Gesundes Selbstbild? So testen Sie, wie realistisch Ihr Kind sich sieht

Das Selbstbild wird psychologisch unterteilt in

  • kognitive Elemente (welche Eigenschaften habe ich?)
  • emotional-affektive Elemente (Selbstliebe und Antrieb) und
  • wertende Elemente (wie finde ich, dass ich diese Eigenschaften habe).

Inwieweit sich das Selbstbild mit dem Wunschbild deckt, bestimmt für das Kind den Grad an Zufriedenheit, und inwieweit sich das Selbstbild mit dem Fremdbild deckt (Was denken Andere von mir?) bestimmt den Grad an Realismus des Kindes. Wie realistisch sieht sich das Kind selbst?

Um herauszufinden, wie realistisch sich ihr Kind selbst sieht, können Sie auf einfache Art und Weise vorgehen:

  1. Nehmen Sie auf, was Sie selbst und Andere über Ihr Kind denken. So erhalten Sie das Fremdbild des Kindes. Seien Sie möglichst realistisch und wertfrei, denn nur so können Sie ein realistisches Querschnittsbild ermitteln. Dabei steht die Schwierigkeit, dass Eltern ihr Kind gern als das Allerbeste sehen – also hören Sie lieber den Anderen zu, auch den Kritikern.
  2. Nehmen Sie auf, was Ihr Kind wirklich selbst von sich denkt. So erfahren Sie sein Selbstbild. Hören Sie ihm dazu genau zu, und schweigen Sie. Bauen Sie Vertrauen auf. Sonst hören Sie nur das, was Ihr Kind denkt, dass Sie hören wollen. Notfalls fragen Sie eine Vertrauensperson des Kindes, ob Sie Ihnen hilft.
  3. Jetzt fragen Sie Ihr Kind nach seinem Wunschbild – was und wie wäre es gern? Hier können Sie ansetzen, um Zufriedenheit zu steuern.

Je stärker das Selbstbild Ihres Kindes mit dem Fremdbild übereinstimmt, desto realistischer ist Ihr Kind in seiner Selbstwahrnehmung.

Wie entsteht das Selbstbild des Kindes?

An dieser Stelle möchte ich gern auf die Gründe für die Entwicklung des Selbstbildes des Kindes kommen, denn diese liegen oft im Dunkeln. Wie entwickelt das Kind ein Selbstbild? Und wie kommt es zu einem Wunschbild, und ggf. zu einer Abweichung zwischen Selbstbild und Fremdbild?

Wenn Kinder geboren werden, haben Sie noch kein Selbstbild. Sie nehmen die Welt noch als Ganzes wahr, und sich nicht als getrennt von der Welt oder den Eltern. Als Erstes entwickelt sich das Gefühl, dass der Körper etwas bewegen kann, und es entwickelt sich der Ansatz eigener Einflussnahme. Erst mit der Zeit entwickelt sich das Ich-Gefühl des Kindes, bis es sich schließlich als getrennt von der Welt und den Eltern, und als eigenständiges Wesen sieht.

In der Zeit dieses Lernvorganges lernt das Kind von den Eltern. Da es anfangs noch keine Worte versteht und spricht, lernt es ausschließlich über die Körperwahrnehmungen und Emotionen. Es wird beobachtet, dass in der Phase der ersten drei Jahre die stärksten sozialen Prägungen passieren – durch die Eltern und das direkte Umfeld des Kindes. Spiegelneuronen helfen dem Kind, direkt das von den Eltern beobachtete Verhalten zu kopieren. Das körperliche und emotionale Selbst des Kindes ist geboren, mit all seinen Eigenschaften und Verhaltensweisen, die es im körperlichen und emotionalen Bereich großteils von den Eltern kopiert hat. Wichtig ist hier zu wissen: Das Kind kopiert dabei auch unterdrückte Wesensarten der Eltern, die diese nicht offen ausleben. Denn das Kind ist über das Unterbewusstsein mit den Eltern verbunden.

Erst später entwickelt sich der Geist Ihres Kindes. Jetzt lernt Ihr Kind, ob das, was es ist, gut oder schlecht ist, und ob es dem angestrebten Wunschbild der Eltern und Lehrer entspricht. Das Kind bemüht sich, zu gefallen, wird aber nicht immer genügen. Auch hier lernt das Kind über Kopieren von den Eltern. Wenn die Mutter oder der Vater mit ihren Eigenschaften selbst zufrieden sind, wird das Kind ein eher zufriedenes Kind werden, denn es lernt, dass es den Anforderungen der Welt genügt. Selbstbild und Wunschbild stimmen dann eher überein. Wenn die Eltern mit sich selbst unzufrieden sind, kopiert das Kind auch das – sein Wunschbild stimmt immer weniger mehr mit dem Selbstbild überein. Kinder reagieren in dieser Phase sehr unterschiedlich. Manche Kinder versuchen, eine „Fassade“ aufzubauen – aber auch das haben sie oft von ihren Eltern gelernt. Manche Kinder werden deprimiert…

Das Fremdbild entsteht aus dem, was Kinder im Ergebnis dieses Entwicklungsprozesses tatsächlich leben und ausstrahlen. Zwar interpretieren die anderen Menschen auch, was sie gerne sehen wollen, doch sie nehmen emotional genau wahr, was Ihr Kind tatsächlich kann, und wie zufrieden es damit ist.

