Psychologen und -iater haben – das wissen wir, seitdem der Erste von ihnen auf der Mattscheibe bzw. Leinwand auftrat – meist selber einen gehörigen Hau. Und wenn die professionelle Qualität des Arztes mit der Größe seines Knalls korreliert, müsste Fitz einer der größten seines Fachs sein: Der Dicke ist depressiv, raucht wie ein Schlot, trinkt wie ein Schotte (wohl auch ein Grund, warum die Fitz-Rolle von Robbie „Hagrid“ Coltrane ausgefüllt wird) und gibt sich am Spieltisch den Rest.
Da können einem in Sachen Obsession und Depression einige Parallelen auffallen zu dem oben erwähnten Bloch, aber es ist wie so oft im deutschen Fernsehen: andere waren zuerst da und dann gibt es irgendwann deutsche Formate, die irgendwie gleich sind. Andererseits bedienen sich die Macher hüben wie drüben einiger universal geltender Regeln. So gehört eine gehörige Macke fast zur Standardausstattung von Ermittlern jeglicher Couleur, seien es Mutterkomplex und Dauerhunger bei Benno Berghammer, die autistischen Anwandlungen von Tatort-Kommissarin Charlotte Sänger, die krankhafte Egomanie von Dr. Gregory House oder eben besagter Knacks (englisch: crack) bei den Psycho-Ermittlern.
Nach einer kleinen Pause von zehn Jahren (eine Zeit, die Fitz mit seiner Frau Judith in Australien verbracht hat) wurde „Cracker“ also von Autor Jimmy McGovern, Regisseurin Antonia Bird und dem Heimatsender ITV für reaktiviert. Und das Ergebnis ist auf den ersten Blick nicht gerade spektakulär: Als die beiden Fitze nach Manchester zurückkehren, um der Hochzeit von Tochter Katy beizuwohnen, ermordet ein Ex-Soldat zwei US-Bürger (wahrscheinlich nicht auf der Hochzeit). Kripoleiter Detective Walters weiß natürlich irgendwann nicht mehr weiter (auch schon oft genug gesehen) und greift die Gelegenheit beim Psychologen-Schopfe und fragt den dicken Doktor.
Der findet raus, dass der Vorfall irgendwas dem 11. September zu tun hat. Was genau ist im Prinzip egal, denn die Serie lebt eben nicht nur von ihrem unschlagbaren Hauptdarsteller, sondern besticht auch durch exzellentes dramaturgisches und filmisches Handwerk. Da erfahrungsgemäß jede einzelne Folge technisch und ästhetisch ansprechend und äußerst spannend ist, mache ich mir über die Qualität der neuen Folge überhaupt keine Sorgen.
Leider wurde, wie gesagt, nur eine neue Folge gedreht, warum auch immer. Das ZDF versucht diesen Makel auszugleichen, indem es an den folgenden zwei Sonntagen zwei alte Folgen zeigt. Wer die noch nicht kennt und heute Abend Blut leckt, wird sicher wieder einschalten. Und wer die schon kennt wird sicher auch nichts dagegen haben, sich drei Sonntagabende lang bestens unterhalten zu lassen, trotz oder gerade wegen des unglaublich großen Knacks' der Hauptfigur.
Schon programmiert! 😉 Der Dicke ist unglaublich, um ein Haar hätte ich ihn verpaßt. Thanx!