, ist es 48 Jahre her, da „Für eine Handvoll Dollar“ Clint Eastwoods Karriere begründete. Seit der Arbeit mit Sergio Leone war Eastwood regelmäßig auf der Leinwand zu sehen und machte sich daneben einen Ruf als Regisseur: „Unforgiven“ und „Million Dollar Baby“ wurden jeweils für die beste Regie und als bester Film prämiert. Fast ein halbes Jahrhundert Lebenszeit verändert einen Menschen, nicht nur äußerlich. Um so größer die Herausforderung für denjenigen, dem die Spuren der Zeit als Maske aufgetragen werden. Leonardo DiCaprio meistert sie. Die 48 Jahre in Diensten des FBI, die der Film auf einige bedeutende Ereignisse herunterbricht, wie etwa die Palmer Raids, die Deportation von Emma Goldman, den Lindbergh-Fall oder den Disput mit den Kennedys, muss DiCaprio in knapp über zwei Stunden als Hoover durchrennen. Nicht zuletzt wegen der hervorragenden Maske, aber vor allem aufgrund schauspielerischer Qualitäten überzeugt die Darstellung Hoovers.

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DiCaprio über die Zeit in der Maske

Oskar Nominierung für Leo

J. Edgar ist eine Empfehlung wert, auch wenn der Film an einigen Stellen vielleicht ein wenig zu lang geraten ist. Eastwood gelingt eine interessante psychologische Studie eines höchst umstrittenen Mannes und trifft mit seinem Hauptdarsteller ins Schwarze. Leonardo DiCaprio brilliert unter der Maske und kann sich trotz starker Konkurrenz berechtigte Hoffnungen auf einen Oskar machen. Judy Dench und Naomi Watts überzeugen ebenso, einzig Armie Hammer als Tolson erscheint neben Leo ein wenig blass.

J. Edgar – Biographie/Drama
Regie: Clint Eastwood

Drehbuch: Dustin Lance Black
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Naomi Watts, Judi Dench, Armie Hammer
Land: USA
Musik: Clint Eastwood
Kamera: Tom Stern
Kostüme: Deborah Hopper
Maske: Sian Grigg, Alessandro Bertolazzi, etc.
Länge: 137 min.
Deutschland-Premiere: 19.01.2012

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