Selbstbild verbessern: Darauf müssen Sie achten

Wenn ihr Kind kein positives Selbstbild hat, könnte es sein, dass Sie zu hohe Anforderungen an Ihr Kind stellen, und ggf. auch an sich selbst. Dann empfiehlt es sich, die eigenen Stärken, und die Ihres Kindes mehr in den Mittelpunkt zu stellen.

Wenn Ihr Kind ein übersteigertes positives Selbstbild zu haben scheint, könnte es sein, dass es eine starke Fassade aufgebaut wurde, und das tatsächliche Selbstbild im Unterbewusstsein eher negativ ist. Dann helfen Sie Ihrem Kind, seine tatsächlichen Stärken zu finden, und sie auszuleben.

In jedem Fall können Sie Ihrem Kind helfen, sein Selbstbild zu verbessern, um ein positives Selbstbild zu erlangen, indem Sie sich selbst an Ihren Stärken orientieren, und Ihrem Kind, das über Spiegelneuronen von Ihnen lernt, eine selbstzentrierte Weltsicht zu vermitteln, frei nach dem Motto:

Was kann ich besonders gut, und wie und wo kann ich dies einsetzen?

Der Mensch wird etwas durch seine Taten!

Und dann motivieren Sie Ihr Kind, es Ihnen gleich zu tun…

Im Folgenden einige Tipps von Psychologen und Therapeuten sowie aus unserer therapeutischen und Heilpraxis zur praktischen Anwendung.

positives Selbstbild: Was wird benötigt?

  • Zettel
  • Stift
  • Zeit
  • Ruhe

 

positives Selbstbild: So wirds gemacht!

1

Selbstbild, Fremdbild, Wunschbild herausfinden

Finden Sie nach oben beschriebenem Vorgehen Fremdbild, Selbstbild und Wunschbild Ihres Kindes heraus. An der Differenz zwischen Selbstbild und Wunschbild erkennen Sie Selbstwertprobleme.

2

Selbstwertprobleme anerkennen

Erkennen Sie die Selbstwertprobleme Ihres Kindes an, wenn es welche hat. Finden Sie die Eigenschaften Ihres Kindes heraus, die es selbst schlecht bewertet.

3

Anerkennung in Akzeptanz wandeln

Helfen Sie Ihrem Kind, die „schlechten“ Eigenschaften anzunehmen, indem Sie sie gemeinsam mit ihrem Kind untersuchen: Was genau ist schlecht daran? Liegt es vielleicht nur daran, dass Andere das schlecht finden? Kann man den vermeintlich „schlechten“ Eigenschaften vielleicht etwas Positives abgewinnen? Manche Psychologen raten hier zu einem kategorischen „NEIN“, wenn man an die schlechten Eigenschaften denkt – das kann ich nicht empfehlen, denn dann werden die Gefühle nur unterdrückt, aber nicht aufgearbeitet. Besser ist es, die positiven Aspekte an den Eigenschaften herauszufinden, oder zumindest zu einer Akzeptanz dieser Eigenschaften zu kommen, nach dem Motto: „So ist es nun mal.“ Eine Ente kann halt auch nicht gut klettern, aber dafür gut schwimmen…

4

Stärken herausfinden

Helfen Sie Ihrem Kind, seine Stärken herauszufinden, seine Einzigartigkeit, seine Vorteile. Jeder Mensch hat Stärken – dort, wo er besonders gut ist, besser als Andere, oder anders als Andere. Wenn die Konzentration auf diese „guten“ Eigenschaften gelegt wird, fällt das „na-und?“ zu den vermeintlich „schlechten“ Eigenschaften leichter.

5

Lieben Sie Ihr Kind – bedingungslos

Lieben Sie Ihr Kind mit all seinen Schwächen und Stärken – egal, wie es sich selbst gerade findet. Und zeigen Sie das Ihrem Kind auch. Das ist die größte Hilfe für Ihr Kind, um sich selbst anzuerkennen. Training, Erziehung und Konsequenz bleiben davon unberührt – auch das geht mit viel Liebe. Und nun wünsche ich Ihnen viel Freude mit Ihrem Kind!

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