Prolog
Der fünfte Kreuzzug und die damit verbundene Eroberung von Damiette standan kurz vor dem Fehlschlag. Eine Gruppe von Kreuzrittern versuchte, durch einen geheimen Eingang in die Hafenstadt zu gelangen und so das Blatt im Kampf zu wenden. Nachdem sie den Eingang unterhalb der Stadtmauer erreicht hatten, fanden sich die Kreuzritte mitten in einer Ritualstädte voller Leichen wieder .Bald würden sie das Schicksal, der von den Decken hängenden Toten teilen. Nur ein Mitglied der Gruppe konnte dem Gemetzel entfliehen um der christlichen Obrigkeit davon zu berichten.
25 Jahre nach dem Scheitern des fünften Kreuzzuges experimentieren die Assassinen in derselben Höhle mit einer quecksilberartigen Flüssigkeit, die Tote wieder auferstehen lässt, zumindest kurzzeitig. Die Auferstandenen verfügen wundersamerweise über extreme Kraft und haben ein immenses Gewaltpotential, wodurch sie nicht zu kontrollieren sind. In diesem Fall bezahlen alle anwesenden Assassinen die Experimente mit ihrem Leben. Natürlich bekommt auch die katholische Kirche Wind von den Tätigkeiten der Assassinen und schickt den Templer Wilhelm von Sonnac aus um der Sache auf den Grund zu gehen.
Die Reise tritt der Templer jedoch nicht alleine an, sondern bekommt Unterstützung von anderen Kriegern. Ein Mitglied fehlt jedoch noch, Wilhelms Bruder, der aber seit langer Zeit im Streit mit ihm liegt. Dennoch benötigt er dessen Hilfe, denn was die Gruppe um Sonnac auf ihrer Reise entdecken wird, reist die Welt aus den Fugen.
Mehr Tiefgang als erwartet
Die Autoren Izu und Nikolavitsch haben in Kreuzfahrer geschichtlich belegte Fakten mit einer guten Mischung aus Horror, Splatter und Fiction gemischt. Das Ergebnis ist ein zwar blutige aber sehr spannender Ausflug in die Vergangenheit. Interessant ist auch die Einbindung der Assassinen in die Geschichte, was natürlich historisch nicht belegt ist und somit in das Element Fiktion fällt. Dennoch passen die Assassinen sehr gut in das Szenario und es kommt nicht zum viel zu häufig verwendeten alleinigen Fokus auf Christen und Sarazenen.
Im Gegenteil Izu und Nikolavitsch gehen sogar auf Beziehungen der beiden Fraktionen ein, welche hin und wieder auch miteinander kooperiert haben. Die Gruppe um Wilhelm von Sonnac ist ebenfalls interessant zusammengestellt. Jedes Mitglied ist für sich ein guter Kämpfer und gemeinsam sind sie kaum zu schlagen. Aber abseits vom Kampf wird dem Leser immer wieder nahe gebracht, wie unterschiedlich die Charaktere eigentlich sind. Der Streit der zwischen Wilhelm und seinem Bruder herrscht ist ein weiteres Storyelement, welches dem Band zu mehr Tiefgang verhilft.
Erkennbare Herkunft
Zeichner Zhang Xiaoyu legt sein Augenmerk auf die Charaktere in Kreuzfahrer und hat diese möglichst realistisch gezeichnet. Xiaoyu kann aber auch bei den Hintergründen überzeugen, die mit einer dichten Kolorierung gut gelungen sind. Stilistisch geht der Zeichner in Richtung der europäischen Comics. Hin und wieder lässt sich aber seine fernöstliche Herkunft in den Zeichnungen gut erkennen. Gerade in den Actionsequenzen machen sich typischen Merkmale eines Mangas bemerkbar , ebenso wie in der Darstellung der Augen. Insgesamt ist der Band sehr stimmungsvoll gezeichnet und die Arbeit von Zhang Xiaoyu trägt viel dazu bei, dass die Geschichte funktioniert und die einzelnen Charaktere glaubwürdig sind.
Fazit
Wie auch schon Jean-Luc Istin in seinem Comic „Das fünfte Evangelium„, haben Izu und Nikolavitsch im Geschichtsunterricht aufgepasst und spielen clever mit historisch belegten Fakten. Durch das Einbinden einer dritten Fraktion in die Story entsteht mehr Dynamik und der Mythos der Assassinen verhilft dem Ganzen zu mehr Mysterie. Die Mischung stimmt in der Geschichte ebenso wie in den Zeichnungen, wodurch für Abwechslung gesorgt ist. Der Clou der Geschichte ist aber das Bild auf der letzten Seite, welches alles ändert und auch dem Szenario eine ganz neue Richtung gibt. Ich kann hier natürlich nicht mehr verraten, sonst geht der wirklich große Überraschungseffekt verloren, aber ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht.
Kreuzfahrer Band 1 – Das Gespenst mit den Silberaugen von Izu, Nikolavitsch und Zhang Xiaoyu mit 144 Seiten im Hardcover ist beim Splitter Verlag erschienen. Preis: 19,80 Euro.
Werbung