Eigentlich war die Igreja de Santa Engracia als ordinärer Kirchenbau geplant. Sie sollte lediglich die bereits vorher an diesem Standort (im Stadtteil Alfama) existierenden Kirchbauten mit gleichem Namen ersetzen, da diese teilweise eingebrochen waren.
Die Igreja de Santa Engracia blieb über 30 Jahre unvollendet
Die Baurabeiten für die heute weithin sichtbare Barockkirche begannen 1681 und liefen zunächst bis 1712. Dann jedoch verstarb Joao Antunes, königlicher Architekt und Bauherr der Kirche. Der seit 1706 regierende König Joao V. aber hatte kein großes Interesse an dem Sakralbau und strich die Steuermittel für das Projekt, sodass die Igreja de Santa Engracia nach über dreißig Jahren Bauzeit zunächst unvollendet blieb – eine göttliche Bauruine im Herzen der portugisischen Hauptstadt.
Barockkirche mit herausragender Architektur
Die Architektur der Irgeja de Santa Engracia ist herausragend für das 17. Jahrhundert: Die Kirche besitzt einen symetrischen Grundriss in der Form eines Kreuzes und keinen typischen Kirchengang mit Seitenschiff. Auch die überdimensionale Kuppel des Gebäudes ist untypisch für die Zeit und eine architektonische Meisterleistung. Durch das gleichförmige Kreuz des Grundrisses bekommt die Vierung (die vier zentralen Säulen, welche die Eckpfeiler im Zentrum der Kirche darstellen) einen besonderen Wert: durch sie wird ein ausgesprochen großer Freiraum geschaffen, welcher durch die farbigen Marmorstrukturen der Wände und Böden eine besonders atemberaubende Atmosphäre schafft.
Die Igreja de Santa Engraci: Ein Gotteshaus ohne Gott
Die Kirche wurde jedoch erst im 20. Jahrhundert vollendet und – unter der Diktatur von António de Oliveira Salazar – in ein Nationales Pantheon verwandelt. Da dies erst im Jahre 1966 geschah wurde die Kirche nie als Gotteshaus genutzt und somit das eigentliche Anliegen der Bauherrn verfehlt. Damit das Gebäude aber möglichst schnell seine neue Funktion aufnehmen konnte, wurden wichtige Persönlichkeiten Portugals umgebettet um in der Kirche ihre letzte Ruhestätte zu finden. Hierzu zählen vor allem Staatspräsidenten, aber auch Schriftsteller und Künstler. Auch befinden sich einige Kenotaphen (sogenannte Scheingräber) für „portugisische Helden“ in der Igreja de Santa Engracia.
Heutzutage gibt es neben der Barockkirche noch ein weiteres Gebäude, welches den Titel „Panteão Nacional“ trägt: das Mosteiro de Santa Cruz in Coimbra, da dort die ersten beiden portugisischen Könige begraben wurden. Beide Gebäude tragen den Titel jedoch gleichrangig.